Samstag, Juli 27, 2024

Flügelkrampf in der SPÖ

Die SPÖ lässt interne Wahlen zu. Aber viele der Genossinnen und Genossen scheinen zu übersehen, dass sie längst keine Wahl mehr haben, meint Peter Pilz.

Wien | Die Option „ÖVP“ ist seit dem Liedernazi-Pakt in St. Pölten Geschichte. Der Rechtsblock steht, und Doskozils Gegner vom ÖGB bis zur Wiener SPÖ wissen nicht mehr wohin.

Zwei Flügel hängen vom ausgezehrten Körper der SPÖ. Der eine will eine Regierung ohne ÖVP, der andere mit. Dabei geht es nicht nur um Taktik und Pfründe, sondern um eine gänzlich verschiedene Sicht auf das eigene Kernproblem: den Verlust der „kleinen Leute“, wie sie nicht nur von den großen Funktionären genannt werden.

Sie haben vor mehr als zwanzig Jahren ihre alte Heimat „SPÖ“ verlassen und sind dort gelandet, wo am ungeniertesten um sie gebuhlt wird: bei der FPÖ. Weil sie die alte rote Sicherheit vor Arbeitslosigkeit und Armut verloren haben, suchen sie neue Beschützer. Sie entdecken sie dort, wo Freiheitliche Krach machen.

Bis heute haben SPÖ-Strategen nicht verstanden, worum es da geht. Die „kleinen Leute“ sind nicht so dumm, dass sie nicht wissen, wie korrupt und verlogen die Spitzen der FPÖ sind. Wenn man sie fragt, warum sie blaue Gauner wählen, kommt oft dieselbe Antwort: „Weil ihr nicht für uns da seid“ und „weil es uns mit euch reicht“.

Gegenpol zu Raiffeisen, ÖAAB und Kickl

Da beginnt die Doskozil-Geschichte. Der burgenländische Landeschef holt die Menschen zurück, indem er mit einfachen Maßnahmen ihr Leben verbessert. Aber alle Maßnahmen wären umsonst, wenn nicht eines dazu käme: das Gefühl „Er hört uns zu“.

Das Lager, das sich noch um Pamela Rendi Wagner einbunkert, hat das längst aufgegeben. Jeder weiß: „Pam im Bierzelt“, das geht noch mehr schief als „Pam in der ZiB 2“. Die Vorsitzende kämpft um das eigene Überleben und nicht um das bessere Leben derer, die sie wählen sollen.

Doskozil will eine Regierung ohne ÖVP. Damit führt er die SPÖ zum einzigen Ort, an dem sie Zukunft hat: als Gegenpol zum Block aus Raiffeisen, ÖAAB und Kickl. Vor eineinhalb Jahren hatte Rot-Grün-Pink noch die Umfragemehrheit. Rendi-Wagner und Grüne haben das vorläufig verjuxt. Doch die Zahlen zeigen nur, was drin ist. Erkämpfen müssen den Sieg gegen den Rechtsblock Parteien, die wissen, was sie wollen.

Der Dosko-Flügel ist als einziger intakt. Aber mit einem Flügel hebt nicht einmal die SPÖ ab. Deshalb ist es wichtig, dass jetzt entschieden wird. „Jetzt“ ist noch gerade rechtzeitig.

p.s.: Wenn den Dosko-Gegnern nichts mehr einfällt, kommen sie mit dem „Stimmproblem“. Sie verstehen nicht, dass immer mehr Menschen nicht mehr laute Versprechen, sondern eine starke Stimme wollen. Die kann ruhig heiser sein.

Titelbild: ROLAND SCHLAGER / APA / Picturedesk.com

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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