Donnerstag, März 28, 2024

Reifenluft ausgelassen: SUV-Aktivisten in Wien unterwegs

Bisher haben die „Tyre Extinguishers“ nur in Innsbruck und Wien zugeschlagen. Sie hinterlassen nach ihrer Aktion eine Art “Beipackzettel” auf den Windschutzscheiben der SUVs.

Wien, 09. Jänner 2023 | Eine neue Art des Klimaaktivismus ist im neuen Jahr in Wien angekommen: Die „Tyre Extinguishers“, übersetzt “Reifenauslöscher”, lassen die Luft aus den Reifen von SUVs aus, unter anderem um darauf hinzuweisen, wie klimaschädlich die Fahrzeuge sind. In Wien sind übers Wochenende die ersten Fälle groß angelegter Aktionen bekannt geworden. Die Landespolizeidirektion Wien (LPD Wien) sprach in einer Aussendung von Freitag von 50 betroffenen Fahrzeugen in der Leopoldstadt und in Alsergrund, bei denen zumindest ein Reifen fahruntüchtig gemacht worden war. Zwei Verdächtige wurden auf freiem Fuß wegen Sachbeschädigung angezeigt. Sie sind laut LPD Wien geständig.

ZackZack ist ein weiterer Fall im 19. Bezirk zugetragen worden, der sich am Samstag ereignet haben und mehrere Fahrzeuge betroffen haben soll. Die Wiener Polizei schrieb auf Anfrage: “Einzelne Sachbeschädigungen an Fahrzeugen in ganz Wien können wir nicht ausschließen. Eine derartige Häufung dieser Aktionen wie am vergangenen Wochenende in der Leopoldstadt oder Alsergrund ist jedoch aus den anderen Bezirken nicht zu vermelden.”

Bereits international aktiv

Wie ZackZack auf Nachfrage bei den restlichen Landespolizeidirektionen erfahren hat, sind in den meisten anderen noch keine solche Fälle vorgekommen. Laut eigenen Angaben haben „Zellen“ der Gruppe aber Ende November in einer großen konzertierten Aktion unter anderem in Innsbruck SUVs „entwaffnet“, wie die Gruppe auf ihrer Website schreibt. Die Landespolizeidirektion Tirol bestätigte gegenüber ZackZack auf Nachfrage, dass es zehn Fälle gegeben hatte und Anzeige gegen unbekannten Täter erstattet worden ist. International sind die „Tyre Extinguishers“ bereits länger aktiv, wie aus ihrer Telegram-Gruppe ersichtlich ist. Dort werden Fotos von Aktionen geteilt, etwa aus Italien, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und den USA.

Laut eigenen Angaben haben Aktivisten der Gruppe im Jahr 2022 in 17 Ländern über 10.000 SUVs die Reifen ausgelassen. Außerdem soll es über 100 Gruppen von „Tyre Extinguishers“ weltweit geben, oder „TX“, wie sie sich selbst nennen. „Fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr den Hunderten von Aktivisten, die dieses Jahr SUVs die Luft ausgelassen haben. Es braucht Mut, um hinauszugehen und sich der Autokultur zu widersetzen. Wir salutieren euch“, heißt es in einer Weihnachtsnachricht von 23. Dezember.

„SUVs sind reine Eitelkeit“

Bei den Aktionen in Wien sind zumindest teilweise Zettel auf der Windschutzscheibe hinterlassen worden mit dem Hinweis: „ACHTUNG – Ihr Spritfresser ist tödlich.“ Im Text wird darauf hingewiesen, dass „bei einem oder mehreren Ihrer Reifen die Luft abgelassen“ worden ist. „Sie werden wütend sein, aber nehmen Sie es nicht persönlich. Es liegt nicht an Ihnen, sondern an Ihrem Auto“, schreiben die Aktivisten. Sie führen aus, dass die Welt „vor einem Klimanotstand“ stehe und dringend Emissionen verringert werden müssten.

Wieso gerade SUVs Ziel der Aktion werden, wird ebenfalls erklärt: „SUVs verursachen mehr Luftverschmutzung als kleinere Autos. Bei Zusammenstößen mit SUVs werden eher Menschen getötet als bei normalen Autos. Psychologische Studien zeigen, dass SUV-Fahrer im Straßenverkehr eher zu Risiken neigen. SUVs sind unnötig und reine Eitelkeit.“ Hybrid- oder Elektro-SUVs verschonen die Aktivisten nicht, sie seien immer noch umweltschädlich, gefährlich und verursachten Staus.

Organisation in „Zellen“

Zentral organisiert sind die Aktionen nicht. Auf ihrer Website schreiben die „Tyre Extinguishers“, dass es keinen Anführer gibt, sondern dass jeder mitmachen kann. Ihr selbsterklärtes Ziel ist, SUV-Besitzern „Unannehmlichkeiten“ zu bescheren.

„Wir werden aktiv, weil Regierungen und Politiker dabei versagt haben, uns vor diesen riesigen Fahrzeugen zu beschützen“, steht auf der Website. „Wir verteidigen uns gegen Klimawandel, Luftverschmutzung und gefährliche Fahrer.“

UPDATE: Dieser Artikel wurde am 10. Jänner um 13.15 Uhr um die Information der LPD Tirol ergänzt, dass es in Innsbruck zehn Fälle gegeben hat.

(pma)

Titelbild: ERIC PIERMONT / AFP / picturedesk.com / Fotomontage: ZackZack

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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12 Kommentare

  1. Nicht die SUVs, sondern die Anzahl der Menschen sind das Problem. Weil wenn ich mit einem 7-Liter (Hubraum) SUV auf dem Alaska-Highway unterwegs bin, produziere ich sicher weniger Emissionen, als die Natur um mich herum kompensieren kann. SUVs auf einer verstopften Tangente in Wien sind eher ein Unsinn.

    Interessant wäre zu wissen, mit welchen Mitteln der Notwehr man eine Attacke auf seine Reifen abwehren darf. Ideologisierte Richter könnten sonst eher den Verteidiger denn den Angreifer in den Häfen stecken.

  2. Ich würde nicht gegen diese meiner Meinung nach ohnehin vermutlich sogar mehrfach “ausgenutzen Kleber” vorgehen, sondern gegen ihre Sponsoren und diese auch endlich namentlich vor den Vorhang ziehen.

    • Das vor den Vorhang ziehen dieser Sponsoren ist aber sicher nicht im Interesse der Grünen.

  3. Nur die Luxus SUVs mit Riesen motoren die nur zum pralen gekauft werden erwischen sie nicht weil die stehen in Garagen….die fressen unmengen Sprite, die kleinen normalen brauchen nicht viel mehr als ein normaler PKW….neue weniger als ältere Fahrzeuge.

    • Wer braucht in der Stadt einen SUV? Ich wohne in einem Mittelgebirge auf einer Seehöhe von 870m und brauche selbst dort keinen SUV.

  4. Mein Vater fährt einen X1 – den schwach motorisierten ca 1600ccm – der verbraucht 5,4 l/100km Diesel. Das scheint wenig zu sein, wenn ich das mit anderen Fahrzeugen vergleiche.
    Irgendwie scheint die Message – SUV gefährden die Umwelt – falsch gewählt zu sein.

    • Eine Freundin aus Kärnten hat uns besucht. Die vielen SUV (in der Stadt!!???!!!!!) haben mächtig Eindruck hinterlassen. Sie werden dort gefahren, wo man sie am wenigsten braucht. 2 von 3 Autos sind in Wien SUV.

      Die Margen sind für Autoverkäufer bei enem SUV natürlich auch viel höher als bei einem Kleinwagen. Und deswegen werden diese gere angepriesen und untergejubelt. Auch für die Autobauer sind die Margen bei SUV vel größer. Sie werden als an den Mann gebracht, damit weniger besser verdienen, nicht weil sie Sinn machen.

      Ich finde die SUV schon gut gewählt. Der Verbrauch, den BMW angibt, ist zu niedrig gesetzt. In Tests verbraucht er 7,3l. Aber nur bei Freilandfahrten. Im Stadtverkehr, wo die Dinger am meisten eingesetzt werden, kommen sie auf fast 10l.

      • “Der Verbrauch, den BMW angibt, ist zu niedrig gesetzt. In Tests verbraucht er 7,3l. … sie auf fast 10l.”
        LOL du hast absolut keine Ahnung von BMW Verbrennern.
        10l/100km schafft du mit diesem Motor und Fahrzeugtyp so gut wie nie.

  5. Das erinnert mich an den übereifrigen Streifenpolizisten in Kottan ermittelt -Folge 4 Nachttankstelle – der Falschparker mit seinem spitzen Schuhaufsatz abstraft. Dieser müsste eigentlich noch zu finden sein in einer der verstaubten Requisitenkammern. 😎

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