Freitag, März 29, 2024

Vermögenssteuer: AK-Präsidentin schrieb an reichste Österreicher

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl hat den 100 reichsten Österreichern einen Brief geschrieben und sie aufgefordert, sich öffentlich für eine Vermögenssteuer einzusetzen.

Wien, 08. November 2022 | Die laut „trend“-Magazin 100 reichsten Menschen in Österreich haben am Montag Post von Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl bekommen. Darin konfrontiert Anderl sie mit der Vermögens- und Steuerlastverteilung in Österreich: 100 Menschen in Österreich haben so viel Vermögen wie 5,5 Millionen Menschen in Österreich, unter ihnen auch 1,5 Millionen arme oder armutsgefährdete Personen. Gleichzeitig stammen knapp 85 Prozent des Staatsbudgets aus Steuern auf Konsum und Arbeit, aber nur 1,4 Prozent aus vermögensbezogenen Steuern. „Das ist auch im internationalen Vergleich sehr wenig“, schreibt Anderl.

Appell an die Vermögenden

In ihrem Brief fragt Anderl ganz offen, ob die reichsten 100 gerne mehr beitragen wollen: „Um die zukünftigen Herausforderungen zu bewältigen, sind wir alle gefordert – vor allem jene, die es sich leisten können. In einer gerechten, solidarischen Gesellschaft gebe es keine Armut. „In einer solidarischen Gesellschaft müssen die Wenigen mit sehr viel Vermögen mehr zum allgemeinen Wohlstand beitragen“, schreibt Anderl und appelliert für eine Vermögenssteuer „auf Basis international anerkannter Vermögenskonzepte und Bewertungsregeln“. Das brächte jährlich etwa 5 Milliarden Euro mehr, so Anderl. „Aus diesem Grund würde ich mich sehr freuen, wenn Sie öffentlich und gegenüber der Politik erklären, dass Sie es gerecht finden, wenn Reiche künftig mehr Steuern bezahlen als bisher.“

Kein „Charity-Staat“

Sie wolle nicht in einem „Charity-Staat“ wie den USA oder Großbritannien leben, in dem „soziale Sicherheit von privatem Wohlwollen abhängt und nicht für alle als Menschenrecht gewährleistet ist.“ Österreich brauche Geld für bessere Schulen, bessere Gesundheitsversorgung, für die Pflege, den Klimaschutz und zur Absicherung Arbeitsloser. „Mehr Sozialstaat bedeutet mehr Sicherheit für alle, er stärkt den sozialen Frieden und ermöglicht ein gutes Zusammenleben für alle“, so Anderl. Dieser läge bestimmt auch den reichsten Österreichern am Herzen.

Von Reichen und Armen

Auf der „trend“-Liste der reichsten Österreicher sind Familien neben Einzelpersonen aufgeführt. Auf Platz 1 liegt der Familien-Clan Porsche und Piëch (Vermögen von 41,6 Milliarden Euro), dahinter lag bis zu seinem Tod im Oktober auf Platz 2 und damit als reichste Einzelperson Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz (Vermögen von 24,9 Milliarden Euro). Den Großteil seines Vermögens erbt laut „trend“ nun sein einziger Sohn Mark. Auf Platz 3 liegen mit ordentlichem Abstand Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg, die hinter Zuliefer-Unternehmen für die Automobil- und Maschinenbauindustrie stehen (Vermögen von 6,4 Milliarden Euro). Auf Platz 4 liegen die Erben von Billa-Gründer Karl Wlaschek (Vermögen von 5,4 Milliarden Euro), dahinter auf Platz 5 der Bauunternehmer und Investor Georg Stumpf (Vermögen von 5 Milliarden Euro).

Im krassen Gegenteil dazu stehen die Steckbriefe fünf armer oder armutsgefährdeter Personen, die Anderl ihren Briefen beigelegt hat. Aufgrund von Schicksalsschlägen müssen sie sich und teils auch Kinder mit unter 1.400 Euro monatlich versorgen.

(pma)

Titelbild: TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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24 Kommentare

  1. Liebe Frau Anderl, super!

    Wenn das Geld für die Menschen im Land verwendet werden soll, und nicht für weggeschmissene Impfdosen und Überförderung von tadellos laufenden Unternehmen, dann muss das Geld zweckgebunden sein…. Mehr Steuern heißt ja nicht, dass diese dann sinnvoll verwendet werden. Ob es nicht eine Idee wär die Höchstbeitragsgrundlage der SV abzuschaffen?

    Das könnte auch das Pensionsproblem lösen. Und nein, ich glaub nicht dass die 100 gestopftesten Österreicher freiwillig zustimmen. Es braucht Gesetze, und dafür braucht es eine untadelige Bundesregierung…..

    • Die Höchstbemessung ist ein Ansatz & kann nicht über Stiftungen umgangen werden;
      Im übrigen gelten alle relevanten vermögensbezogenen Steuern als Einkommenssteuer-sogar die Inflationssteuer auf nominelle Gewinne (27,5% ab dem 1.€ ) ohne Spekulationsfrist…

  2. Die Horten wird vermutlich nur den Stinkefinger zeigen.
    Nichts zum Reichtum beigetragen aber eingeheiratet.
    Wehrt sich mit Händen und Füßen gegen Vermögensteuern. Eine alte Schachtel, die auf Vermögen sitzt und nichts beiträgt. Nutzlose alte Schachtel.

  3. lol. amerikanische zustände.
    sind die huren der reichen zu feig, entsprechende gesetze zu erlassen, oder fürchten sie um bestechungsgelder?

  4. Man könnte auch Selbstbedienungsläden, wie Kammern und Gewerkschaften abschaffen. Da würde man sich viel mehr ersparen.

  5. Der steuerliche Ertrag wäre nur gering, aber der bürokratische Aufwand für alle Österreicher wäre riesig und die staatliche Überwachung wäre wieder einen Schritt weiter.

    • Das Beispiel Schweiz zeigt, dass man dort mit dem Ertrag zufrieden ist und dass der bürokratische Aufwand minimal ist.

    • Blääädsinnige Behauptung !
      Der Aufwand ist nicht der Rede wert.
      Die einnahmen wären schon interessant.
      In Südkorea ist der reichste Mann ( Milliardär ) verstorben – Einnahmen über 8 Milliarden.
      In Österreich sind die reichste Frau und der reichste Mann verstorben – Einnahmen null – das waren auch Milliardäre.

    • Ich lade Sie ein, Ihren nick zu überdenken, bei den Abstrusitäten, die Sie hier verbreiten.

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