Dienstag, April 23, 2024

Rohrer nimmt Nehammer auseinander – »Mann ohne Eigenschaften«

Journalistin Anneliese Rohrer ist bekannt dafür, dass sie sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Bei „Puls24“ rechnete sie zum einjährigen Nehammer-Jubiläum mit dem Kanzler ab.

 

Wien, 09. Dezember 2022 | Am Dienstag war die erfahrene Journalistin Anneliese Rohrer bei „Puls24“ zu Gast. Dort sollte sie zur einjährigen Kanzlerschaft von Karl Nehammer (ÖVP) eine Bilanz ziehen. Es wurde dann allerdings eine Abrechnung mit den Entscheidungen des ÖVP-Chefs. Zusammenfassend bilanzierte Rohrer den Kanzler als „Mann ohne Eigenschaften“. Die Worte und Taten Nehammers würden schwer auseinanderklaffen. So sagte er zwar zu Beginn seiner Kanzlerschaft, dass er die Opposition mit an Bord holen wolle, passiert ist dies allerdings nicht. Es erinnere vieles für Rohrer an die Sebastian Kurz-Zeit.

Fleischmann-Rückkehr ein “Verzweiflungsakt”

Selbiges gilt bei den Ermittlungen gegen Sebastian Kurz und Co. „Vernunftmäßig“ seien Nehammers Entscheidungen in dieser Causa für Rohrer nicht erklärbar. Etwa durch die Bestellung von Gerald Fleischmann zum neuen ÖVP-Kommunikator. Als „Verzweiflungsakt“ bewertet Rohrer die Rückkehr von “Mr. Message-Control”. Fleischmann ist genauso Beschuldigter, wie Thomas Schmid in der Inseraten-Causa. Hier bewerte Nehammer allerdings mit zweierlei Maß. Das seien Handlungen, „wo du dir denkst, ob die wissen, was die überhaupt tun“, so die Journalistin.

“Ein veritabler Flop”

Gleich die erste Aktion unter Fleischmann sei ein „veritabler Flop“ gewesen. Nehammer lud in der Woche vor seinem Jubiläum ausgewählte Journalisten zu einem Hintergrund-Gespräch ein. Thema sollte allerdings nicht seine Bilanz, sondern eine überlange Sperrfrist werden. Das Kanzlergespräch sei am Ende „zu seinem Schaden“ gewesen. Keinen hätte interessiert, was er unterbringen wolle, sondern nur die danebengegangene Inszenierung. „Ein Desaster“, wie Rohrer zusammenfassend schließt.

Auch der ÖVP-Koalitionspartner, die Grünen, kommt bei der Journalistin auf keine ausbaubare Bilanz. Für den Juniorpartner wäre eigentlich viel mehr Platz in der Koalition. Für Überraschungen sind die Grünen allerdings nur gut, wie weit sie sich an die ÖVP anpassen, etwa bei der Medienpolitik. Die Grünen hätten nur ein wirkliches Ziel: die Koalition bis 2024 durchtragen.

(bf)

Titelbild: Screenshot: Puls24

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

20 Kommentare

  1. Was die Grünen Betrifft (über die T-ÖVP zu reden , ist sinnlos) , da liegt die Fr. Rohrer total richtig , letzter Beweis (von vielen) : Bezügl. Schengen , was da Karner und Nehammer veranstalten mit dem ablehnenden Einspruch (Bulgarien , Rumänien) halte wir Grünen für komplett falsch , wir gehen aber im Gleichschritt mit unseren Freunden der Türkisen-ÖVP . “Wir möchten diese Legislaturperiode durchdrücken , oder würdet ihr verdammten Grünnörgler auf die Kohle (Geld) verzichten” ??

  2. Schön, dass sie ihn auseinandernimmt. Anders als nach der Wien-Wahl, als sie das Blümel-Ergebnis so hochlobte.

  3. Dieser großen Journalistin meinen uneingeschränkten Respekt; vor Jahrzehnten in einer TV-Diskussion die prägenden Worte über Vrantz – die ihre Unabhängigkeit stärkten über Kanzler Vranitzky “sowas von Nichts wie er vorzuweisen hat” … 😮

  4. Message Control ist wieder voll aktiv! In der ÖVP-Schleimerpresse „Kleine Zeitung“, wurde die UA-Befragung von MiLei in 5,5 Viertelzeilen (in „Berater stützt Schmid und zahlt Geld an Bund zurück“), optimal versteckt.

  5. Grande Dame der alten Journalistengarde die die Bezeichnung Journalist noch verdienen, im Gegensatz zu den heute käuflichen Schmierfinken, mehr ist dazu nicht zu sagen.

      • Ja sie wäre zumindeste für mich wesentlich glaubwürdigt und konnte ich leider oft beobachten, dass sie die Chancen dafür nicht wirklich nutzte…
        Gerne würde ich das anders sehen, aber immerhin hat sie nun und soll mach vielleicht auch besser nach Vorne und nicht zu viel zurück schauen…

        • Schon richtig, ich schätze Frau Rohrer, aber nicht immer hat sie während der türkisen Kurz-Regierung eindeutig Stellung bezogen. Sie hat des öfteren um den heißen Brei herumgeredet.

    • “spät darauf? – Meiner Meinung nach viel zu spät”? Listen sie jene auf, die auch jetzt noch nicht …?
      Frau Rohrer eine Dame, über jede Kritik erhaben!

      • Listen sie mir doch diese auf, welche nun unabhängig endlich so berichten und dazu recherchieren, wie sie seit vielen Jahren schon müssten?

  6. Hemmungslose Freunderlwirtschaft führt halt irgendwann zu einem inzüchtigen Haufen mit desolatem Genpool. Das war ja auch der Grund warum man in einem wie dem Kurz den letzten Rettungsanker gesehen hat. Der Anker erweist sich jetzt als Klotz am Bein und der Genpool ist genauso desolat wie vorher. Da ist es schon egal, ob man in den Reihen Leute hat die als Beschuldigte gelten oder Hampelmänner ohne Eigenschaften, es ist halt sonst nix da bei der ÖVP weil man nichts anderes geduldet hat.

  7. Unmenschlichkeit ist eine der menschlichsten Eigenschaften, vorallem in den Reihen der ÖVP. Herr Nehammer ist weniger repräsentativ als der viel gerühmte “seelenlose Stahlbolzen”.

  8. Das Peter-Prinzip: in hierarchischen Systemen steigt man so weit auf, bis man auf einem Posten sitzt, für den man vollkommen unterqualifiziert ist. Das ist halt das Problem, daß es an der Spitze der ÖVP nur mehr Überforderte und Unterqualifizierte gibt. Man kann Nehammer gegen irgendeinen anderen austauschen, es bleibt g’hupft wir g’hatscht.

    • In korrumpierten Systemen geht die Demokratie drauf und Inkompetenz und Kapital werden als Leistung verkauft.
      Diese Idioten von heute haben das aber nicht erfunden, nur hochgetrieben.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!