Montag, April 15, 2024

Sturm auf Windkraft — Und warum sie trotzdem teuer ist

Und warum sie trotzdem teuer ist

Deutschland will bis 2030 kräftig in dänische Windkraft investieren. Für den Kunden ändert sich dadurch zuerst einmal wenig. Grund ist das Merit-Order-Prinzip.

Kopenhagen/Berlin, 29. August 2022 | Deutschland hat sich den Zugang zu deutlich mehr Windenergie aus Dänemark gesichert. Das dänische Energieministerium teilte am Montag mit, die Übertragung solle dabei über die Insel Bornholm mit einem 470 Kilometer langen Netzkabel nach Deutschland erfolgen. Auf der Insel im dänischen Teil der Ostsee ist ein Energieverteilungszentrum geplant.

Gigantischer Ausbau

Von dort sollen bis 2030 mehrere Windparks im Meer Energie liefern – für Deutschland geht es um mindestens drei Gigawatt. Damit könnten 4,5 Millionen Haushalte versorgt werden. Die Investitionen und die künftigen Gewinne wollen sich beide Länder je zur Hälfte teilen.

Dänemark ist nicht das einzige europäische Land, das die angestrebte Energiegewinnung bis 2030 kräftig nach oben korrigiert hat. Auch Deutschland, das Vereinigte Königreich, Belgien und die Niederlande planen nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine mit deutlich mehr Strom aus Windenergie bis 2030.

Für Kunden trotzdem teuer

Dass die Kunden auch für Strom aus Windkraft derzeit tief in die Tasche greifen müssen, verdanken sie dem sogenannten Merit-Order-Prinzip, das seit der Liberalisierung der Energiemärkte konsequent Anwendung findet. Dabei bestimmt das teuerste Kraftwert, welches für die Sättigung des Strombedarfs notwendig ist, den Preis auf der Börse. Derzeit sind das teure Gaskraftwerke. Unternehmen mit niedrigen Erzeugerkosten, die etwa Wind- oder Wasserkraft erzeugen, machen durch das Prinzip hohe Gewinne, weil sie zu einem billigen Preis produzieren, aber gleich hohe Einnahmen lukrieren wie ein Gaskraftwerkt.

Erst wenn Wind, Atom- und Wasserkraftwerke ausreichend Strom für den Markt produzieren, dass keine Gas- und Kohlekraftwerke mehr gebraucht werden, würde sich der Preis reduzieren.

(reuters/dp/apa)

Titelbild: BO AMSTRUP / AFP / picturedesk.com

DanielPilz
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Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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6 Kommentare

  1. Ich habe gelesen, dass diese großen Windparks sogar das Klima und die notwendigen Winde sehr negativ beeinflussen sollen
    Aber auch der Ölverbrauch und sonstige Umweltgift in diesen Produkten sollen sehr gefährlich sein.
    Vom Vogelsterben ganz zu schweigen…

  2. Das Merit Order Prinzip muss man als gewerbsmäßigen Betrug klassifizieren. Die Kartellbehörde sollte das prüfen.

    • Ja das sehe ich auch schon lange so
      Schaut wieder aus, wie alles schon lange von langer Hand geplant?
      Der Gipfel dieser Täuschung ist die Verarschung mit dem Anbieterwechsel zur vorsätzlichen Vortäuschung, dass eben in diesen “Systemen” Wettbewerb herrsche?
      Die einen werden sogar wegen Übergewinne spezial besteuert und die anderen mit Millarden trotz doppelter Mehreinnahmen und weit mehr als die Gewinnler erhöhten auch noch vom Ruin gerettet, oder wohl besser die Versorgung der Bevölkerung damit gesichert, denn sonst müssten man diese Raubritterburgen ja sofort schließen

      Dieses Land und das dortige Politsystem ist nicht mehr zu fassen…
      Das einzige was mich noch trösten kann, ist der Gedanke, dass wir nicht so sind und uns das vermutlich alles nur einbilden – also Zähne zusammenbeißen und weiter geht die wilde Jagd…

  3. Es gibt halt nur einen Preis. Alles andere wäre ein Eingriff in die frei Gestaltung des Marktes.
    Würde das letzte Kraftwerk, dessen Erzeugung des Stroms am höchsten ist nicht dazugeschalten (eben wenn es keinen kostendeckenden Preis gibt), würde die Menge am Markt fehlen. Die Konsumenten und die Industrie würden sich um den (zu wenig) Strom streiten. Die einen bekommen gar keinen, die anderen, die Geld haben, müssen ihn teuer bezahlen. Auch nicht billiger! So ist halt der Markt, den die Gründungselite in die EU-Verfassung geschrieben hat. Ich jedenfalls war nicht dabei.

  4. Schade, daß die Energiepolitik nicht in Europa, sondern jenseits des Atlantiks bestimmt wird. Das das Gas aus der Pipeline weniger umweltfeindlich ist, als wenn man es z.B. aus den USA via Kühlschiff importiert, bedeutet nicht, daß es umweltfreundlich ist.

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