Freitag, Dezember 13, 2024

»…Die ÖVP und das ganze Land den Bach hinunter…« – Schmid packt aus

Schmid packt aus

Am 21. Juni 2022 sitzt Thomas Schmid mit zwei Staatanwälten der WKStA in einem Büro in Graz. Er ist bereit, ein umfassendes Geständnis abzulegen. Am Beginn schildert er, wann und warum er mit Sebastian Kurz gebrochen hat.

Wien, 19. Oktober 2022 | Es hat „zwei Elemente bei mir gegeben, die dazu geführt haben, dass ich auch den Eindruck hatte, dass ich benutzt wurde. Sebastian Kurz hat mich rund um den Zeitpunkt der Hausdurchsuchungen angerufen und mir gesagt, ich müsse jetzt eine schriftliche Stellungnahme abgeben, wonach er nichts von all diesen verfahrensgegenständlichen Vorwürfen wisse und ich die ganze Schuld auf mich nehmen solle.“

Angst vor Wanzen bei Kurz und Schmid

Am Mittwoch, den 6. Oktober 2021, hat die WKStA die Hausdurchsuchungen im Bundeskanzleramt durchgeführt. Bald danach lädt Kurz Thomas Schmid zu einer Aussprache in die Politische Akademie der ÖVP in Wien-Meidling. Davor kommt es zu einem seltsamen Telefonat: „Ich habe davor mit Blümel telefoniert und ihn gefragt, ob er wisse, was Kurz wolle und ob dieser verwanzt sei. Blümel teilte mir mit, dass auch Kurz angerufen habe und gefragt habe, ob ich verwanzt sei.“

“Der spinnt”

Thomas Schmid trifft Kurz in der Politischen Akademie. „Kurz hat mir zunächst gesagt, er sei mir nicht böse.“ Aber Kurz überrascht Schmid. „Es gab dann in diesem Gespräch zwei Schlüsselsätze, nach denen ich mir gedacht habe ´Der spinnt´.“ Kurz erklärt Schmid, dass sein Sturz als Kanzler eine Katastrophe für Österreich wäre: „Es war nämlich so, dass Kurz sein eigenes politisches Fortkommen damit verknüpft hat, dass sonst die ÖVP und auch das ganze Land den Bach hinunter gehen werden.“

Kurz will Schmids Festplatte. „Er hat zu mir gesagt, ich solle ihm das „Kastl“ herausgeben, damit meinet er meine Chats und das Backup.“ Und wieder warnt Kurz: „Er meinte, er müsse sich jetzt selber um diese Chats kümmern, weil sonst die ÖVP und Österreich den Bach hinuntergehen.“

Schmid bricht mit Kurz

Schmid ist nicht bereit, sich für Kurz zu opfern. „Ich habe mir in weiterer Folge anwaltlichen Rat eingeholt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich die Box nicht übergeben und auch keine Erklärung unterschreiben werde, wonach ich die ganze Schuld auf mich nehme.“

Jetzt bricht Schmid mit seinem Parteichef: „ Kurz hat mich nach dem Gespräch aber noch sehr oft angerufen. Ich habe aber nicht abgehoben und auch nicht zurückgerufen.“ Schmid ist mit Kurz fertig: „Dieses Treffen war der letzte persönliche Kontakt. Ich habe danach nicht mehr mit ihm gesprochen.“

Ein halbes Jahr später spricht Thomas Schmid zum ersten Mal mit dem Staatsanwalt.

(red)

 

Titelbild: ZackZack / Christopher Glanzl

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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