Sonntag, Mai 5, 2024

»Im Zentrum« zu Pflegenotstand – Hacker: »Haben eine Macho-Kultur, die weg gehört«

Das ist eine Unterüberschrift

Was tun gegen den Pflegenotstand? Eine ORF-Diskussion am Sonntag gipfelte in der Frage um die Wertschätzung gegenüber dem Pflegeberuf. Mit einer klaren Ansage seitens SPÖ-Stadtrat Hacker.

Wien, 12. Dezember 2022 | Es wäre wohl nicht nur ein „Im Zentrum“ nötig, um all die vielen Baustellen im österreichischen Gesundheitssystem abzuhandeln. Die Diskussionsrunde am Sonntagabend bot zumindest Ansätze, Wünsche und Vorschläge von allen Seiten, wie man die Situation verbessern könnte.

Denn diese ist dramatisch, und sie hat sich auch jetzt, wo Corona zunehmend in den Hintergrund rückt, nicht erholt. Eine Infektionswelle bei Kleinkindern bringt Ambulanzen und Stationen an ihre Grenzen, auch die Influenza trägt einen großen Teil dazu bei.

“Wie gehen wir mit der Pflege um?”

Doch das Problem liegt tiefer und ist nicht erst seit Ausbruch des Coronavirus präsent: Es gibt einfach zu wenig Personal. Zu viele Personen zieht es nach kurzer Zeit wieder aus dem Beruf, zu wenige wollen ihn gar nicht erst ergreifen. Und das liege nicht nur an den finanziellen Anreizen, wie betroffene Pflegekräfte aus dem Studiopublikum als auch die Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, Elisabeth Potzmann, am Sonntagabend im ORF betonten.

Es gehe vielmehr um die Frage „Wie gehen wir mit der Pflege um?“, so Potzmann. Es brauche mehr Wertschätzung. Auch aus sämtlichen Gremien, wie etwa der Corona-Kommission, hätte man Vertreter aus der Pflege ausgeschlossen.

Pflegekräfte aus Kolumbien

Warum das so ist, konnte leider nicht beantwortet werden. Vertreter aus dem Gesundheitsministerium waren an diesem Abend nicht anwesend. Minister Johannes Rauch (Grüne) sagte krankheitsbedingt ab, die Generaldirektorin für die Öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, nahm die Einladung zur Diskussion nicht an.

Und so hatten stattdessen der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und sein Salzburger Pendant, Christian Stöckl, ihre Müh und Not, den Anwesenden Vorschläge seitens der Landespolitik zu unterbreiten. Stöckl verwies auf ein Projekt, das es bald ermöglichen soll, gut ausgebildete Pflegekräfte aus Kolumbien nach Österreich zu holen.

Auch Hacker schlug in dieselbe Kerbe: So wichtig langfristige Lösungen auch sind, so wird es, um den Personalnotstand auch kurzfristig ausgleichen zu können, Zuzug aus dem Ausland brauchen, meinte er.

Kinderarzt bringt Publikum zum Raunen

Ein großes Raunen ging durchs Publikum, als der steirische Kinderarzt Reinhold Kerbl vorschlug, Pflegeschulen für 14-15-Jährige auszubauen, um die Berufsinteressenten schon früher in den Job zu bringen. Man wehrte sich gegen die „De-Professionalisierung“ des Berufs, wie es Potzmann zum Audruck brachte. Als Pflegekraft müsse man eine entwickelte Persönlichkeit und viel Empathie mitbringen, die man in solch jungem Alter noch nicht besitze.

Auch wurde angekreidet, dass akademischen Pflegekräften immer noch zu wenig Kompetenzen anvertraut werden. Als davon Betroffene beklagte sich eine Pflegerin aus dem Zuschauerpublikum. Entsprechend ausgebildetem Personal müsse es endlich erlaubt werden, medizinische Entscheidungen eigenständig zu treffen.

Hacker: “Macho-Kultur”

Das konnten auch Hacker und Stöckl unterschreiben. Hacker ging sogar einen Schritt weiter und führte dieses, aber auch viele andere Probleme auf einen Punkt zurück: „Weil wir noch immer eine männliche dominierte Gesundheitssystematik haben, das ist unser Kernproblem und ja, das ist ein Drama.“ Es herrsche noch immer eine „Macho-Kultur“, auf die Art „Krankenschwestern können doch keine Entscheidungen treffen“, so Hacker.

Doch immerhin: Ein Generationenwechsel und damit ein Umdenken finde derzeit statt, so der Gesundheitsstadtrat.

Die ganze Sendung.

(mst)

Titelbild: Screenshot/ORF

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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48 Kommentare

  1. Zuzug aus dem Ausland – anstatt die Mitarbeiter fair zu behandeln oder bezahlen –
    Und da soll noch ein Arbeiter in Wien die SPÖ wählen ?

  2. Der Hacker der bolschewik, ich weiss nicht wie lange dieser das amt des gesundheits stadtrat ausuebt, sort of, ausser spesen nix gewesen, nach dem motto, Wos ies mei Leistung,Fuck all i”d say, a Baraber holt wia olla ondern !!!

  3. Theoretisch könnte ein Zuzug von Pflegekräften aus dem Ausland etwas Entspannung bringen. Ok.
    Aber ….. die oft sehr gut ausgebildeten Pflegekräfte aus Asien z. B. schauen sich mit Hilfe ihrer dort ansässigen Agenturen die Situation in den europäischen Ländern und den USA genau an, bevor sie sich bewerben. Und da ist Österreich nicht wettbewerbsfähig. Philippinische Pflegerinnen z. B., alle mit Pflege-Bachelor + staatlicher Zusatzprüfung + Praxis + sehr gutes Englisch gehen lieber in die USA oder in Europa nach Skandinavien, nicht wenige auch nach Frankreich. Die wissen ganz genau, wie die Arbeitsbedingungen in den einzelnen Ländern zu erwarten sind. In Frankreich z. B. die weit besseren Arbeitsbedingungen, in Norwegen ein Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen, ein Pflege-Patienten-Verhältnis, das sinnvolles Arbeiten ermöglicht.
    Wien war schon vor Corona ein Entwicklungsland in Sachen Gesundheitsversorgung, Hacker und Co. haben es während Corona vollends kaputt gemacht.

    • Sie betreiben einfach nur reines Wien bashing. Wenn es um das Gesundheitssystem in Österreich geht ist Wien im Vergleich zu den Bundesländern vorbildlich. Ich vermisse die vielen Möglichkeiten die ich in Wien hatte, vorallem die Kassenärzte.
      NÖ ist Wüste dagegen.

    • Allein schon wegen der extrem hohen Steuerlast, der hohen Lebenskosten und der katastrophalen Bedingungen im Gesundheitsbereich, für die der Hacker mitverantwortlich zeichnet, wäre jeder saublöd, nach Österreich zu kommen. Aber davon verstehen die steuerfinanzierten Apologeten der Sozialisten/Kommunisten nur sehr wenig, da sie weder arbeiten, noch wissen, wie es in anderen Ländern aussieht.

  4. Wie strange kann eine Debatte zum Thema eigentlich ablaufen?

    Scheinbar war die Frage der größte Ansporn für die Redaktion, die maximale Widersprüchlichkeit rauszuholen….

  5. Ach ja, was ich noch vergessen habe, man wollte die engagierten und erfahrenen Pflegekräfte seitens der Regierenden zur sogenannten “Impfung” zwingen, da weiß ich dann auch was Besseres zu tun ..

  6. Im Laufe des Jahres 2022 wurde der „Pflegebonus″ angekündigt, von „mehreren tausend Euro″ und von „Steuerfreiheit″ war vollmundig die Rede. Auf der Homepage von sbk ist noch heute zu lesen, dass bis zu 4.500 Euro steuerfrei bleiben, bei Wechsel des Dienstverhältnisses innerhalb 2021/22 sollten gar 9.000 Euro steuerfrei bleiben. Soweit die Pläne. Obwohl viele Betroffene bis heute noch nichts erhalten haben, sickern langsam die tatsächlichen Zahlen durch: Bei Vollzeitbeschäftigten nimmt man gerade noch 2.000,- Euro brutto in die Hand. Nun aber kommt es: Diese sind weder steuerfrei noch von der Sozialversicherung befreit. Der Gipfel der Frechheit ist jedoch, dass die Pflegekräfte sogar den Dienstgeberanteil am Pflegebonus selbst zahlen müssen, das dürfte in Österreich bisher wohl ein einzigartiger Vorgang sein. Von den ursprünglich im Raum stehenden steuerfreien 4.500,- Euro bleiben für Vollzeitkräfte daher gerade einmal noch etwas mehr als 800,- Euro netto übrig. Noch Fragen?

  7. Die entsprechende Pflegekraft war vermutlich keine, sondern eine bezahlte Schauspielerin. Keine Pflegekraft ist so deppert, so etwas zu fordern….wie: mehr Verantwortung und Risiko bei gleichbleibend schlechter Bezahlung.

  8. Der Hacker kritisiert die Machokoltur und dann gibt er ein solches Video wie den Spritzenmann heraus?
    Für mich wirklich dieser bereits ulkig, wenn es nicht so ernst wäre…

  9. ich habs mir heut früh angesehen.

    und ich mag den hacker.
    das is wenigstens nicht so viel herumgerede ohne was zu sagen.

    ausserdem hatte er völlig recht.

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