Freitag, Juni 2, 2023
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ÖVP fuchsteufelswild wegen Kurz-Film: „Links-linke Verleumdung“

Gar nicht erfreut zeigt sich ein ÖVP-Mediensprecher über das Kinoprojekt „Projekt Ballhausplatz“, das den Aufstieg von Sebastian Kurz skizzieren soll. Er ortet „links-linke Verleumdung“.

Wien | Die Empörung bei der ÖVP ist groß. Vergangene Woche wurde angekündigt, dass das „Projekt Ballhausplatz“, benannt nach dem Strategiepapier, in dem Sebastian Kurz seine Machtübernahme geplant hatte, verfilmt werden soll. Nach Bekanntwerden dieses Papiers hatte die ÖVP damals massive Zweifel an der Echtheit angemeldet – später wurde eingeräumt, dass Teile doch echt seien.

Das jüngste ist eines von 15 Filmprojekten, die vom ORF gefördert werden. Insgesamt werden 3,2 Mio. Euro für alle Vorhaben aufgewendet.

ÖVP vollkommen außer sich

Fuchsteufelswild darüber zeigte sich ÖVP-Mediensprecher Kurt Egger in einer Aussendung vom Samstag zum geplanten Film. Der ORF beteilige sich an „offensichtlich plumper Parteipropaganda“. Das „Projekt Ballhausplatz“ sei laut Egger „nie als authentisch erwiesen“ bestätigt. Egger weiter: “Nach allem was man bisher weiß, wird das bloß eine links-linke Verleumdung des ehemaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz.”

In Film-Form will man das in der ÖVP nicht sehen – zumindest nicht vom ORF unterstützt. “Man muss hier ganz klar nochmal in Erinnerung rufen: Es ist unser aller hart verdientes Geld, dass hier für mediale Denunzierung rausgeschmissen wird.”

“Unterstelle, dass sich der ÖVP-Mediensprecher die Unterlagen dazu nicht ein einziges Mal angeschaut hat.”

Der stellvertretende Vorstand des Instituts für Publizistik der Uni Wien und Präsident der Österreichsektion von Reporter ohne Grenzen (RSF), Fritz Hausjell, verteidigte den ORF: “Würde der ORF nicht ko-finanzieren, müsste man ihm vorwerfen, dass er ein solides Projekt eines der renommiertesten Dokumentarfilmer Österreichs aus Angst anzuecken nicht unterstützt.”

Egger führe auch keine konkreten Kritikpunkte an, meinte Hausjell zur APA. “Ich unterstelle, dass sich der ÖVP-Mediensprecher die Unterlagen dazu nicht ein einziges Mal angeschaut hat.” Die Motive seien auch recht durchsichtig: “Das eine ist, dass man den Film einmal auf alle Fälle – egal wie er ist – gleich als Anti-ÖVP-Film labelt.” Andererseits müsse man die Kritik auch vor dem Hintergrund der heftigen Auseinandersetzung über die künftige ORF-Finanzierung zwischen Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) und dem Sender sehen.

Titelbild: ZackZack/ Christopher Glanzl

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Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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36 Kommentare

  1. Arme ÖVP? Nicht genug, dass sie schon seit geraumer Zeit versuchen, die Ideen der FPÖ als ihre eigenen zu verkaufen, jetzt müssen sie deren Terminologie auch noch übernehmen. Den an und für sich schon ziemlich sinnlosen Ausdruck “links-link” hat meiner Erinnerung nach ein gewisser Jörg Haider erstmalig verwendet. Aber, und das haben die Wahlen in NÖ ja eindrücklich bewiesen, wer braucht einen “Schmiedel”, wenn ein ums andere mal – wie Phönix aus der Asche – echte Schmiede die politische Bühne betreten?

  2. Es gibt etwas, was noch schlimmer ist als die Verleumdung, die Wahrheit. Eine Freude, wie sich einige ÖVP Bandenmitglieder affektieren. Tolle PR für die Filmproduktion.

  3. Unbelehrbare, nicht selbstreflektierende ÖVP. Immer sind die anderen die Schuldigen. Stimmt ja alles gar nicht. Und wieder gegen den ewigen Feind, die Roten. Obwohl die da gar nix dafür können.
    Da funktioniert gar nichts mehr. In NÖ sogar, wurden die klassischen ÖVP-Wähler zur FPÖ getrieben. Der Untergang von Schwarz oder Türkis ist vorprogrammiert und ist unaufhaltsam.

  4. Zuerst koalieren sie mit Linkslinken, dann schleusen die den Weismann in den orf, dann wiederum wird der grasgrüne Ratschlag-Lockl hineingesidelettert und zum Schluss echauffieren die sich noch künstlich über die eigene Dummheit.
    Das solche in der Privatwirtschaft dann auch noch unterkommen, schlägt dem Fass den Boden durch.

  5. Ich liebe diese angeblichen links-linken ORFler die trauen sich was!! Ich sag und schreibe nur Fleischmann ZIB1 1930 Uhr Werbesendung für die Türkisen. Die Orbanisierung des ORF schreitet fort.

  6. Um es im überheblich diplomat. Duktus vom seiner überparteilichen FachExpertise wegen allerorts geschätzten Scha-la-li auszudrücken: Dieser in offen diffamierender Entrüstung vorgebrachte Protest einer regierenden Österreichischen-Verbrecher-Partei zum avisierten Film-Kunstprojekt kann aus neutraler Perspektive heraus doch nur als eine Reaktion in (O-Ton) “emotionaler Überfrachtung” übersetzt werden.

    Ich finde es im Übrigen überaus kreativ, wenn man im okkupierten Haus- und HofFunk systemisch aufoktroyierte ideologische Zensur in heimischer Politikberichterstattung mit kunstgeförderten “Ko-Finanzierungen solider Projekte im Domumentarfilmbereich” erweitert… 😉

    Ist ein pol. Dokumentarfilm im Gegensatz zur eher temporär flüchtigen Schlagzeilenpolitik doch üblicherweise ein in sich konsistentes Gesamt(kunst)werk, welches aufgrund her- und abgeleiteter Hintergründe nicht mit beliebig gesteuertem Content Campagning aus seinen Sinnzusammenhängen heraus zerpflückt werden kann.

  7. Man könnte ja gleich einen Hollywood-Film draus machen. Aber wer sollte Wolfgang Sobotka spielen, jetzt wo Klaus Kinsky nicht mehr lebt?

    • … Jack Nicholson z.B.? (der spielt das souverän mit links und 5 Promille, wenn’s sein muss… 😉 )

        • Schon, aber das Handwerk der “Schauspielerei” wird er bestenfalls erst im nächsten Leben umsetzen können. (Wenn ihm das Karma demgemäß nachläuft – und dann auch einholt). Ansonsten bliebe es in dieser Besetzung mit seinen gegenwärtigen Talenten wohl nur eine gnadenlos schlechte Parodie auf hervorragend üblen Geschmack, wie ich meine. Die OriginalVorlage wird ja nicht nur in deren dämonischen Erscheinung insgesamt als “grausig” empfunden, sondern auch als ein begnadeter Schauspieler so bald irgendwo in der Nähe eine Kamera mitläuft, oder ein Mikro angeschalten…

          • Glaube ja dass sie Grisseman da schwer unterschätzen. Dass er kein gelernter bzw. geübter Theatermime oder Filmschauspieler ist mag ja zutreffen doch verfügt er über ein hohes Talent Personen zu persiflieren. Und Sobotka darzustellen ist wohl nur mit einem Schuss Ironie zu ertragen. Für den Darsteller und dem Zuseher.

          • Zusatz: Von Josef Hader hätte sich auch keiner gedacht dass er einen adäquaten Filmschauspieler abgeben könnte. Die Überraschung war dann dementsprechend groß.

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