Mittwoch, April 24, 2024

Ein Mann namens Waldhäusl – Skylla & Charybdis 

Waldhäusls Wien ist als Gigritzpotschn am Schasklappersbach zu verstehen, wo eine übersichtliche Menge zwangsläufig zu nah miteinander Verwandter in Loden und Wanderstiefel das ganze Jahr über um den Maibaum tanzt.

Julya Rabinowich

Wien | Er rülpst wieder durch das Land. Das allein hat noch keinen Nachrichtenwert, Nachrichtenwert hätte es, falls der unwahrscheinliche Fall eintreten würde, dass der Mann nicht rülpst, sondern spricht. Vermutlich ahnt er es, vermutlich ist er gekränkt, vielleicht ist das einer der Gründe, warum er live on air einer Gymnasiastin, die bereits jetzt eine weitere Fortbildung hatte als er, dem übelsten Schulhofmobbing ausgesetzt hat: durch die Stinkeblume richtete er ihr und den anderen mit Migrationshintergrund ihrer Klasse aus, nur mit ihrer Abwesenheit wäre Wien noch Wien geblieben.

Gigritzpotschn am Schasklappersbach

Hier muss man ansetzen, um die fehlende Bildung von Herr Waldhäusl zumindest irgendwie zu kompensieren. Waldhäusls Wien ist als eine Art Gigritzpotschn am Schasklappersbach zu verstehen, wo eine übersichtliche Menge zwangsläufig zu nah miteinander Verwandter in Loden und Wanderstiefel das ganze Jahr über um den Maibaum tanzt, kurzfristig unterbrochen von Vertilgung von Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödeln und viel Alkohol. Das Kulturangebot besteht aus einer Blasmusikkapelle. Verstehen Sie mich nicht falsch, Schweinsbraten ist was ganz Feines, auch Blasmusik kann schön sein, die Geschwisterliebe vielleicht weniger, aber: eine Großstadt mit pulsierendem Leben braucht schon ein wenig mehr als das. Das ist noch die freundlichste Interpretation seiner Worte. Die weniger freundliche Variante lautet: Der letzte Versuch, Waldhäusls Wien zu etablieren, lief von 1938 bis 1945 und scheiterte mit gewaltigen Verlusten.

Nur kurze Zeit nach dem zwingend auf die Rülpserei folgenden Eklat beteuerte der untalentierte Herr Waldhäusl, dass er weder die Schülerin noch die Klasse gemeint habe. Wen dann? Ein ewiges Rätsel. Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar: natürlich hatte er die Schülerin gemeint. Und ihre Klasse. Und mich. Und so viele andere Menschen, die nach Wien gekommen sind, um unter anderem Wien zu Wien zu machen. Vor Jahrhunderten und heute.

Kernkompetenz Rülpsen

Wien war – auch vor Waldhäusl – ein Schmelztiegel, der Wundervolles an Kultur, Kulinarik, Lebensgenuss hervorgebracht hat. Ohne diese anderen wäre es beim Schweinsbraten geblieben. Nicht mal das Wiener Schnitzel hätte es gegeben! Keine Knödel, kein gerüttelter Teil der Literatur, Kunst, Musik. Das sind vermutlich lauter Dinge, die Waldhäusl bis auf das Schnitzel sehr fern liegen, aber dennoch waren sie vor ihm da und werden auch nach ihm bleiben. Er ist nicht nur ein Hasser, er ist auch noch ein ungebildeter Hasser, den eine Landeshauptfrau zum Gärtnerbock ernannt hat. Die Chuzpe, solche Worte einer jungen Frau ins Gesicht zu sagen, während man sich seiner Zusehendenzahlen bewusst ist: eine besondere Grausamkeit, ein Signal an seine Wählerschaft, ein weiterer übel riechender Tiefpunkt.

Die Kids haben es ihm nicht durchgehen lassen, was sehr gut so ist. Aber es ist nicht genug. Ein Mann, dessen Kernkompetenz das Rülpsen ist, hat in einem Amt mit hoher Verantwortung nichts verloren. Er hat auch keine Auszeichnungen des Staates verdient, dem er entgegen aller Eignung dient, an dem er sich mit seiner Uneignung bedient. Johanna Mikl- Leitner kann nun zeigen, was sie zu tragen bereit ist – oder eben nicht. 

Titelbild: ZackZack/Miriam Mone

Julya Rabinowich
Julya Rabinowich
Julya Rabinowich ist eine der bedeutendsten österreichischen Autorinnen. Bei uns blickt sie in die Abgründe der Republik.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

14 Kommentare

  1. Manchmal wäre es für die Demokratie gut, wenn manch ein Politiker im Wald aufs Häusl geht und nicht mehr herauskommt.

  2. Überall in der blauen Welt schätzt man den G.Waldhäusl. Warum? Weshalb mögen ihn gerade die Oberösterreicher so sehr? Wie macht er das? Ganz einfach. “Er tut net gscheiter wie er is. Er ist einfach genau der selbe Trottel wie wir. Und er steht dazu. Bei seiner und unserer Ehr.”

  3. Ein Mann namens Cohn Bendit:
    Derzeit kursieren zwei Aussagen auf Facebook, die Daniel Cohn-Bendit zugeschrieben werden. Ein Zitat stimmt: Er sagte 1982, es sei ein „erotisches Spiel“, wenn ein fünfjähriges Mädchen sich ausziehe. Die andere Aussage stammt nicht von ihm.

  4. Ach ja!
    Vor allem der Akademikerverband BSA tat sich bei der Rekrutierung ehemaliger Nazis hervor. 2005 wurde der Historikerbericht über die Sozialdemokratie vorgestellt.

  5. Ein Politiker, der in einem großen Bundesland als Integrationslandesrat agiert, sollte – und das setze ich als Grundvoraussetzung für seine Funktion voraus – die genauen Zahlen kennen. Dass nämlich in einer Stadt wie Wien ohne genau diese voll integrierten Ausländer gar nichts mehr funktionieren würde.

    Und deshalb ist es umso Verachtenswerter, dass diese Fpöler jene Mitbürger, die dieses Hintergrundwissen nicht haben, für billige Hetzkampagnen missbrauchen.
    Dafür suchen sie sich, deutschtümlerisch selbstgefällig wie diese Fpö Germanen nun einmal sind, ein Wiener Gymnasium mit bildungswilligen jungen Menschen aus, die sich voll in unseren Staat einbringen wollen. Und sind dann überrascht, wenn intelligente Schlussfolgerungen und Gegenfragen zu ihren tumpen Aussagen kommen. Das ist halt was anderes, als in Groß-Hiefling am Stammtisch die 15 Sympathisanten aufzuhetzen
    Gestrige “Intelligenzler” wie Herr Waldhäusl haben in der Spitzenpolitik absolut nichts zu suchen!

  6. Wenn ich könnte, wie ich wollte …
    Ich kann nur 1 + vergeben.
    Das mache ich jetzt symbolisch für mindestens 1.000.
    Danke.

  7. der vollständigkeit halber

    Der niederösterreichische FPÖ-Landesrat wurde ja des öfteren mit verschieden Aussagen auffällig. So vergleicht er Asylwerber mit Schweinen, bezeichnet Homosexuelle als „Schwuchteln“, politische Gegner als Triebtäter, und findet, dass man die Kunst gewisser „Dreckskünstler“ verbieten sollte.
    Über die damalige Innenministerin Mikl-Leitner sagte er, sie habe „den Flüchtlingen noch die Jause zugeworfen, damit sie gestärkt sind fürs Vergewaltigen“.
    Da passt es dann auch ganz logisch dazu, dass der gute Mann eine „Judenliste“ anlegen wollte.

    Auch sein Geschäftsgebaren – sozusagen dienstlich als Integrationslandesrat aber auch privat als “Unternehmer” ist ebenfalls einen Extrablick wert.

    https://www.hagerhard.at/blog/2022/02/waldhaeusl-super-sauber/

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!