»ZiB2«
Der Auftritt von Präsidentenkandidat Dominik Wlazny in der „ZiB2“ war zweifelsohne anders als der seiner Kontrahenten. Kaum einstudierte Phrasen, eingestandene Fehler und das Zugeben eines „Gesetzesbruchs“. Ein stark aufgelegter Armin Wolf brachte ihn trotzdem an seine Grenzen.
Wien, 28. September 2022 | Wenn man auf die sieben “ZiB2”-Interviews der Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl zurückblickt, wird man besonders zwei in Erinnerung behalten. Das des “Krone”-Kolumnisten Tassilo Wallentin und das von Bierpartei-Chef Dominik Wlazny.
Beide Interviews wurden von Armin Wolf geführt. Beide Kandidaten wurden an ihre Grenzen gebracht. Der Unterschied: Wie gut gecoached die beiden auf die kritischen Fragen Wolfs reagierten beziehungsweise vorbereitet waren.
Auf die Einstiegsfrage von Wolf, ob Wlazny ein besseres Staatsoberhaupt als Alexander Van der Bellen sei, führte der Bier-Parteichef ein sichtlich vorbereitetes Statement an: So schilderte er seinen Werdegang und erklärte, dass er „unverbraucht“ und unabhängig“ sei. Am Ende ging er auf die Frage direkt ein (Antwort: „Ja“). Das war aber auch schon die letzte einstudierte Antwort von Wlazny.
Denn es folgten für den Rest des Interviews Antworten, die auch direkt zu den Fragen passten – wenn auch mit einigen Pausen zum Nachdenken. Der große Unterschied zum Kontrahenten Wallentin, der unter ähnlichen Bedingungen bei Wolf Platz nahm, kristallisierte sich besonders bei einer Frage an Wlazny heraus.
Eine Seltenheit in “ZiB2”: “Tut mir leid”
Während Wallentin damit konfrontiert wurde, dass in seinen Kolumnen zahlreiche „falsche Fakten“ präsentiert würden, reagierte der “Krone”-Autor ohne Schuldeinsicht. Als Wolf ihm mehrere belegte Beispiele aufzählte, in denen Wallentin falsche Behauptungen verbreitet habe, antwortete der rechte VdB-Herausforder patzig: „Wie auch immer. Es ist jedenfalls richtig, was ich geschrieben habe.“
Auch Wlazny wurde am Dienstagabend in der „ZiB2“ hart in die Mangel genommen. So wurde er mit einem Zitat konfrontiert, wonach er behauptete, dass der amtierende Bundespräsident Alexander Van der Bellen sich nicht zur Abschiebung von Tina geäußert hätte.
Wolf legte dem Bierpartei-Chef jedoch ein scharfes Statement des Bundespräsidenten zur – später als rechtwidrig beurteilten – Außerlandesbringung des Mädchens vor. Im Gegensatz zu Wallentin gestand Wlazny dann seinen Fehler ein. „Tut mir leid, ich habe dieses Statement nicht im Kopf gehabt“, räumte der Bier-Parteichef ein.
Bei der Frage, ob Wlazny „illegale Drogen“ konsumiere, zeichnete sich ein ähnliches Bild. Zuerst antwortete er mit „Nein“. Etwas kleinlaut gestand er kurz darauf jedoch ein, einmal „einen Joint geraucht“ zu haben. Nach weiterem Überlegen folgte ein „Vielleicht auch zweimal“. Die wenigsten dürfte wohl überraschen, dass ein Punk-Rocker, der Chef einer (satirischen) Bierpartei ist, in seinem Leben schon einmal Marihuana konsumiert hat.
Übrigens: Auch Alexander Van der Bellen hatte im Wahlkampf 2016 zugegeben, einmal Marihuana konsumiert zu haben. Er könne sich „vage erinnern“, so der jetzige Bundespräsident damals. Konkurrent Gerald Grosz gab im „Kleine Zeitung“-Emoji Interview auf die Marihuana-Frage ein Zwinker-Smiley mit herausgestreckter Zunge an. Die Interpretation blieb dem Leser über.
Unverbrauchtheit als Segen und Fluch
Zurück zu Wlazny: Die Selbstdefinition der Unverbrauchtheit sollte sich auch an anderer Stelle bemerkbar machen. Etwa, als Wolf genauer wissen wollte, wie Eignungstests für Minister, ein Vorschlag Wlaznys, ablaufen sollen. Übercoacht wirkten die Antworten Wlaznys in diesem Segment eher nicht. Ein längeres Hin und Her, wonach das Auswählen von Ministern eigentlich die Aufgabe des Bundeskanzlers sei, schloss Wolf mit einem „Gut. Konkreter, glaube ich, wird es nicht“.
Deutlich sattelfester wirkte Wlazny hingegen bei Wolfs Frage, ob er damit zufrieden wäre, wenn er mit seinen Stimmen aus dem linken Spektrum Van der Bellen in eine Stichwahl gegen einen rechten Kandidaten zwingen würde. Wlazny konterte, dass es sich um die „alte Mär von Stimmen stehlen“ handle, und dass es bei der Wahl schließlich darum gehe, dass man den am besten Geeigneten wähle. Es gehe nicht um „taktische Überlegungen“. Auch die Antwort, wofür er demonstrieren würde, beantwortete er nach längerem Überlegen glaubhaft (Klimastreik). Fazit: Wlaznys Unverbrauchtheit ist zugleich Segen und Fluch.
Das gesamte Interview finden Sie hier.
(bf)
Titelbild: screenshot/orf