Samstag, Juli 27, 2024

Nach Sobotka-Flügel: Blimlinger will Parlaments-Orchester

Wolfgang Sobotkas 3.000 Euro Gold-Piano sprang die grüne Kultursprecherin Eva Blimlinger zur Seite. Sie will sogar ein ganzes Parlamentsorchester.

Wien, 16. November 2022 | Wolfgang Sobotkas Bösendorfer-Flügel, der den Steuerzahler monatlich 3.000 Euro kostet, erregt noch immer das Parlament. Die Opposition kritisierte den Nationalratspräsidenten für sein Leih-Piano scharf. FPÖ-Chef Herbert Kickl sprach etwa von einer „Wahnsinnsidee“ Sobotkas. Der goldbesetzte Flügel sei als Ausdruck der Bescheidenheit der Politik zu verstehen, so Kickl sarkastisch.

Drei Existenzen versus Sobotkas Golf-Flügel

SPÖ-Mandatar Christian Drobits verglich die Mietkosten für den Bösendorfer-Flügel mit den Lebenshaltungskosten armutsgefährdeter Personen. Die Existenzen von drei Menschen mit Mindestsicherung seien nach der Rechnung so viel wert wie die Ausgaben für das Klavier.

Auf Seiten der NEOS zählte Mandatar Nikolaus Scherak auf, wofür man das Geld im Sinne des Parlaments auch verwenden könne – etwa für einen Ausbau des Rechts- und Legislativdienstes oder mehr Ressourcen für die Mitarbeiter.

Die ÖVP sieht dies naturgemäß ganz anders. Als „billige Polemik“ kanzelten es die Abgeordneten am Dienstag ab.

Die türkise Abgeordnete Bettina Rausch begrüßte, dass das Hohe Haus doch auch ein Ort für Kulturveranstaltungen sei. Präsident Sobotka habe den Umbau mit Umsicht und Weitsicht gestaltet. Kultursprecherin Maria Großbauer meinte gar: “Wir brauchen ein Klavier im Parlament – auf jeden Fall.”

Grüne will ganzes Orchester für Parlament

Überraschend: Sobotka erhielt für seine Klavier-Leihe, die im Jahr auf 36.000 Euro insgesamt kommt, Unterstützung von den Grünen. Die grüne Kultursprecherin Eva Blimlinger bezeichnete die Opposition als „kunstfeindlich“. Statt nur eines Klaviers wünscht sich Blimlinger „fast so etwas wie ein Parlamentsorchester“.

„Es nimmt schon einigermaßen wunder, welche Kunstfeindlichkeit die Oppositionsparteien haben, wenn sie sich auf über ein Klavier aufregen. Ich kann nur sagen: Dem Parlament tut Kunst gut, und es tut gut, wenn es ein Klavier gibt, wenn dort gespielt wird, wenn all die Festveranstaltungen, die wir haben, durch Musik begleitet sind“, echauffierte sich die Grüne.

Blimlinger an Medien: “Richtigstellen!”

Blimlinger schoss allerdings noch am Dienstagabend nach. Nach der Berichterstattung durch den ORF über Sobotkas Klavier wählte Blimlinger auch scharfe Worte an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der ORF habe behauptet, dass die Finanzierung aus dem Kulturbudget käme. Blimlinger, immerhin auch Mediensprecherin der Grünen, entgegnete mit forschem Ton, dass es aus dem Parlamentsbudget käme. Die auf Twitter verlinkten Accounts hatten dabei die Klavier-Meldung zum großen Teil gar nicht gebracht. Blimlinger schalt sie dennoch: “Richtigstellen!”

(bf)

Titelbild: Screenshot: ORF

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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