Donnerstag, April 18, 2024

Teil 21: Deutsche Bank beendet Geschäfte mit René Benko

Nächste schlechte Nachricht für Kaufhaus-Jongleur René Benko. Die Deutsche Bank stoppte die Geschäfte mit seiner Signa.

Wien | Die Deutsche Bank hat ihre Geschäfte mit der Signa des Tiroler Immobilienunternehmers Rene Benko beendet, berichteten die “Financial Times” am Mittwoch und in Österreich zuerst “Die Presse” und “ORF-online”. Grund sollen Vorwürfe des ehemaligen ÖBAG-Chefs Thomas Schmid vor der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) sein, so das Blatt. Ein Anwalt der Signa-Gruppe beruhigte.

Korruptionsvorwürfe wurden Bank zu viel

Schmid hatte in seiner Einvernahme voriges Jahr angegeben, Benko habe intervenieren wollen, um seine Steuerpflicht zu verkleinern. Im Gegenzug sei ihm, Schmid, ein Jobangebot unterbreitet worden. Im Herbst hatte es Hausdurchsuchungen bei Benkos Signa-Gruppe gegeben. ZackZack veröffentlichte die gesamte Hausdurchsuchungsanordnung. Der Unternehmer bestreitet jedwedes Fehlverhalten. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Vorgänge in Österreich waren der Deutschen Bank aber offenbar zu viel. Das Institut habe Ende des vergangenen Jahres die Kooperation mit Benko zu Galeria gekappt, um nicht in die Causa verstrickt zu werden, so die “Financial Times” unter Berufung auf drei Insider.

Eine offizielle Stellungnahme der Bank gibt es nicht, man äußere sich nicht zu Kundenbeziehungen. Ein Anwalt der Signa-Gruppe sagte gegenüber der Zeitung, das Unternehmen habe “keine bestehenden Kredite, kein Kreditgeschäft oder Investmentbanking-Geschäft mit der Deutschen Bank” und sei diesbezüglich nicht in Gesprächen mit der Deutschen Bank. Die Deutsche Bank sei auch nicht die Hausbank des Konzerns.

Signa: Keine Geschäftsbeziehungen, also kann nichts beendet werden

Das bekräftigte auch die Signa in einer schriftlichen Stellungnahme am Mittwochnachmittag: Es gebe “keine bestehenden Kredite, kein Kreditgeschäft oder Investmentbanking-Geschäft mit der Deutschen Bank” und es gebe hierüber auch keine Gespräche. “Insofern kann es auch keine derartige Entscheidung der Deutschen Bank geben, dieses zu beenden.” Die Deutsche Bank sei auch keine Hausbank von Signa. “Auch René Benko hatte – anders als behauptet – privat nie eine Geschäftsbeziehung zur Deutschen Bank. Die Verbreitung dieser eklatanten Falschbehauptungen erfüllt den Tatbestand der Kreditgefährdung und führt auch zu einer Haftung für jedweden Schaden, der durch eine derartige Verbreitung entsteht. Signa prüft rechtliche Schritte.”

Dennoch hatte die Deutsche Bank in der Vergangenheit kommerzielle Dienstleistungen für Signa-Unternehmen erbracht und eine Rolle bei der Beratung und Finanzierung der Gruppe gespielt. Es wird angenommen, dass die Bank die Galeria-Kette als Kundin behalten hat. Und der deutsche Warenhauskonzern Galeria, der zum Benko-Imperium gehört, ist insolvent. Die Zukunft der Kette und ihrer Beschäftigten ist in der Schwebe.

Update: 13:52: Der Artikel wurde um die Stellungnahme der Signa ergänzt

apa:Titelbild:EVA MANHART / APA / picturedesk.com

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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9 Kommentare

  1. Das ist schon mehr als nur witzig. Die Bank sagt, wir wollen keine Geschäfte mehr mit Benko. Benko sagt, wir haben keine Geschäfte. Weshalb sollte die Bank aus dem nichts heraus solche Äußerungen tätigen?! Die haben keine Motivation zu lügen.

    • Eben nicht. Der Signa-Anwalt hat nur einige Geschäfte dementiert, nicht alle. Deshalb sollte ein Medium auch nachfragen und recherchieren und gegebenenfalls auf Lücken in solchen Dementis hinweisen.

  2. Woran die Deutsche Bank beteiligt war, wäre schon interessant zu wissen. Aber es ist auch klar, dass eine große Bank sich abseilt. Ein drohender Imageschaden und wohl auch politischer Druck werden bei einer solchen Entscheidung eine Rolle gespielt haben. GaleriaKaufhof wurde ja schon 2x von deutschen Steuerzahler:innen vor dem Konkurs gerettet.

    Ja, wenn Kurz noch 10 Jahre an der Macht geblieben wäre, dann hätte Benko durchaus einmal too big to fail werden können. Aber so ist das, wenn man sich von der Politik in Sphären heben lässt, dann ist man gehalten von der Macht – oder fallen gelassen.

    Der Krieg, den wir alle mittragen müssen, weil er uns betrifft, zwingt nun alle dazu, Klar Schiff zu machen. Die USA bereiten Sanktionen gegen Banken vor, die noch mit RU Geschäfte machen. Auch das kann ein Grund sein, Benko nun abzuwerfen. Die Dominosteine wackeln.

  3. Wenn sich die Banken abseilen dann ist das Geschäftsmodell von Benko obsolet. Ohne Kredite keine Immobiliendeals…

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