Sonntag, Mai 5, 2024

Prüfer sprechen Wien Energie vorerst von Spekulationsvorwurf frei

Nach einigen Tagen sind Wirtschaftsprüfer zum Schluss gekommen, dass die Wien Energie keine Spekulation betrieben hat. Der endgültige Bericht ist für kommende Woche angekündigt. 

Wien, 09. September 2022 | Drei Institute kommen nach wenigen Tagen Prüfung zur vorläufigen Einschätzung, dass es bei der Wien Energie keine Spekulation mit Strom gegeben hat. Endgültige Berichte von PwC, Ithuba und Freshfield soll es in einer Woche geben. Die bisherige Prüfung habe aber “keine Anzeichen für mögliche Spekulationsgeschäfte” ergeben, sagte Michael Sponring von PwC am Freitag vor Journalisten. Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke wies den Spekulationsvorwurf auf dieser Basis ebenfalls erneut zurück.

„Großhandels- und branchenüblich“

Alle Börsengeschäfte der Wien Energie hätten nur dazu gedient, Mengen und Preisrisiken abzudecken, “es wurden nachweislich keine spekulativen Handelsbücher geführt”, so Sponring. Auch seien alle gehandelten Produkte “großhandelsüblich” gewesen. Das Risikomanagement sei “branchenüblich” gewesen, es habe bisher keine Anzeichen für wesentliche Schwächen gegeben.

Wirbel nach Unterstützungsgesuch

Wien Energie hatte vor zwei Wochen überraschend beim Bund um eine Liquiditätshilfe in Milliardenhöhe angesucht, weil sie Sicherheiten für ihre Börsengeschäfte hinterlegen musste. Das sei durch eine Entwicklung am Freitag dem 26. August ausgelöst worden, bei der sich der Preisunterschied zwischen Gas und Stromhandel in einer nicht zu erwartenden Dimension vergrößert hat.

Hanke: Preissprung glich „Meteoriteneinschlag“

Die Wien Energie kauft mit Zukunftsverträgen Gas und verkauft Strom. Solange die Preise für beide Energieträger gleich stark schwanken, hat das Unternehmen wenig Probleme. An dem Tag sei aber Strom massiv teurer geworden, während sich der Gaspreis kaum bewegte. Der daraus entstehende Preisabstand zwischen den beiden Energieträgern sei mit Standardmodellen noch eine Woche davor zu 99,99 Prozent ausgeschlossen worden, so Sponring unter Berufung auf Berechnungen von Ithuba. Die Situation sei daher nicht erwartbar gewesen.

Auch der Aufsichtsratschef der Wien Energie, Peter Weinelt, betonte in der gemeinsamen Pressekonferenz, dass kein bekanntes Prognosemodell so einen Ausschlag wie an jenem Freitag vorhergesagt hätte. Hanke sprach gleich von einem “Meteoriteneinschlag”, der die Wien Energie getroffen habe.

Handel mit Futures „alternativlos“

Sponring empfiehlt der Wien Energie trotz der jüngsten Aufregung uneingeschränkt ihre Geschäfte weiter mit sogenannten Futures, also Börsenverträgen über künftige Gaskäufe und Stromlieferungen, abzusichern. Das sei “alternativlos”. “Es gab keine Option, um das Risiko zu reduzieren”, so Sponring.

Denn das Risiko, zur Absicherung der Geschäfte Liquidität beisteuern zu müssen sei besser handhabbar als die Alternativen: Beim Kauf am Spotmarkt gebe es das Preisrisiko, dass also Kunden wegen Preisausschlägen an der Börse sehr teure Energie zahlen müssten. Und bei direkten Verträgen mit Lieferanten (OTC) gebe es das Ausfallsrisiko. Liquidität gehe aber nicht verloren, während bei den alternativen Modellen Verluste drohen.

Hanke kritisiert Bund

Finanzstadtrat Hanke kritisierte auch den Umgang der Bundespolitik mit der Information über den Liquiditätsengpass der Wien Energie. Davon sei man in Wien “überrascht” gewesen. Wien habe sich “vertrauensvoll an einen Bundesminister, an eine Bundesregierung gewandt” und als Ergebnis habe es eine “ganz eigentümliche Mischung” zwischen allgemeinen Börsenthemen und Spekulationsvorwürfen gegeben. In der Schweiz hingegen habe es bei Liquiditätsproblemen des großen Energieversorgers Axpo diskrete Verhandlungen und dann die gemeinsame Verkündung der Lösung gegeben, verglich Hanke.

(apa/red)

Titelbild: ZackZack/ Christopher Glanzl

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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56 Kommentare

  1. “Endgültige Berichte von … Ithuba …” Ithuba, ist da nicht Wilhelm Hemetsberger involviert? Jener Hemetsberger, der da irgendwie in die Causa Christoph Chorherr verstrickt ist?
    Auch eine Familie.

  2. Gut, diese Sache wäre geklärt und jetzt wenden wir uns wieder der COFAG zu bzw. all den offenen Fragen, die sich in der Ära Kurz angesammelt haben.

    • des muss warten
      wir müssen no schwarz/blau I aufarbeiten
      dann kommt schwarz/blau II
      und DANN vielleicht da kurz und sei sauhaufen

  3. der viel entscheidendere punkt, über den wir eine öffentliche diskussion führen sollten wäre ja:

    wieso lassen wir – als gesellschaft – es überhaupt zu,
    dass kritische infrastruktur und lebensnotwendiger grundbedarf an derart volatilen märkten gehandelt werden darf?

    • wir lassen das nicht zu
      wir wollen das so

      würden wir das nicht wollen dann müssten wir anders wählen
      tun wir aber nicht

      ergo wollen wir das genau so haben

  4. Erstens, um die Glaubwürdigkeit des Prüfberichts zu beurteilen, muss einmal geprüft werden, wieviel Umsatz die 3 Prüfer direkt und indirekt mit der Stadt Wien bisher gemacht haben bzw. in der Zukunft machen werden, und auch, wer die Prüfer ausgesucht hat.
    Zweitens, geht es nicht um die Frage ob Termingeschäfte branchenüblich sind, ja das sind sie natürlich, sondern, ob die Art und die Dimension der Termingeschäfte betriebsnotwendig waren oder nicht. Generell kann ich keine Betriebsnotwendigkeit erkennen, wenn mehr Energie mit Terminkontrakten verkauft wird, als selbst produziert wird. Und wenn es nicht betriebsnotwendig ist, dann ist es Spekulation.

    • Ich verrate Ihnen jetzt vermutlich nichts Neues, der der auf diese Art des wirtschaften setzte, heißt Peter Weinelt. 2006 hat er damit begonnen, ein gesundes Unternehmen, sukzessive zu ruinieren. Und er ist ein sehr selbstverliebter Mensch, der meint, immer alles richtig zu machen.

      • Ich nehme an der Mann bekommt für sein Wirken auch so viel Geld, dass er mit gutem Gewissen glauben darf, dass er alles richtig macht. Und vermutlich auch noch eine erfolgsabhängige Prämie, die ihn zu noch grösseren Meisterleistungen anspornen soll. Das Ergebnis spricht für sich.
        Das wahre Fehlverhalten sehe ich beim Auftraggeber, bei den Eigentümervertretern. Vertreter deswegen, weil die Eigentümer sind alle Wiener Gemeindbürger. Diese Vertreter sind schuldig, eine personelle Fehlentscheidung getroffen und eine riskante Geschäftsstrategie genehmigt zu haben.
        Wobei, wenn es keine Spekulation war, dann ist eh alles in Ordnung – bezüglich Glaubwürdigkeit siehe oben.

        • Sie nehmen richtig an. Er hat auch als Einziger in der Führungsriege von Wien Energie einen nicht standardisierten Vertrag. Er hat darauf bestanden, Vorzüge wie zb. ein Stromdeputat durch andere Vertragsklauseln zu ersetzen. Das wiederum verdoppelte bis verdreifachte seine Vergütung im Gegensatz zu den anderen Damen und Herren der Holding. Seine Beziehungen ins Wiener SPÖ Milieu muss man wohl nicht explizit erwähnen. Die Strombörse dermaßen zu forcieren geht zb. völlig auf seine Kappe. Auch die Verschlechterung des Netzes. Er ist ein “Kaufmann”, kein “Techniker”. Ihnen sind garantiert die jetzt doch recht häufig gewordenen Stromausfälle in Wien geläufig. Das Resultat jahrelangen kaputtsparen, auch hauptsächlich sein Verdienst.

  5. Also die Wien Energie verkauft den Strom von ein paar kalten Wochenenden und dies mit Futures die der 3 fachen Gesamt-Produktion von einem Jahr entspricht.

    Was hat nun PwC geprüft? War das etwa eine Auftragsarbeit mit definierten Ergebnis?

    Hoffentlich bringt der Rechnungshof etwas mehr Licht ins Dunkel.

    Andere Landesgesellschaften arbeiten auch mit OTC…. d.h. die Aussagen sind schon extrem vorgegeben worden – PwC ist wohl überfordert oder spiel das Spiel mit.

    • Sie wiederholen Fakenews, die schon zum Monatswechsel widerlegt wurden.

      Ja, andere Landesgesellschaften arbeiten mit OTC, also komplett unbesichert. Wenn nun einer der Handelspartner dieser Gesellschaften ausfällt, verlieren diese bei der aktuellen Marktentwicklung wahrscheinlich zwei- bis dreistellige Millionenbeträge. Wie man das verhindern kann? Mit Sicherheiten.

  6. Die Bevölkerung wird mit dem Strom und Gaspreis erpresst, von der ÖVP weil ihre Freunde abkassieren und die Grünen, weils meinen sie sind dann die Umweltschützer..Für mich sind beide Verbrecher an der Bevölkerung

  7. i told you so …

    da wären unter normalen umständen wohl einige entschuldigungen fällig
    aber was ist heutzutag noch normal?

    man muss schon sagen, der brunner hat die gschicht mit der wien energie genial gemacht. soviel kreativität hätt ich dem vorarlberger gar nicht zugetraut und der ludwig hat sich dann ausgesprochen patschert angestellt. das wär dem häupl nicht passiert.

  8. Es muss doch eine Möglichkeit geben das die WE jetzt gegen die Herrschaften von FPÖ&ÖVP vorgeht.
    2 Mio. Kunden in Aufregung versetzt bzw. ein Unternehmen und dessen Mitarbeiter kriminalisiert.

  9. Die nächsten Verbrecher welche sich hier schuldig machen mit der Aussage
    Diese Regierung steckt mit den Stromanbietern unter einer Decke

    • Nau, samma jetzt enttäuscht dass es den blautürkisen Elefanten zrissen hat beim aufblasen. Jetzt bleiben halt wieder nur mehr Fetzerl über. Aber zumindest diese können sie sich aufs Hirn picken sie Möchtegernsozifresser

  10. Ob die ÖVP nun in betracht zieht, deren Führungsägide vorallem, die Anschuldigungen die medial doch sehr laut waren in der selben Lautstärke zu revidieren?

    • … von wahlkämpfenden Prätorianern wird das nicht erwartet, wie es zu vermuten gilt. (Die sind am Absaufen, da gibt es kein Pardon in dieser bürgerlich konservativen Jauche / diesem Pool voller Huren der Reichen)

  11. Gleichzeitig in Tirol: der ÖVP-Spitzenkandidat ist Aufsichtsratsvorsitzender eines Energieversorgers, der laut eigenen Angaben mit Steuergeld spekuliert:

    TIWAG Geschäftsbericht 2021, Seite 147: “Dieses „Eigengeschäft“ wird als eigenes Portfolio bewertet, in dem Arbitragegeschäfte und spekulativ abgeschlossene Geschäfte enthalten sind.”

  12. Hauptsache die ÖVP hatte ihre Bühne…Brunner sprach überhaupt gleich öffentlich von Spekulationen ohne die genauen Hintergründe zu kennen….man sollte ihn zur Verantwortung ziehen, schließlich ist so eine Aussage geschäftsschädigend für ein Unternehmen wie die Wien Energie…

    • … es ist nicht nur geschäftsschädigend, sondern insbesondere auch dem staatlichen Ansehen, bzw. der Wahrung der Versorgungssicherheit kritischer Infrastruktur, sowie für die Kreditwürdigkeit dieses Unternehmens abträglich. Eigentlich ein Grund, um über eine saftige Klage (§ 252) LAUT(!) nachzudenken – wie ich meine.

      • Die FPÖ hat das wieder einmal nichts kapiert und erstattet Anzeige gegen den Falschen, Hauptsache er kommt aus der SPÖ (und dann sogar noch aus der Wiener SPÖ)…..

        • … die werden ihre selbstgewählt erzwungene “Koalitions-Präferenz” rechts-rechts der Mitte zurück auf dem Weg nach Vichigrad doch nicht anschütten… !! (Blindlinks – pardon – blindrechts andienen geht genau so, wie Sie es schilderten – sind diese reaktionären Prätorianer doch die einzigen im Lande verbliebenen, die ihnen noch eine “Hand” dahin ggf. reichen würden…)

    • Dem hat´s vielleicht die Red’ verschlagen … aber nein, dem Nepp fällt sicher etwas passendes dazu ein! Wie immer.

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