Samstag, November 9, 2024

Rohrer nimmt Nehammers “Versöhnungsangebot” auseinander

Journalistin Anneliese Rohrer nimmt sich selten ein Blatt vor den Mund. So auch am Mittwoch auf „Puls24“. An einen Erfolg von Nehammers Versöhnungsangebot an Impfgegner glaubt sie nicht.

Wien | Bundeskanzler Karl Nehammer verkündete am Mittwoch, dass er die „tiefen Gräben“, die die Pandemie in der Gesellschaft hinterlassen haben, “zuschütten” möchte. Er wolle eine „Versöhnung“ mit der Gegenseite sowie einen „Dialogprozess“ rund um Ostern starten, um das „Trauma“ der österreichischen Gesellschaft rund um das Corona-Thema aufzuarbeiten.

Was viele Polit-Kommentatoren als Stimmenfang im FPÖ-Wählerteich verorteten, war auch Thema am Mittwochabend auf „Puls24“ bei „WildUmstritten“. Zu Gast waren Ex-ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner, die Journalistin Anneliese Rohrer und die LINKS-Chefin Anna Svec.

Rohrer glaubt nicht an Nehammers Gräben zuschütten

Rohrer fehlte der Glaube, dass Nehammers Versöhnungs-Angebot Früchte tragen könnte. Zu sehr sei das Thema Corona parteipolitisiert: “Nachdem diese Gräben, wie alles in Österreich, total parteipolitisiert sind, wage ich die Analyse, dass man beim Zuschütten der Gräben auf diese Art – mit Entschuldigungen und so weiter – überhaupt nicht weiterkommt.” Die Leute, die sich nicht verstanden gefühlt haben, seien im letzten Jahr zur FPÖ gegangen. Ein Mitgrund dafür sei die mangelnde Kompetenz und Eingespieltheit der türkis-grünen Koalition zu Beginn der Pandemie gewesen. Das wurde von Sebastian Kurz und Co. mit „besonderer Striktheit und besonderer Brutalität“ kompensiert, so Rohrer. Hier hob sie auch Nehammer mit seiner “Flex” hervor. „Sie wussten einfach nicht, was sie tun.“

Mitterlehner für Entschuldigung für Impfpflicht

Anders sah es hingegen Ex-Vizekanzler Mitterlehner in Bezug auf Karl Nehammer. Den Schritt einer Versöhnung begrüßte er. Nun solle man die Fehler im Corona-Management bilanzieren und analysieren. Man solle sich zudem bei Ungeimpften und Impfpflicht-Gegner entschuldigen, so Mitterlehner. Denn der größte Fehler für den ehemaligen ÖVP-Obmann seien im Winter 2021/22 geschehen. Als Beispiel nannte er die geplante und wieder verworfenen Impfpflicht. Damals habe man nicht mehr über Grundwerte diskutiert und “Leute ausgegrenzt”. Für Mitterlehner sei es “höchste Zeit” für eine Aufarbeitung.

Svec kritiserte vor allem die staatlichen Corona-Hilfen für Konzerne, während die Bevölkerung hingegen „sehr große Existenzängste gehabt“ habe.

Titelbild: Screenshot “Puls24”

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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