Metaller-Lohnverhandlungen:
Nächste Eskalationsstufe in der Herbstlohnrunde: Der ÖGB erteilte den Beschäftigen der Metallindustrie die Streikfreigabe. Das Angebot der Arbeitgeber liegt weiterhin weit unter der Gewerkschaftsforderung. Auch in den Ordensspitälern formieren sich die Beschäftigten.
Wien, 28. Oktober 2022 | Seit Mitte September läuft die Herbstlohnrunde. Traditionell geben die Metaller die Stoßrichtung für alle anderen Lohnverhandlungen vor. Angesichts der Rekord-Inflation in Österreich war eines heuer schon im Vorfeld klar: Es sollte ein besonders hartes Feilschen werden. So fordern die Gewerkschaften PRO-GE und GPA für ihre rund 200.000 Beschäftigten in der Metallbranche eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 10,6 Prozent – was bei den Arbeitgebern bisher kalt abgeprallte. Diese beharren auch nach der dritten Verhandlungsrunde weiter auf ihrem Angebot: eine Gehaltserhöhung von 4,1 Prozent.
Jetzt fix: Warnstreiks freigegeben
Am Donnerstagabend folgte dann die nächste Zuspitzung: Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) erteilte den Metallern die Streik-Freigabe. Schon beim Einholen der Freigabe hieß es von der GPA: Die Geduld der Belegschaft sei am Ende. Zwei Tage später wurde die Wortwahl noch härter: “Jetzt muss mehr kommen, sonst wird ein Konflikt unvermeidbar”, twitterte GPA-Sprecher Daniel Gürtler am Donnerstag. Und auch für die beiden Chefverhandler Rainer Wimmer und Karl Dürtscher ist das Fass offenbar voll: “Es reicht. So können die Verhandlungen nicht weitergehen.”
Heute hat der @oegb_at uns die Streikfreigabe für die Metallindustrie erteilt. Die nächste Verhandlungsrunde am 3.11. ist entscheidend. 4,1% Angebot für Gehaltserhöhung ist ein schlechter Witz. Jetzt muss mehr kommen, sonst wird ein Konflikt unvermeidbar. @GewerkschaftGPA #PROGE
— Daniel Gürtler (@DMGuertler) October 27, 2022
Auch im Sozialbereich Streiks möglich
Auch in den Ordenspitälern wird der Ton rauer. Wie die Gewerkschaft vida mitteilte, habe man für die knapp 10.000 Beschäftigten schon einmal “vorsorglich” um Streikfreigabe angesucht. Das Ziel ihrer derzeit laufenden KV-Verhandlungen: 2.000 Euro Mindestlohn bzw. 500 Euro monatlich mehr.
“Die Beschäftigten brauchen so schnell wie möglich höhere Einkommen, damit sie ihre laufenden Rechnungen weiter begleichen können und nicht in der Schulden- und Armutsfalle landen”, so Gerald Mjka von der vida. Dass die Arbeitgeber – die zuerst dagegen waren – überhaupt zu den vorgezogenen Sonder-KV-Verhandlungen bereit waren, habe man nur mit Betriebsversammlungen und öffentlicher Aufmerksamkeit erreicht.
Am Donnerstag wurde beschlossen, weitere gewerkschaftliche Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Von 4. bis 10. November werden die Mitarbeiter befragt werden. Schon am 4. November findet eine Betriebsversammlung im Krankenhaus Speising statt. Bis dahin gibt es dann vielleicht auch schon die Streik-Freigabe.
(am)
Titelbild: ZackZack/Christopher Glanzl