Samstag, April 20, 2024

Iran vor Wende: Auch Ölarbeiter streiken gegen Mullah-Regime

Iran vor Wende:

Die seit Wochen anhaltenden Proteste gegen das islamische Regime im Iran weiten sich zunehmend zu einer Revolution aus. Erste Ölarbeiter legten die Arbeit nieder.

 

Asaluyeh/Sanandaj/Teheran, 12. Oktober 2022 | Das radikalislamische Regime im Iran wird zunehmend nervöser. Denn in dem Staat am persischen Golf verlieren die staatlichen Ordnungshüter zunehmend die Kontrolle. Kolportierte Streiks in Öl- und Gasraffinerien könnten die Mullah-Diktatur noch weiter destabilisieren.

Von Öl und Gas abhängig

Der Export von fossilen Energieträgern ist der wichtigste Wirtschaftszweig im Iran. Sollte die Öl- und Gasindustrie komplett zum Erliegen kommen, wäre das ein schwerer Schlag für den Machtzirkel im Iran rund um den religiösen Führer Ali Khamenei. Im Internet, das von der iranischen Regierung stark eingeschränkt wird, kursieren zahlreiche Berichte und Videos über Arbeiter, die zur Unterstützung der landesweiten Proteste in den Streik eingetreten sind. Der Führung in Teheran scheint damit zunehmend das Ruder zu entgleiten.

Eskalierende Gewalt

Im kurdischen Landesteil im Nordwesten Irans eskaliert die Gewalt gegen die Bevölkerung unterdessen derzeit am schlimmsten. In der rund eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt Sanandaj sollen bewaffnete Sicherheitskräfte wahllos auf Zivilisten schießen.

Andernorts laufen Sicherheitskräfte zu den protestierenden Massen über oder Mütter entreißen ihre jungen Söhne den Sicherheitskräften, die wegen ihres brutalen Vorgehens zum kollektiven Feindbild der aufständischen Bevölkerung geworden sind.

Proteste reißen nicht ab

Hintergrund der Protestbewegung ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die in Gewahrsam der gefürchteten Sittenpolizei starb. Sie hatte ihr vorgeschriebenes Kopftuch nicht ordnungsgemäß aufgesetzt. Seit 16. September machen vor allem jüngere Frauen gegen die islamische Politkaste in Teheran mobil. Ausgehend von Hochschülerinnen und Studentinnen, die mehr Freiheit für Frauen fordern und ihr Kopftuch abnehmen, haben die Proteste längst breite Teile der Bevölkerung erreicht. Als Zeichen der Solidarität mit den revoltierenden Frauen, schneiden sich Frauen auf der ganzen Welt die Haare ab.

Im Zuge der gewaltsamen Auseinandersetzungen starben übereinstimmenden Berichten zufolge bereits mehr als 200 Menschen. Viele junge Menschen gelten außerdem als vermisst. Auch gegen protestierende Schülerinnen und Schuler wird mit äußerster Brutalität vorgegangen.

(dp)

Titelbild: ZackZack / Christopher Glanzl

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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2 Kommentare

  1. Der Hijab ist für die Mullahs im Iran die erste Verteidigungslinie. Wenn der Hijab fällt, werden nach und nach alle anderen Bollwerke auch fallen. Das lässt nichts Gutes hoffen.

  2. Eine erfolgreiche Revolution ist zu begrüssen, wenn sie dann auch zur Demokratie und zu persönlichen Grundrechten führt. Nicht selten sind aber solche Revolutionen in die Anarchie abgerutscht. Die Frage ist nämlch, soll dem Land geholfen, oder soll es nur gplündert werden? Leider neigen die USA zu Zweiterem.

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