AMS-Chef in »ZiB2«:
AMS-Chef Johannes Kopf sorgte am Mittwoch in der “ZiB2” mit dem Vorschlag, dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, für Aufsehen. Nach Österreich geflüchtete Ukrainer sollen demnach künftig mehr Geld vom Staat bekommen, dafür aber mit dem AMS kooperieren und Angebote annehmen.
Wien, 03. November 2022 | Von den 90.000 in Österreich registrierten ukrainischen Vertriebenen gibt es laut AMS-Chef Johannes Kopf ein Potenzial von 45.000 Leuten, die für den heimischen Arbeitsmarkt interessant wären. Dieses werde jedoch nicht genutzt.
25.000 ohne Arbeit und nicht beim AMS registriert
Wie Kopf am Mittwochabend im “ZiB2”-Interview vorrechnete, seien derzeit nur 7.000 Ukrainer, die vor dem russischen Angriffskrieg nach Österreich geflüchtet sind, hierzulande in Beschäftigung. 8.000 seien beim AMS gemeldet. Es fehlten rund 25.000. „Und ich sage Ihnen ganz offen, das macht mir Sorge“, so der AMS-Chef.
Zwar verstehe Kopf die Ambitionen der Menschen, sobald wie möglich wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Angesichts des nach wie vor hohen Arbeitskräftemangels in Österreich lädt er sie aber dazu ein, sich beim AMS zu registrieren und dessen Angebote, wie etwa Deutsch zu lernen, anzunehmen.
Kopf appelliert an Ukrainer, Sprache zu erlernen
“Planen Sie auch eine alternative Zukunft, zumindest eine temporäre, in Österreich. Das heißt, lernen Sie unsere Sprache mit unserer Hilfe und versuchen Sie dann auch einen Job zu finden”, appelliert Kopf auch in Hinsicht dessen, dass Rufe aus der Ukraine kämen, die Menschen sollten über den Winter im Ausland bleiben, weil die Versorgung dort nicht sichergestellt sei.
Dass eine reine Einladung hierbei nicht ausreicht, gibt aber auch Kopf zu. Vielmehr brauche es politische Maßnahmen. Das würde bei der Zuverdienstgrenze zur derzeitigen Grundversorgung anfangen. Diese ist derzeit mit 110 Euro noch sehr niedrig angesetzt. Das Innenministerium befinde sich aber laut Kopf mit den Ländern derzeit in Verhandlungen, diese zu erhöhen.
Mindestsicherung statt Grundversorgung
Der eigene Vorschlag des AMS-Chefs sieht aber etwas anderes vor. Man müsse die Menschen heraus aus der Grundversorgung hinein in die Sozialhilfe bzw. in Wien in die Mindestsicherung bringen. Laut Kopf ein guter Deal: Vertriebene würden damit mehr Geld bekommen, unter der Bedingung, mit dem AMS zu kooperieren und die Angebote anzunehmen. Aus der Sicht des AMS-Chefs wäre das „ein wesentlicher Anstoß“, um den Menschen einen freien Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen und bürokratische Hürden zu überwinden.
Das ganze Interview können Sie hier nachsehen.
(mst)
Titelbild: Screenshot/ORF TVthek