Freitag, März 29, 2024

“Gnadenloser Populist” und “Linkslinke“: Nehammers Verbalhiebe

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) unterstrich am Dienstagabend geplante Veränderungen beim ORF. Dieser müsse billiger werden. Den Medien riet er „weniger sensibel zu sein“ – und attackierte sie gleichzeitig. 

Wien | Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) trug am Dienstagabend vor ausgewählten Medienvertretern gezielte Verbalhiebe gegen unliebsame Medienprojekte vor. Den Filmemacher des Kurz-kritischen Films „Projekt Ballhausplatz“ ordnete er in die Schublade „Linkslinke“ ein, Falter-Chefredakteur Florian Klenk sei ein „gnadenloser Populist“. Der Kanzler will zudem, dass der ORF billiger werde.

Keine Sensibilität?

Nehammer selbst versuchte sich nach einer kritischen Frage von Falter-Chefredakteur Florian Klenk als vermeintlich unaufgeregt und überparteilich darzustellen. „Befindlichkeiten sind nicht meine Tugend“, offenbarte der Kanzler und riet den Medienvertretern „weniger sensibel zu sein“, um im gleichen Atemzug gegen Klenk und Filmemacher Kurt Langbein zu schießen. Dem „Falter“ warf er Populismus vor. Die Filme-Macher verortete er als “Linkslinke”.

Erst Mitte Jänner lieferte sich Nehammer in der „ZIB-2“ mit ORF-Journalist Martin Thür ein bissiges Wortgefecht. Beim ORF, der den Film „Projekt Ballhausplatz“ koproduziert, betonte Nehammer nun weiterhin vorhandenes Sparpotenzial.

„ORF muss günstiger werden“

Klar war für den Kanzler, dass die ORF-Gebühren gesenkt werden müssten. Dabei hatte ausgerechnet der nunmehrige ORF-Chef Roland Weißmann, der auf einem ÖVP-Ticket sitzt, nach seiner Wahl zum ORF-Generaldirektor angekündigt, auch Laptop-User künftig mit GIS-Zahlscheinen zu konfrontieren. Nehammer will den nunmehr angekündigten Sparstift beim ORF als Entlastungspaket für die Bevölkerung verstanden wissen: „Ziel ist, die Menschen weniger zu belasten und zu entlasten.“ Medienministerin Susanne Raab (ÖVP), die im Kanzleramt angesiedelt ist, habe „dem ORF die klare Vorgabe gegeben, dass das Sparziel an erster Stelle steht“, so der Kanzler. Für ÖVP-Sprecher Kurt Egger sei der Film Langbeins „nicht die erste zu hinterfragende Finanzierung“ im ORF.

Titelbild: ANDY WENZEL / APA / picturedesk.com

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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28 Kommentare

  1. DAS ist Gossensprache. Der Bundeskanzler der Republik Österreich bedient sich der Gossensprache.

    Dieser Umstand hat mehrere Aspekte:

    Ein Bundeskanzler, der einen sollte, würdigt andere herab. Ein Bundeskanzler, der Politik zum Wohle Österreichs machen sollte, teilt in gut und böse ein, indem er “die Bösen” tituliert. Er geht in tiefe, besoffene Wirtshausstreitkultur über, um seine Botschaft zu vermiteln.

    Gossensprache ist auch im Handbuch der Kommunikation des KGB veortet. Sie dient dazu “die Gegner” einzuschüchtern.

  2. Der Kanzler soll dann auch weniger sensibel sein, wenn ihm Wahrheiten gesagt werden. Manche möchten ihn einen Faschisten heissen wegen seines Verhaltens gegenüber kritischen Medien.

    • Der Typ ist für jeden denkenden Demokraten unerträglich. Wenn ich schon “vor ausgewählten Medien” lese, wird mir schlecht.

  3. Der ehrenwerte He. Nehammer sollte sich besser um die hohen Gas-und Stromrechnungen kümmern und wer dort die hohen Gewinne lukriert, anstatt den zugegebenermaßen linkslastigen ORF unter seine Kontrolle zu bringen.

  4. ganz offensichtlich hat der herr karl von der kathi ordentlich zund gekriegt und den auftrag, dass er ordentlich auf den tisch hauen soll.
    daheim darf er das sowieso nicht.

  5. Der Klenk ist schon ein Sonderfall aber ansonsten kann ich den Noch-Kanzler nicht verstehen.

    Links hin/rechts her. Seine Partei war es die den Medien Macht gegeben haben -ua durch Übersubventionierung- und jetzt heult er herum?

    Muss er fast, denn die Geister die er rief die wird er nicht nur nicht mehr los, sondern die werden ihm und seiner Partei den Gnadenstoß verpassen.

    Id quod vos merentur….sozusagen.

  6. ist unsere Ministerin RAAB nicht zuständig dafür.
    Wo ist diese Ministerin denn überhaupt. Wozu bekommt sie bezahlt

    • Sie ist mit ihren aufgetragenen Medien-Kompetenzen (eigentlich ein Hohn), wie im Artikel oben angeführt, im Kanzleramt angesiedelt, d.h. in diesem Setting ist’s nun zur “Chefsache” geworden … 😉 (abgesehen davon, dass der ORF NICHT der (allgemeinen) Politik, schon gar nicht ÖVP gehört, sondern den Steuer- und GIS-Gebühren Zahler:innen.) Warum sie sich trotzdem erdreisten, diese Kampagne genau ins Gegenteil verdreht zu fahren, obwohl eigentlich nach allgemeinem Volkswillen eine entpolitisierte GremienReform umzusetzen sei? Nun, warum leckt sich der Hund bei den E… ? Ganz einfach, weil er’s kann – und ihn niemand daran hindert!

  7. Ja, klar muss der ORF billiger werden… Damit sich die Leute den regierungshörigen Schwachsinn auch weiterhin geben.

  8. Der ORF wird nur deshalb angegriffen, weil zu kritische Fragen an die Regierungsdarsteller in der ZiB 2 gestellt werden.

    Sobald der ORF durch Weissmann auf ÖVP-Linie gebracht wurde, werden auch höhere Gebühren oder finanzielle Zuwendungen aus dem Budget kein Thema mehr sein.

      • Dann haben Sie schon lange keine ORF-Nachrichten mehr gesehen. Und die Konfrontation der Kandidaten zur Niederösterreichwahl haben Sie offenbar auch verpasst. Die ganze ORF-Diskussion wird ja am liebsten von Konsumenten geführt, die sich nichts Brisanteres als ‘Dancing Stars’ anschauen.

  9. Der Nehammer Karli ist ja noch peinlicher als der Kleine, der könnte wenigsten lieb auftreten. Dem Nehammer sieht man seine Aggressivität sehr schnell an.

  10. Wie kommt die nicht wehrpflichtige Spaß Verteidigungsministerin Tanner dazu zu sagen, das die Ausbildung ukrainischer Soldaten auf Leo Panzer durch Österreich mit der Österreichischen Neutralität vereinbar wäre. Gehts noch ihr Hirnederl!

  11. Na, geben wir diesem gelernten Geheimdienstler (ein Verbindungsoffizier! -> btw same as Putin!!) doch Recht, gehen wir’s doch wirklich an und zäumen den Gaul von hinten auf?

    Ko-finanzieren wir doch eine sachliche Doku über die Erfolgsstory reaktionärer Provinience??

    – zur Dekarbonisierung
    – zur MeinstreamMedienEntpolitisierung Reform
    – zur Medienförderung Reform
    – zur Bildungsreform
    – zur Pflegereform
    – zur Gesundheitsreform
    – zur Equal Payment Reform
    – zur Kinderbetreuungsreform
    – zur Gewaltprävention gegen Frauen
    – zur Inflationsbekämpfung
    – zur Arbeitsmarktreform
    – zur Agrarförderungsreform
    – zur Tierschutzreform
    – zur Föderalismusreform
    – zum Korruptionsindex
    – zum Transparenzindex
    – zum Demokratieindex
    – zum Staatsbürgerschaftsrecht

    -> Keine würdigen Themeninhalte vorhanden? Nicht FilmE füllend??? Nicht interessant genug? Nicht zeitgemäß? Nicht ausreichend opportun?

    Vor allem: SELBST ZU ZIMPERLICH im tageslichtfernen neoliberalen Tunnel???

    • …welche Erfolgsstory???..Sorry ich glaub ich hab das was nicht mitgekriegt…man kann ja nicht einmal die “Schließung der Balkanroute” als Erfolg werten, weil das verflixte Türl anscheinend immer wieder aufgeht…..🙄

      • Danach hat Kurz noch die Mittelmeerroute geschlossen und Fluchtursachen im Ursprungsland behoben. Ich glaube das war zirka ein Jahr vor der Dekarbonisierung durch Wasserstoff und zwei Jahre vor der Entwicklung des eigenen Covid-Impfstoffs.

      • Allein die Dunkelziffern im intransparenten Agrar-Förderdschungel und dazu sogen. gelabelt zertifizierter EU-FörderProjekte (jeweils Länderspezifisch administriert) sparten ein Vielfaches Ihrer vermuteten Reformkosten ein. “Sparen” wir noch beim überbezahlten, überbordenden Nepotismus in 100en Versorgungsposten ein, und auch noch bei der flächendeckenden Korruption, dann geht sich mindestens auch noch locker nicht nur eine ORF-GremienReform aus, sondern auch eine Abschaffung der GIS bei gleichzeitig exorbitant gesteigerten Qualitätsinhalten… 😉

    • Das Problem ist, dass es nichts Positives zu berichten gibt “über die da”. Ihre Liste ist ja schon die Liste der Versäumnisse. “Es ist nichts mehr da”, ist die Wahrheit. Und selbstverständlich ist der ORF da ein Problem, weil er 2/3 der Medienöffentlichkeit abdeckt. Ist der ORF zerschlagen, kriegen sie billiges Personal für ihre Parteisender und dann blebt wenig Gegenpol übrig.

      Der ORF ist ja nicht nur eine Firma, er ist maßgeblich für eine österreichische Medienlandschaft. Und eine solche österreichische Medienlandschaft lässt sich nicht aus dem Hut zaubern. Sie wäre dann am Ende. Es würden zum Teil ausländische Medien einspringen mit ausländischen Inhalten und ausländischen Präferenzen. Flankiert von Partei-TV und Partei-Radio.

      Das ist mehr als Orbanisierung, das tendiert eindeutig zum nationalsozialistischen Kommunikationsprogramm.

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