“Im Zentrum” am Sonntagabend befand Philosoph Konrad Paul Liessmann, dass der Klimawandel keine Krise ist. Aktivistin Lena Schilling konterte.
Wien, 19. Dezember 2022 | Am Sonntagabend standen vor allem der Philosoph Konrad Paul Liessmann und die Klimaaktivistin Lena Schilling „Im Zentrum“ der Aufmerksamkeit. Der streitbare „Advocatus Diaboli“ Liessmann verlor das ORF-Publikum mit provokanten Ausflügen in seine Welt der Begriffsinterpretationen, während die junge Schilling gut ankam.
Wandel keine Krise
Für den Höhepunkt der Sendung sorgte Philosoph Liessmann gleich zu Beginn, als er im Hinblick auf die Klimakrise feststellte: „Ein Wandel ist keine Krise, eine Krise ist ja tatsächlich ein abrupter Einschnitt, eine Unterbrechung einer Entwicklung.” Liessmann äußerte auch den persönlichen Eindruck dass, wenn man „über die vorweihnachtlichen Einkaufsstraßen spaziert, keine Krisenstimmung ausgebrochen ist“. Seine Aussage brachte ihm schnell den Vorwurf des Klimaleugners ein:
Die Klimakrise „ist keine Krise“, sagt Philosophie-Professor Konrad Paul Liessmann #ImZentrum, der Klimawandel „ist ein Wandel“.
— Armin Wolf (@ArminWolf) December 18, 2022
Oder auch vom renommierten Professor für Klimapolitik, Reinhard Steurer, kam schwere Irritation:
"Es mag sein, dass Naturkatastrophen mit dem Klimawandel zusammenhängen", und abgesehen davon sehen wir das zu negativ weil wir haben ja Hochkonjunktur. Es wäre besser, den Kollegen Lissmann nicht mehr zum Thema Klimakrise einzuladen. Das ist Wissenschaftsverleugnung. #imzentrum
— Reinhard @Steurer@mas.to (@ReiSteurer) December 18, 2022
Auch später gefiel sich Liessmann in der Rolle des Sprachakrobatikers – erneut nicht zu seinem Vorteil. Denn auf die Anmerkung Schillings, dass die Politik Maßnahmen gegen den Klimawandel verabsäumt habe, geriet der Philosoph in Fragewut und wollte wissen, was „die Politik“ sei und welche „Politik“ überhaupt gemeint sei: Hat „die Politik“ wirklich vier Jahre lang nichts getan? Welche Politik? In Österreich, in Deutschland, in Frankreich, in China, in Russland, wo!?“ Stattdessen meinte Liessmann, der Klimawandel sei „das Resultat von kollektiven Handlungen, wo dann Verantwortlichkeiten sehr schwer zuzuordnen sind“.
Dass es beim Philosophieren um das Stellen der richtigen Fragen geht, bewies Liessmann eindrucksvoll denkwürdig.
Schilling gewinnt Duell
Die Klimaaktivistin Lena Schilling andererseits hatte den Großteil der Sympathien auf ihrer Seite, punktete mit ihrem klaren und ruhigen Stil, vor allem gegen Liessmann. Zahlreiche User fanden nur Schillings Auftritt positiv.
Schilling erklärt Liessmann, was Politik ist. Und zwar extrem gut.#imzentrum
— ClaudiaZettel (@ClaudiaZettel) December 18, 2022
Wenn die Grünen gscheit sind, stellen sie die @LenaSchilling1 2024 auf einem wählbaren Listenplatz auf. #ImZentrum
— Raffael Reithofer 🇺🇦 (@RaffiReithofer) December 18, 2022
Lena Schilling hat eine angenehme Art zu diskutieren. In so jungen Jahren. Ich finde das beeindruckend. #imzentrum
— Herr K O F L E R™️ (@kofi2go) December 18, 2022
Lena Schilling hat alle anderen alt aussehen lassen. Wirklich alle…. #imZentrum
— Gottfried Griesmayr (@Gottfried55) December 18, 2022
Cancel Culture?
Die anderen beiden Teilnehmer, Altpräsident Heinz Fischer und „Freiheitsredakteurin“ Anna Schneider bei der deutschen Zeitung „Welt“, konnten bei der Klimafrage keine großen Akzente setzen, brachten sich aber beim Thema Demokratie und Debattenkultur ein. Fischer beschwor Optimismus beim österreichischen Bekenntnis zur Demokratie.
Alle in der Runde waren sich wenig, dass unterschiedliche Auffassungen und Argumente diskutiert werden müssten. Schneider und Liessmann warnten vor dem Ausschluss unbeliebter Ansichten aus dem öffentlichen Raum, Moderatorin Claudia Reiterer hingegen war von Liessmann wie verzaubert.
(dp)
Titelbild: Screenshot / ZackZack