Gar nicht erfreut zeigt sich ein ÖVP-Mediensprecher über das Kinoprojekt „Projekt Ballhausplatz“, das den Aufstieg von Sebastian Kurz skizzieren soll. Er ortet „links-linke Verleumdung“.
Wien | Die Empörung bei der ÖVP ist groß. Vergangene Woche wurde angekündigt, dass das „Projekt Ballhausplatz“, benannt nach dem Strategiepapier, in dem Sebastian Kurz seine Machtübernahme geplant hatte, verfilmt werden soll. Nach Bekanntwerden dieses Papiers hatte die ÖVP damals massive Zweifel an der Echtheit angemeldet – später wurde eingeräumt, dass Teile doch echt seien.
Das jüngste ist eines von 15 Filmprojekten, die vom ORF gefördert werden. Insgesamt werden 3,2 Mio. Euro für alle Vorhaben aufgewendet.
ÖVP vollkommen außer sich
Fuchsteufelswild darüber zeigte sich ÖVP-Mediensprecher Kurt Egger in einer Aussendung vom Samstag zum geplanten Film. Der ORF beteilige sich an „offensichtlich plumper Parteipropaganda“. Das „Projekt Ballhausplatz“ sei laut Egger „nie als authentisch erwiesen“ bestätigt. Egger weiter: “Nach allem was man bisher weiß, wird das bloß eine links-linke Verleumdung des ehemaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz.”
In Film-Form will man das in der ÖVP nicht sehen – zumindest nicht vom ORF unterstützt. “Man muss hier ganz klar nochmal in Erinnerung rufen: Es ist unser aller hart verdientes Geld, dass hier für mediale Denunzierung rausgeschmissen wird.”
“Unterstelle, dass sich der ÖVP-Mediensprecher die Unterlagen dazu nicht ein einziges Mal angeschaut hat.”
Der stellvertretende Vorstand des Instituts für Publizistik der Uni Wien und Präsident der Österreichsektion von Reporter ohne Grenzen (RSF), Fritz Hausjell, verteidigte den ORF: “Würde der ORF nicht ko-finanzieren, müsste man ihm vorwerfen, dass er ein solides Projekt eines der renommiertesten Dokumentarfilmer Österreichs aus Angst anzuecken nicht unterstützt.”
Egger führe auch keine konkreten Kritikpunkte an, meinte Hausjell zur APA. “Ich unterstelle, dass sich der ÖVP-Mediensprecher die Unterlagen dazu nicht ein einziges Mal angeschaut hat.” Die Motive seien auch recht durchsichtig: “Das eine ist, dass man den Film einmal auf alle Fälle – egal wie er ist – gleich als Anti-ÖVP-Film labelt.” Andererseits müsse man die Kritik auch vor dem Hintergrund der heftigen Auseinandersetzung über die künftige ORF-Finanzierung zwischen Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) und dem Sender sehen.
Titelbild: ZackZack/ Christopher Glanzl