Freitag, April 19, 2024

Bereits mehr als 1.500 Tote nach Erdbeben in Türkei und Syrien

Bei mehreren Erdbeben im Südosten der Türkei und im Nordosten Syriens sind am Montag mehr als 1.500 Menschen ums Leben gekommen.

Istanbul, Damaskus | Nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien ist die Zahl der Toten auf rund 1.500 gestiegen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, in seinem Land seien 912 Todesopfer und fast 5.400 Verletzte gezählt worden. In Syrien stiegen die Zahlen auf 590 Tote und rund 1.600 Verletzte. Die Grenzregion war Montagfrüh von einem Beben der Stärke 7,7 erschüttert worden. Am späten Vormittag folgte ein heftiger Erdstoß der Stärke 7,5 in der Südosttürkei.

Gebäude eingestürzt

In Syrien stürzten der staatlichen Nachrichtenagentur SANA zufolge in zahlreichen Städten Gebäude ein. Rettungsteams versuchten in der Nacht und im Morgengrauen, Menschen aus den Trümmern zu ziehen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums Raed Ahmed sagte, es sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995. Präsident Bashar al-Assad rief sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Videos zeigten Trümmerberge unter anderem aus der Provinz Idlib, teils kollabierten ganze Häuserreihen.

“Wir reagieren mit allem, was wir können, um diejenigen zu retten, die unter den Trümmern liegen”, sagte der Leiter der Rettungsorganisation Weißhelme, Raed Al Saleh. “Die Krankenhäuser sind überlastet mit Schwerverletzten”, sagte ein Sprecher der Organisation. Regen und Kälte erschwerten die Einsätze zusätzlich. “Wir brauchen dringend die Hilfe der internationalen Gemeinschaft”, sagte Basel Termanini, Vorsitzender der Syrian American Medical Society (SAMS). Die Lage sei “katastrophal”.

Noch viele Menschen unter den Trümmern

In der Türkei stürzten mindestens 1.700 Gebäude ein. Das Beben sei in zehn Provinzen zu spüren gewesen, sagte Vizepräsident Oktay. Unter den eingestürzten Gebäuden sei neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt Iskenderun. In Gaziantep stürzte der Zeitung “Hürriyet” zufolge eine historische Burg ein. Rettungsteams aus dem ganzen Land würden zusammengezogen.

Vielerorts werden weiterhin etliche Menschen unter dem Schutt vermutet. Im Staatssender TRT war zu sehen, wie Menschen bei Schnee in der Stadt Iskenderun aus Trümmern befreit wurden. Auch aus den Städten Gaziantep, Sanliurfa, Osmaniye, Diyarbakir und Adana wurden Bilder gezeigt, auf denen Menschen teilweise in Decken gehüllt abtransportiert wurden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb auf Twitter, “wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Schaden überstehen.”

Hilfskräfte bergen in Diyarbakir einen Überlebenden aus den Trümmern (Bild: ILYAS AKENGIN / AFP / picturedesk.com)

“Die Lage in der Türkei und Syrien ist dramatisch, viele Menschen sind noch unter den Trümmern verschüttet und wir befürchten, dass die Opferzahl weiter steigt”, betonte der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK) Michael Opriesnig in einer Aussendung. “Nach Berichten unserer Kolleginnen und Kollgenen im Einsatzgebiet müssen sich die Hilfstransporte den Weg durch verschneites Gebiet machen, um diejenigen zu retten, die noch unter den Trümmern begraben sind.” Auch in Österreich laufe die Hilfe für die Türkei und Syrien an, erläuterte Opriesnig. Das Rote Kreuz bitte um Spenden.

Hilfe von NATO-Partnern

Die Türkei bekommt nach dem schweren Erdbeben Hilfe von ihren NATO-Partnern. Alliierte seien dabei, Unterstützung zu mobilisieren, schrieb NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg im Kurznachrichtendienst Twitter. Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet im Nachbarland zu schicken. Auch Israel will der Türkei humanitäre Hilfe leisten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant wies Armee und Verteidigungsministerium am Montag an, entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Italiens Zivilschutz bot ebenfalls Unterstützung an. Eine Tsunamiwarnung für Italien nach den Erdstößen Montagfrüh war nach kurzer Zeit wieder aufgehoben worden.

Das österreichische Außenministerium drückte in einer ersten Reaktion auf Twitter sein Mitgefühl und seine Solidarität mit den Opfern der Tragödie sowie den Rettungskräften aus. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner forderte indes auf Twitter, Österreich solle sich an einem internationalen Hilfseinsatz beteiligen. Von Geosphere Austria wurde das Erdbeben im Raum Gaziantep in der Türkei mit der Magnitude 7,8 angegeben. Bei dieser Stärke sei mit starken und großräumigen Schäden zu rechnen, wurde erläutert.

17.000 Tote im Jahr 1999

Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.

apa / Titelbild: RAUF MALTAS / AFP / picturedesk.com

Update: Text und Titel wurden um 13.30 Uhr aktualisiert und um die aktuellen Todeszahlen und die Nachricht über ein erneutes Beben am Vormittag erweitert.

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