Peter Pilz hat die “Eva Dichand”-Akten der WKStA durchgesehen und kommt zum Schluss, dass sie sich am besten selbst kommentieren. Teil 2 über Eva Dichand, die “Inseratenkeilerin”.
Wien | Kaum jemand weiß, dass der mit September 2014 neue Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und sein Generalsekretär Thomas Schmid zu Beginn die Inserate des Finanzministeriums auf Null stellen wollten.
Schmid warnt seinen Minister vor einem Treffen mit Eva Dichand am 18. Mai 2015.
Bis Juli 2016 bleibt das BMF bei seiner „Null Inserate“-Linie. Dann setzen BMF-Pressesprecher Johannes Frischmann und Schmid den neuen Kurs. Frischmann stammt aus dem „Club 35“, der JVP-Kerntruppe um Sebastian Kurz. Er wird später die rechte Hand von Kurz-Medienchef Gerald Fleischmann.
Aktion „Ballhausplatz
Im März 2017 wird es ernst. Die „Aktion Ballhausplatz“ ist auf Schiene. Um Mitterlehner zu stürzen und gegen Christian Kern Kanzler zu werden, braucht Kurz den Boulevard: „oe24“, „Kronen Zeitung“ und „Heute“.
Die WKStA dokumentiert:
Von Anfang an geht es darum, wer den Boulevard beherrscht. Im März 2017 macht Thomas Schmid alles klar.
Mega auf Schiene
Kurz führt von Anfang an Regie.
Jetzt passt die „Stiftungsoffensive“ genau in den Plan.
Auch Gernot Blümel wird kurz vor den Neuwahl-Entscheidung eingebunden.
Jetzt geht alles schnell. „Heute“-Geschäftsführer Wolfgang Jansky wird mit BMF-Inseraten-Chef Pasquali zusammengebracht.
„Erledigen alles“
Eva Dichand ist informiert.
Der Kontakt zwischen Kurz und Dichand wird bei einem Abendessen enger.
„Hunde in der Krone-Tierecke werden Kurz wählen“
Thomas Schmid ist zufrieden.
Susanne Thier beginnt im Finanzministerium mit der Umsetzung.
Sebastian Kurz gibt den nächsten Auftrag.
„Alles erledigt wie besprochen“
Das Geschäft zwischen Eva Dichand und der Kurz-Gruppe läuft.
Seitenlang werden Details der erfolgreichen Aktion „Eva Dichand“ mit Anboten und Rechnungen für „Heute“ und Eva Dichands Magazine „Netdoktor“ und „Connoisseur“ belegt.
Die Kurz-Festspiele am Boulevard gehen weiter, das Kurz-Team jubelt.
Kurz-Medienchef Gerald Fleischmann ist vor Freude außer sich.
„Wohlwollend unterstützen“
Jetzt, im März 2023, ist der Fall „Eva Dichand“ eine Angelegenheit der Strafjustiz. In ihrer „Anordnung der Durchsuchung“ an Eva Dichands Firmensitz in der Wiener Walfischgasse stellen die WKStA fest, dass:
Die Fakten sprechen für sich. Sie sprechen für einen Zustand des Boulevards, der zwei Ursprünge hat: den Geschäftssinn der Beteiligten und das Gefühl, alles zu kontrollieren und damit in Sicherheit zu sein.
Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
Titelbild: APA / Georg Hochmuth / Picturedesk.com