Freitag, April 26, 2024

ÖVP will höhere Strafen nach Causa Teichtmeister – Expertinnen: »Sinnlos«

Das ist eine Unterüberschrift

Nach dem Fall Teichtmeister will die Regierung höhere Strafen rund um die Darstellung von Kindesmissbrauch. Bringt nichts, sagen das Netzwerk Kinderrechte und eine Rechtsexpertin.

Stefanie Marek

Wien, 19. Jänner 2023 | Der Schauspieler Florian Teichtmeister ist angeklagt, weil er zehntausende Dateien besessen haben soll, die sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen – Gebrauchsbegriff „Kinderpornografie“. In Österreich stehen darauf bis zu zwei Jahre Haft unter Umständen auch eine Geldstrafe.

Der ÖVP ist das zu wenig. Familienministerin Susanne Raab findet die Strafen “unangemessen niedrig”, für Kanzler Karl Nehammer sind sie „lächerlich niedrig”. Man habe den Grünen bereits konkrete Vorschläge zur Strafverschärfung übermittelt und Verhandlungen über begleitende Maßnahmen aufgenommen.

„Wenn man Kinderschutz ernst nimmt, kann man so eine Forderung gar nicht stellen“

Auch Grünen-Justizministerin Alma Zadic kann sich höhere Strafen vorstellen, diese seien aber „nur ein Baustein“. Es brauche vielmehr „vorbeugende österreichweite Kinderschutzkonzepte“. Opferschutz, Prävention und Aufklärung fordert auch die SPÖ – höhere Strafen allein würden nichts lösen.

Währenddessen sind sich die Männerberatung und das Netzwerk Kinderrechte einig: Höhere Strafen bringen überhaupt nichts. Das Schlüsselwort sei Prävention. „Wenn man Kinderschutz ernst nimmt, kann man so eine Forderung gar nicht stellen“, sagte etwa Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez vom Netzwerk Kinderrechte im ORF-Format „Runder Tisch“ am Mittwoch zu der Forderung nach höheren Strafen. Dieses Thema sei ein Problem der Gesellschaft, nicht nur das einzelner Täter und Opfer.

Sie kritisierte außerdem Familienministerin Susanne Raab scharf: Im letzten Jahr seien so viele Missbrauchsfälle aufgekommen – in Kindergärten, an einer Musikschule – und da habe sich niemand so empört wie jetzt, obwohl das Problem seit Jahren bestehe. Erst nachdem es um eine prominente Person ging, habe sich die Ministerin gemeldet und das auch erst Tage später.

Strafbarkeit entscheidend, nicht Strafhöhe

Dass Strafen nichts bringen, sieht auch die Strafrechtlerin Katharina Beclin so: „Dass es strafbar ist und angeklagt wird ist das Entscheidende, nicht die Höhe der Strafen“, sagte sie gegenüber ZackZack. Es gebe keine Studie, die zeige, dass höhere Strafen mehr abschrecken, sagt Beclin, die als Assistenzprofessorin für Kriminologie an der Universität Wien tätig ist.

„Selbst die symbolische Wirkung erschöpft sich an dem Tag, an dem höhere Strafen in Kraft treten. Dann kommen nämlich sofort die nächsten, die noch höhere Strafen fordern.“ Wenn man das Ziel ohne Strafhaft besser erreichen kann als mit, dann sollte man drauf verzichten, so Beclin.

„Nehme an, Herr Nehammer hat den Paragraph gar nicht gelesen“

Kanzler Nehammer sprach im Zuge seiner Forderung auch von einer „Schieflage im Strafrecht“, weil Vermögensdelikte härter bestraft würden als solche gegen Leib und Leben. „Nein, das kann man so nicht sagen“, widerspricht Beclin. „Ich nehme an, Herr Nehammer hat den Paragraph gar nicht gelesen. Der redet halt, weil er reden muss, um Stimmen zu bekommen.“

Denn Paragraph 207a im Strafgesetz sei eigentlich sehr durchdacht und differenziert. Es gibt darin verschiedene Abstufungen. Ein Strafmaß von bis zu zehn Jahren gibt es darin etwa, wenn die Herstellung oder Verbreitung von diesem Material einen besonders schweren Nachteil für die minderjährige Person zu Folge hat. Täter, die das Material herstellen oder Kinder auf andere Weise missbrauchen, würden ohnedies höher bestraft, so die Strafrechtlerin.

Zwei Jahre Gefängnis „nicht nichts“

Täter länger einzusperren, erschwere es bei den derzeitigen Haftbedingungen außerdem, dass sich Täter ändern und resozialisieren. Therapie sei hier das Entscheidende, um zu verhindern, dass erneut Taten begangen werden.

„Zwei Jahre Strafdrohung sind nicht nichts, das kann nur jemand sagen, der noch nie in Haft war“, meint Beclin. Die gesellschaftliche Vernichtung, die damit einhergehe, wie es jetzt bei Teichtmeister der Fall ist, sei ohnehin schon eine enorme Strafe.

Die Strafe zu erhöhen, würde auch dazu führen, dass Angehörige oder Personen aus dem nahen Umfeld gehemmter wären, Anzeige zu erstatten. Denn Kindesmissbrauch auch sexueller Art finde meistens im familiären Umfeld statt. Das sei auch bei Gewalt gegen Frauen oft der Fall, so Beclin. Wichtiger sei hier der Schutz der Opfer.

Bewusstsein schaffen entscheidend

Schaffelhofer-Garcia Marquez vom Netzwerk Kinderrechte sagt, dass sich der Umgang mit Kindern in Österreich generell ändern müsse. Kinder bräuchten meistens mehrere Anläufe bis sie überhaupt ernst genommen werden, wenn sie ihrem Umfeld von Missbrauch berichten. Sie hält umfassende Bewusstseinskampagnen und Schulungen für notwendig – bei Kindern und bei allen, die mit Kindern arbeiten, aber auch bei Angehörigen, Polizisten und Richtern.

Erwachsene müssten Kinder ernst nehmen, wenn sie von unangenehmen Erfahrungen und Missbrauch erzählen und sollten ihnen glauben schenken. Wenn man dann nicht wisse, was man tun soll, solle man sich an Kinderschutzzentren und Experten wenden. Dabei sei es wichtig auch ehrlich zum Kind zu sein und zum Beispiel zu sagen, man könne nicht versprechen, dass man es niemanden weitererzählen werde, da man eventuell Hilfe holen müsse. Bedenken sollte man auch, dass Kinder oft in einen Loyalitätskonflikt kommen, da 80 Prozent aller Gewalttaten an Kindern in der Familie passieren.

Titelbild: ZackZack/Christopher Glanzl

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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30 Kommentare

  1. Ich wiederhole erneut –
    Seit zwei Jahren wusste Kulturstaatssekretärin Mayer, vormals sozialdemokratische Büroleiterin des bigotten Bruxisten in der Hofburg, aktuell Mitglied der Beitragstätertruppe in Regierungsfunktion, von den schweren Beschuldigungen gegen den Täter. Nichts ist bis vor Kurzem geschehen. Selbiges gilt für den Aufsichtsrat des Burgtheaters, dessen Mitglied die dorthin untergebrachte Gattin des Bruxisten in der Hofburg als Eigentümervertreterin ebenso untätig geblieben ist. Erst unlängst wurde der Vertrag des aktuellen Burgtheaterdirektors Kusej nicht mehr verlängert. Wurde hier im Vorfeld vielleicht schon der Sündenbock bestimmt, der der erbosten Öffentlichkeit präsentiert werden wird? Ebenso wird auch Frau Schmidauer ihrem Gatten sicherlich nichts von der “schwelenden Zeitbombe” erzählt haben nehme ich an. Alle genannten wären in deinem Rechtstaat rücktrittsreif, wenn nicht mehr…
    Zum Glück für diese Beitragstäter befinden wir uns aber in Österreich,

    • Werter Beobachter, das geht jetzt in die Richtung von Pizza-Gate. Ich verstehe Ihren Unmut, aber an dieser Causa eine Vertuschungsaktion wahrzunehmen, scheint mir doch weit hergeholt. Und es scheint mir, nebenbei, dass Sie damit dem “talentierten Mister Teichtmeister” Unrecht tun.

      So wie sich mir der Fall darstellt, hat sich Teichtmeister nicht nur als genialer Schauspieler sondern auch als genialer Manipulator erwiesen. Man hat ihm geglaubt. Herr Müller kann zu Manipulationsgenies einiges an Aufklärung beitragen. Ich denke, dass Ihnen seine Methoden vertraut sind, und Sie darum sehr genau wissen, was es da geschlagen hat. Umso verwunderter bin ich, dass daraus – implizit – ein Pädophilennetzwerk gezimmert wird, das bis in höchste Regierungsämter reicht. Wenn dem so wäre, hätte das BKA nach 18-monatiger Untersuchung ein solches bereits im Visier gehabt. Untersucht wurde dies sicher.

      Gut, ein Mann konnte manipulativ seine Mitwelt täuschen. Peter Müller schreibt viel dazu. Alle anderen haben damit nichts zu tun. Nein, Frau Mayer und andere haben keine Kinderherzen in einem Keller einer Pizzeria verspeist, um sich ewige Jugend zu erhalten. Allein die Physiognomie beweist das Gegenteil.

      Wenn Kusej ein diesbezüglicher Sündenbock in der Affäre Teichtmann wäre, dann wären Aufsichtsrat und Mayer Drahtzieher wovon?

      • Lieber plot_in, Ihre Pädophilenmanipulationstheorie geht ins Leere. Wenn der Aufsichtsrat als Eigentümervertreter und eines seiner Angestellten schon vor ca. 2 Jahren von einer richerlich angeordneten Hausdurchsuchung wergen des Verdachtes auf Kinderpornographie erfahren hat und bis vor kurzem untätig war, dann gibt es hier nichts zu rechtfertigen, zu verstehen oder von genialen Manipulationsfähigkeiten eines schwer Beschuldigten zu theoretisieren. Wozur ist ein bestbezahlter Aufsichtsrat, im Falle der Gattin des Bruxisten durch lupenreinen Postenschacher dorthin gelangt, sonst da, wenn nicht bei so einem Vorwurf tätig zu werden?
        In Ihrem Rechtfertigungsversuch sprechen Sie von Netzwerken und Drahtzieher – von selbigem habe ich nichts geschrieben. Also würde ich meinen, dass ein haltloser Rechtfertigungsversuch durch eigene, neu aufgestellte Theorien nicht besser wird. Eine Mitschuld der von mir Genannten ist nicht von der Hand zu weisen, wird aber in unserer neuen Normalität kein Thema mehr sein, wie die ja schon einsetzende Ablenkungsdiskussion über höhere Strafen beweist. Also keine Angst lieber plot_in, die von Ihnen verstandenen inkriminierten Personen haben ja von nichts gewusst (obwohl es die Spatzen schon längst von den Dächern pfiffen…)und werden ihre lupenreinen schwarzdabeiInnen Westen behalten…
        Es sollte trotzdem auch hier dringend heller werden!

        • Der aufsichtsrat wurde informiert? Davon habe ich nichts gelesen. Die Bundestheaterverwaltung wurde in Kenntnis gesetzt. Inklusive Gespräch und Stellugnahmen.

          Die Beschuldigungen übermittelte nicht das BKA dem Burgtheater, sondern Teichtmeister. Das BKA hatte keine Veranlassung noch Handhabe dazu.

          Ich sehe hier absolut keine Vertuschugsaktion, wie sie in kirchlichen Organisationen gehandhabt wurde. Kusej hatte als Vorsichtsmaßnahme darauf geachtet, dass keine Kinder in seiner Nähe sind.

          Ach ja, da Sie nun den Pfad der sachlichen Auseinandersetzung verlassend mir “Angst” unterstellen, möchte ich darauf eingehen: Wenn schuldhaftes Verhalten vorliegt, bin ich – weil parteifrei – wirklich daran interessiert, dass es zu weiteren Anklagen kommt. Aber, und so viel muss ich sagen, für mich gibt das die bisherige Faktenlage nicht her. Vielleicht wissen Sie mehr, und es ist etwas im Busch. Aber an Vendettas beteilige ich mich nicht, weil ich keiner Borgata angehöre.

          Dass die ÖVP gefährlich ist wie die FPÖ und die Grünen, das ist evident. Die SPÖ ist aufgrund von Unfähigkeit immo auch gefährlich. Die NEOS sind nicht minder gefährlich, wenn sie in Regierung kommen.

          Wenn wir uns Demokratie verpflichten und somit dem Prinzip des Rechtsstaats, dann brauchen wir Fakten. Die liegen hier offiziell nicht auf, um eine solche Interpretation an diesem Fall zu knonstruieren. In vielen Fällen stimme ich Ihnen schon zu, Konstruktionen sind ja auch zielführend, wenn wir die Zukunft ins Auge fassen.

          In diesem Fall, so meine ich abschließend, dient Ihre Darstellung dazu – eine politische Geschichte daraus zu machen, der Ablenkung von der Auseinandersetzung von Missbrauch. Machtmissbrauch wie sexuellem Missbrauch. Befriedigung von Machtbedürfnissen wie Befriedigung von sexuellen Bedürfnissen.

          • Lieber plot_in, dieser Fall ist mehrdimensional, strafrechtlich und natürlich auch politisch.

            Es dürfte Ihnen vermutlich entgangen sein, dass bei der letzten österreichischen RomyVerleihung eine MeToo-Aktivistin den jetzt aktuellen Fall schon kryptisch erwähnte und vom Skandal sprach, dass selbiger schon so lange versucht wird, auch von politischer Seite, unter den Teppich zu kehren. Auch die Medien spielten brav mit.

            Wenn der Eigentümervertreter nicht weiß, was in seinem Hause vorgeht, so ist er (um ihre Vermutung aufzugreifen…) inkompetent, fehl am Platze und fristlos durch neue, kompetentere Personen zu ersetzen. Natürlich hat es selbiger gewusst und damit auch die Staatssekretärin. Um diese Zusammenhänge herstellen zu können, muss man kein Hercule Poirot sein, es genügt realpolitische Abläufe und Vorgangsweisen zu kennen.

            Ein BKA zu erwähnen ist allein schon deshalb nicht zielführend, da ein unpolitisches Handeln dieser und aller anderen unter dem Einfluss der schwarzen Borgata stehenden Behörden, reine Fiktion und leider nicht mehr gewährleistet ist. Wenn Sie dazu nähere Ausführungen benötigen, kann ich selbige gerne liefern.

            “Dass die ÖVP gefährlich ist wie die FPÖ und die Grünen, das ist evident. Die SPÖ ist aufgrund von Unfähigkeit immo auch gefährlich. Die NEOS sind nicht minder gefährlich, wenn sie in Regierung kommen.” – Danke für Ihre Klarstellung, bisher sprachen Sie immer von der Notwendigkeit eines Ausschlusses der ÖVP und der FPÖ vom politischen Parkett. Ich wollte Sie dahingehend schon fragen, wie Sie es mit der Beitragstätertruppe halten.

            Wiewohl ich als aufrechter Demokrat einschränken muss, dass ein Ausschluss einer demokratisch gewählten Partei – ausgenommen der Verurteilung nach dem Mafiaparagraphen – für mich nicht nachvollziehbar ist. Das Vertrauen und den Glauben in Ihre Parteiunabhängigkeit oder Geneigtheit über alle Vorlieben hinweg kritisch zu sein, müssen Sie Sich lieber plot_in, bei mir erst gewinnen. Ein erster Schritt ist mit Ihrer obigen Aussage getan.

            Ich bin kein Politgeschichtenkonstrukteur, aber diese Dimension kann doch auch Ihnen nicht entgangen sein. Ich könnte Ihnen schon noch brisantere Details aus der Präsidentschaftskanzlei und den dortigen Vorgängen schildern, allein, was würde es ändern? Die Parteilemminge haben den Beitragstäter wiedergewählt und so die Stabilität, die selbige aber paradoxerweise ja nicht wollen, perpetuiert. Quasi das österreichische Politikverständnis demonstriert- es muss sich alles ändern, damit es so bleibt, wie es ist…

            “Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.”
            Gustav Heinemann

            Es sollte dringend heller werden!

  2. Expertinnen: “Sinnlos” ??????????

    Sinnlos ist es, wenn sogenannte Experten statt höherer Strafen Maßnahmen fordern, die in der Praxis nicht zu erfüllen sind und diese Verbrecher weiterhin mit bedingten Strafen davonkommen.

    Digitale Konsumenten wie Teichtmeister liefern die finanzielle Basis dafür, dass dieser fürchterliche Kindesmissbrauch im Netz geschieht.

    Und dafür sollten sie sich nicht mit einer bedingten Strafe aus ihrer Beihilfe zum Kindesmissbrauch herauswinden können. Da müssen sehr wohl UNBEDINGTE Strafen her, werte “Experten”!

    • Oh, da muss ich Einspruch erheben. Wir wissen zu wenig, um uns jetzt schon Urteile zu erlauben. Wir wissen nicht, ob Teichtmann je für eine Abbilung bezahlt hat. Auch Tauschbörsen sind denkbar. Wir wissen nicht, ob die Darstellung Minderjähriger auch sexuelle Handlungen beinhaltet. Das wird das Gericht wohl feststellen. Aber ich gebe Ihnen recht, es ist anzunehmen.

      Wenn für sexuellen Missbrauch ein “ökonomischer” Anreiz gebraucht werden würde, dann stimmt ihre Argumentation. Aber leider ist das nicht so.

      Ich selbst kann mangels Profession, nicht beurteilen, welches Strafmaß angemessen ist. Da vertraue ich auf jene, die sich durch harte Arbeit und viele Begegnungen mt Verwundeten und eine Ausbildung und viel Reflexion eine Profession angeeignet haben.

      Ich verstehe den Wunsch aufs “ewige Wegsperren”. Denn sind sie ewig weg, brauchen wir uns ewig nicht mehr auseinandersetzen. Es wäre eine Mammutaufgabe: 10 bis 20% der Bevölkerung (ja, das sind leider die Dunkelziffern) bei 100% Aufklärung “ewig wegzusperren”. Ich gehe davon aus, dass allen Expert:innen klar ist, dass dies die Gesellschaft nicht verkraften könnte, und dass selbst dann noch neue Taten geschehen, es also kein Ende nimmt. Darum schlagen sie den Weg vor, den wir alle gemeinsam gehen sollen: Missbrauch und Übergriffe in unserem Alltag zu reflektieren. Auf allen sozialen Ebenen, die wir erleben.

  3. Höhere Strafen schrecken nicht ab.
    Im Mittelalter war eine Hinrichtung eines Diebes das beste Geschäft für die anderen Diebe und weit weg davon sind wir noch nicht.

  4. Gähn….höhere Strafen…..wie immer bei der ÖVP. Seltsam nur warum man beim Thema Korruption möglichst straffreie Räume schaffen will….seltsam….

    • Ich denke, sie wollen das Thema schnell vom Tisch haben. Dafür spricht auch, dass sie 5 Tage brauchten, um etwas dazu zu sagen: Man wollte “das Thema” einfach aussitzen, indem man es ignoriert. Das ist nicht gelungen, also kommt die Volte, um “das Thema” schnell wieder wegzukriegen, während man es anspricht: “Härtere Strafen”, hört sich bei manchen gut an, ein Gesetz ist schnell gefummelt, wenn man nur das Stramaß ändert, man braucht nicht darüber nachdenken, billig ist es obendrein, weil die Gesetzesänderung fast nichts kostet, am Ende können Sie rasch sagen: “Wir haben was getan”.

      Eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Missbrauch in all ihren Ausprägungen wäre langwierig und mühsam, würde auch bei einem selbst und der eigenen Klientel einiges in Frage stellen. Man müsste Geld in die Hand nehmen, um Aufklärung zu betreiben, wo Missbrauch beginnt. Und damit wären wir beim Grundproblem: Es würde nicht lange dauern und Machtmissbrauch stünde generell zur Diskussion. Das ist nicht der Diskurs, den die ÖVP wollen kann. Da täte sie sich dann sehr schwer zu argumentieren, wenn Missbrauch generell schlecht dastünde.

      Da ist es besser, “das Thema” schnell vom Tisch zu haben.

      • gut resümiert, geht wohl darum einfach was dazu sagen, nachdenken ist da nicht Programm, Verantwortung auch nicht.
        Für Aufklärung bedürfte es einem tiefen Verständnis, vor allem aber eine Person mit Reichweite und Kompetenz, zu beginnen wäre wohl in den Bildungseinrichtungen.
        Die Definition von “Missbrauch” sollte auch überall die selbe Gewichtung haben….

        • Ja, auch dass wir untereinander, am Arbeitsplatz z.B. das diskutieren, weil nur so Sensibilität entsteht. Der Wunsch, “das Thema” vom Tisch zu haben, orte ich bei vielen als groß.

          • …. wäre Wünschenswert, nur wird da leider oft viel Zeit dazu verwenden den Alpha-Primaten zu finden…., egal in welcher Ebene…..

          • Ja. Ich sag mal so. Übergriffe passieren uns allen dann und wann mal. Man bespricht etwas, das jemandem zu nahe geht z.B. oder eine Berührung, vielleicht Mobbing, vielleicht Intrigen spinnen, um sich zu rächen etc. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber mir waren meine eigenen Übergriffe immer sehr unangenehm, ich habe mich geschämt und so. Sie sind mir meist sebst aufgefallen, manchmal wurde ich darauf hingewiesen. Umgekehrt habe ich auch Übergriffe erlebt, aber gerade mit Vorgesetzten war das nicht zu besprechen, ja nicht einmal anzusprechen. Ein Tabu. Und viele reagierten aggressiv auf Zurückweisung oder Ablehnung eines Übergriffs.

            Und dann habe ich die kennengelernt, die Übergriffe einfach “geil ” fanden, sich zum Teil auch gegensetig auf die Schulter klopften: “Du traust dich was!” Also eine Gruppe von Menschen, die Übergriffe fördern.

            Wenn ich das alles so rekaptuliere, so wäre eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung auf allen Ebenen des Miteinanders zu führen. Und zwischen allen Herarchieebenen. Und wir würden draufkommen, dass uns selbst das auch passiert. Aber wir würden es dann auch bemerken.

            Bevor das nicht geschieht, brauchen wir von Sensiblisierung von sexuellem Missbrauch gar nicht reden, denke ich, denn Kinder kriegen die Selbstverständlichkeit von Übergriffen im Alltag sehr genau mit. Und sie arrangieren sich dann auch damit. Wenn Übergriffe normal sind, alltäglich, dann ist auch ein sexueller Übergriff “normal”.

            Vor allem aus der Gruppe der Schulterklopfer scheint mir eine breite, gesellschaftliche Auseinandersetzung nicht erwünscht. Denn es würde, auch von hinten aufgezäumt, sehr bald ihre Vorgangsweise in Frage stellen, weil die Frage, wo Missbrauch beginnt, eben zentral ist, um ihn zu erkennen. Man kommt also dann nicht herum das eigene soziale Verhalten zu hinterfragen, selbst wenn man überhaupt keine Nähe zu sexuellen Übergriffen hat.

          • wenn wir es schaffen würden am Morgen alle Vorurteile aus der Welt zu tilgen, hätten wir Mittags wieder unglaublich viele neue….

            Es ist schon innerhalb einer Ebene ziemlich schwierig diese menschliche Verhaltensweisen unter Kontrolle zu haben, Ebenen übergreifend fast unmöglich.

            An offensichtlichen Angriffen hab ich mich nie absichtlich, oder wissentlich beteiligt, wenn möglich hab ich eingegriffen. Mit zunehmender Führungsverantwortung hab ich das stets als ersten Verhaltenspunkt in meinen Mannschaften eingeführt und bin auch sehr Zeitnah eingeschritten wenn jemand in eine Ecke gedrängt wurde.
            Spannenderweise ändern sich “Mobber” sehr schnell wenn man ihnen Verantwortung überträgt, allerdings gibt es ausnahmen auch, die setzt man dann auf Arbeitsplätzen ohne Kollegenkontakt ein.

            Der einzige Grund zur Arbeit zu gehen ist die Notwendigkeit des wirtschaftlichen Fortkommens, es gibt keinen einzigen Grund warum man sich das Leben mit sowas schwer machen soll, oder zuzulassen das es anderen schwer gemacht wird…..

      • Ich schätze ihre Kommentare sehr. Immer wohlüberlegt und gut formuliert. Danke!

        Auf den Punkt getroffen.

  5. Und wenn wir schon wieder in Vauper Kernkompetenz aka Law-and-order Diskussion sind:

    Erhöhen wir dann bitte auch gleich die Strafen für Korruption, Amtsmißbrauch, Spionage, Hochverrat!

    NIEMAND von diesen pathologisch parasitären Blutsaugern auf einem Parteiticket in erhabener Oberschicht durchs Leben stolzend sollte im verurteilten Schuldspruch dann ggf. mit einer lächerlichen Bedingten + Geldstrafe oder, wenn alle Stricke reissen, mit läppischer Fussfessel-Residenz am gemeldeten Hauptwohnsitz davon kommen können. Die sollten adäquat erbarmungslos aus dem zivilen Leben temporär ausgeschlossen werden – zum Nachdenken (und zur Läuterung) im staatlich beaufsichtigten Sonderurlaub ihre erhöhte(!) Strafe(n) dann absitzen müssen… “Spüren” was es heisst, trotz auf die Verfassung vereidigter, privilegierter Position dein Land, die Menschen, eine ganze Wertegemeinschaft bestohlen, betrogen und verarscht zu haben – für das Plazebo einer Ideologie zum reinen Politik-Selbstzweck nämlich.

    • … ohne solche menschlichen Entartungen wie den Wahnsinn der Pädophilie udgl. hier verharmlosend relativieren zu wollen (Prävention steht mMn auf einem anderen Papier), war es nachgewiesenermaßen 2016 nämlich Hr. Kurz höchstselbst persönlich, der 10.000e Kinder – ja, man muss es hier so nennen – gewissenlos für seine Macht-Allüren mißbrauchte, indem er die bereits beschlossene Kindergartenmilliarde sabotierte, “Bundesländer aufzuhetzen” dafür bereit war… (Der eine ganze junge Generation “mit neuer Politik” in der “Neuen türkisen ÖVP” blendete, vorführte, mißbrauchte – enttäuschte…)

      • Und damals, das muss man auch dazu sagen, wäre noch Personal zu finden gewesen. Und dieses Versäumnis zieht sich nun de nächsten Jahrzehnte durch unsere Gesellschaft. Es war der der richtige Zeitpunkt damals. Dieser wurde sabotiert. Solche Entscheidungen (auch solche, zu sabotieren), beeinflussen über Jahrzehnte Wohl oder Wehe.

    • Das glaube ich nicht.
      Das war wieder sehr durchdacht und vor allem strategisch langfristig.
      Wie heißt doch dieser Kommuniktionsstratege dort? Fleischhacker oder so ähnlich…

  6. Noch besser als höhere Strafen wäre es, wenn endlich die Behörden in diesem Lande wieder funktionieren würden und ihre bisherigen Schäden endlich evaluiert und nachhaltig abgestellt und öffentlich würden?
    Hat Österreich hier`überhaupt ein Qualtitätssystem, oder nur eine Vertuscherabteilung in der Generalprokuratur angesiedelt

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