Samstag, Juli 27, 2024

Kurz: Kampagne, »weil man mich in Wahlen nicht schlagen konnte«

Altkanzler Sebastian Kurz beklagte sich im Stern-Interview über praktisch alles. Er habe nichts “Böses getan, außer einmal jemanden ‘Arsch’ genannt zu haben”.

Wien, 30. November 2022 | Gegen den ehemaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ermittelt nun seit mehr als einem Jahr die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Die Liste der Vorwürfe: Falschaussage vor dem Untersuchungsausschuss, Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit. Für ihn selbst allerdings deute nichts darauf hin, dass man ihm „etwas Strafrechtliches vorwerfen könnte“, wie er am Mittwoch dem deutschen Magazin „Stern“ im Interview offenbarte.

Kurz beklagt sich über Schmid

Kurz beteuerte erneut seine Unschuld: “Was diese strafrechtlichen Vorwürfe anbelangt, freue ich mich schon auf den Tag des Freispruchs, weil ich mir nichts zuschulden habe kommen lassen.”

Das einzig Böse, dass Kurz laut eigener Aussage getan habe, sei, dass er einmal geschimpft habe: “Jeder kann sehen, dass ich nichts Böses getan habe, außer einmal jemanden ‘Arsch’ genannt zu haben.” Als “Arsch” bezeichnete Kurz seinen Vorgänger Reinhold Mitterlehner.

Viel eher schoss er sich erneut auf den angehenden Kronzeugen Thomas Schmid ein, der in einem fast 500 Seiten langen Geständnis zahlreiche ÖVPler und Wirtschafts-Granden schwer belastete. Über Schmid meinte Kurz: „Jetzt hat sich ausgerechnet derjenige, der mehrerer Straftaten überführt ist, angeboten, straffrei auszugehen, indem er gegen mich aussagt” und „es gibt nichts, das darauf hinweist, dass seine Aussage stimmt”

Kurz beklagt sich über Medien-Kampagne gegen sich

Bereits seit Bekanntwerden von Schmids WKStA-Geständnis versucht der Ex-ÖVP-Frontmann den ehemaligen ÖBAG-Chef als Lügner darzustellen. Kurz sieht weiterhin sein heimlich aufgezeichnetes Telefonat mit Schmid als seinen Trumpf im Ärmel. Am Montag überreichte es der Altkanzler bei seiner mehrstündigen Einvernahme bei den Korruptionsermittlern an die Staatsanwaltschaft. Der Inhalt des Bandes ist bereits bekannt. Kurz verlas ausgewählten Journalisten bei einem Hintergrundgespräch in Laientheater-Manier das Transkript des Gespräches. Ex-BZÖ-Politiker Stefan Petzner veröffentlichte die Audio-Datei des Telefonats.

Doch nicht nur gegen Schmid teilte Kurz aus. Er sehe sich durch die Medien zu Unrecht vorverurteilt. Diese würden eine Kampagne gegen ihn fahren, „weil man mich in Wahlen nicht schlagen konnte.“

(bf)

Titelbild: HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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