Donnerstag, April 25, 2024

Mutter-Kind-Pass: Ärzte warnen vor Ende, Rauch beruhigt

Mutter-Kind-Pass:

Ärzte warnen, der Mutter-Kind-Pass könnte ab Ende des Jahres keine Kassen-Leistung mehr sein. Gesundheitsminister Rauch verspricht eine Einigung.

Wien, 10. November 2022 | Die Verhandlungen um den Mutter-Kind-Pass erreichen einen hitzigen Höhepunkt: Die Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer hat am Mittwoch davor gewarnt, dass der Mutter-Kind-Pass ab Ende des Jahres keine Kassenleistung mehr sein könnte.

Seit Wochen laufen Verhandlungen zwischen den Ärztekammern und dem Gesundheitsministerium, bisher ohne Einigung. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) versicherte Donnerstagvormittag via Twitter, der Mutter-Kind-Pass würde weiterhin existieren und Untersuchungen würden auch in Zukunft öffentlich finanziert.

Rauch verspricht Ergebnisse

Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Edgar Wutscher, sprach in einer Aussendung am Mittwoch davon, dass „wir bislang von der Politik nur Lippenbekenntnisse bekommen haben.“ Gesundheitsminister Rauch sagte am Donnerstag, die Verhandlungen befänden sich „in den finalen Zügen“ und „es wird mancherseits medial Druck ausgeübt, um ein bestmögliches Verhandlungsergebnis zu erzielen.“ Er versprach, dass schon bald „ein fertiges Paket“ präsentiert würde und bat um Geduld.

Auf Nachfrage sagte Wutscher gegenüber ZackZack: „Mich freut das wahnsinnig, dass er das getwittert hat, aber das sind immer noch Worte und keine Taten.“ Seit Wochen höre man, es werde eine Einigung geben, werde aber damit vertröstet, dass diese oder jene Stelle noch blockiere. „Ich erwarte mit großer Freude und Spannung, dass uns das Ministerium kommende Woche einen tollen Vorschlag macht“, so Wutscher.

Erste Tarif-Anpassung seit 28 Jahren

Rauch betonte auch, der Mutter-Kind-Pass werde derzeit weiterentwickelt und modernisiert, Tarife und Leistungen würden in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten zeitgemäß gestaltet. Seit 28 Jahren, also seit 1994, hat es für die Leistungen des Mutter-Kind-Passes keine Wertanpassung gegeben. Wieso? „Weil wir Ärzte manchmal gutmütige Trotteln sind, die von der Systematik des Mutter-Kind-Passes überzeugt sind, weil wir hier ein europaweit vorzeigbares Modell geschaffen haben“, so Wutscher.

Die jährlichen Honorarverhandlungen werden mit den Sozialversicherungen geführt, der Mutter-Kind-Pass wird aber aus dem Familienlastenausgleichsfonds des Familienministeriums, vom Gesundheitsministerium und von den Krankenversicherungsträgern zusammen finanziert. Dementsprechend hätte es da eigene Verhandlungen geben müssen. Man habe immer wieder Aufbesserungen gefordert, so Wutscher, nun sei, „sicher auch der derzeitigen Inflation geschuldet“, dass der Kochtopf explodiert. Geht es nach ihm, soll es bis zur nächsten Valorisierung der Leistungen des Mutter-Kind-Passes jedenfalls nicht noch einmal 28 Jahre dauern.

Private Abrechnung in Arbeit

Sollte es tatsächlich zu keiner Einigung kommen, würden die Mediziner die im Pass angeführten Untersuchungen dann nicht mehr als Kassenleistung anbieten. „Wir werden uns auch weiterhin um die werdenden Mütter und ihre Kinder kümmern, damit diese nicht unverschuldet ohne Versorgungsplan dastehen“, sagt Bundes-Fachgruppenobmann Thomas Fiedler. Derzeit erarbeite man eine private Abrechnungsmöglichkeit, damit die Untersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes weiter absolviert werden können.

(pma/apa)

Titelbild: BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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12 Kommentare

  1. Die Grünen könnten in Vorarlberg zumindest verhindern, dass die VKW zur Steuervermeidung das Heimfallrecht der Liegenschaften an das Land kaufen und so Steuern nicht bezahlen.

    Steuern vermeiden und so die Finanzierung von Schulen und Krankenhäusern gefährden ist jedenfalls nicht nachhaltig oder enkeltauglich. Finanzminister Brunner sollte da eigentlich auch etwas dagegen haben. Es scheint im aber egal zu sein.

  2. Seite 186 im Regierungsprogramm 2020-2024:
    Weiterentwicklung Mutter-Kind-Pass zum ElternKind-Pass bis zum 18. Lebensjahr
    – Aufnahme von standardisierten und qualitätsgesicherten Screenings zur psychischen Gesundheit, zu Ernährung und sozialer Kompetenz
    – Schaffung von Therapieoptionen

    Schauen wir mal was die jetzt wieder alles verpfuschen!
    Einhaltung der Sideletter dürften wichtiger sein!

      • hängt die Familienbeihilfe wirklich von den Untersuchungen ab?
        Nö, da gehts ums Kinderbetreuungsgeld = Karenzgeld

        Die Familienbeihilfe ist unabhängig vom Verdienst der Eltern und richtet sich nach dem Alter Deines Kindes. Zusätzlich können Eltern in der Karenzzeit das Kinderbetreuungsgeld erhalten.

        Arg, das das Karenzgeld von Untersuchungen abhängig ist.

        • diese Koppelung ist aber nichts neues und auch gut so. denn sonst würden viele, vor allem aus den gesellschftlich schlechter gestellten schichten, all diese notwendigen untersuchungen nicht machen, und die folgen für die kinder und in weiterer folge für das gesundheitssystem wären fatal.

          • Ja… leider ist die Gesellschaft nicht immer perfekt. Ob jetzt schlechter oder besser gestellt sagen auch nicht wirklich die Stempel bei besser gestellten die Perfektion in einen Stempel aus.

          • oh nein die stempel sagen nichts über einen menschen aus, es zeigt sich nur aus der erfahrung meiner frau die im gesundheitswesen bei kindern arbeitet…………..

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