Samstag, Juli 27, 2024

ZackZack: Unser Neustart.

Es ist verrückt: ZackZack ist – vielleicht als einziges österreichisches Medium – schuldenfrei. Aber uns geht das Geld aus, auch, weil wir, im Gegensatz zu anderen, nicht von der Regierung durchgefüttert werden. Jetzt steht fest: Wir sperren nicht zu. ZackZack macht weiter.

Wien, 25. Juni 2023   Vor vier Jahren haben wir uns viel vorgenommen: eine online-Zeitung, in der das steht, was nirgends anders recherchiert und veröffentlicht wird; und die Leserinnen und Leser erreicht, zu denen qualitativ gute Medien wie „Standard“ und „Falter“ keinen Zugang finden. Wir wollten über alles für alle einfach und verständlich schreiben.

Heute weiß ich, dass man mit 1,2 Millionen Startkapital keine online-Tageszeitung schafft. Aber wir sind erstaunlich weit gekommen.

Vier Jahre

Vier Jahre waren wir eine Gegenstimme, nicht die einzige und nicht die stärkste, aber vielleicht die verlässlichste. Geschichten, die gut und wichtig waren, haben wir gebracht, ohne Rücksicht, um wen es geht. Bis zu unseren ersten Berichten über die Affäre der Kurz-Stellvertreterin Glatz-Kremsner war das Zitieren aus Chats weitgehend tabu. Bis zu unseren Berichten über „Die Presse“-Chef Rainer Nowak hat niemand über die untragbaren Zustände in der eigenen Branche geschrieben. Bis zu unseren Reportagen aus den Ho-Clubs wusste niemand, wie voll nicht nur die türkisen Taschen, sondern auch einige blaue und türkise Nasen waren.

Die „BMI-Chats“, die Wolfgang Sobotka zum Beschuldigten gemacht haben, waren ZackZack. Die ersten Geschichten über den „Notfall AKH“ ebenfalls. Mehr als drei Jahre lang haben ZackZack-Recherchen bewegt und Monat für Monat rund 300.000 Menschen erreicht.

Fünf Gründe

Im letzten Jahr haben wir gemerkt, dass das Geld nicht reicht. Damit hatten wir die Wahl: anders und kostengünstiger weitermachen – oder zusperren.

Wir haben uns für „Weitermachen“ entschieden, aus fünf Gründen:

Der erste Grund heißt „käufliche Verleger, käufliche Politiker und ihre Medienpolitik“.

Es geht um Wolfgang Fellner und Eva Dichand; um Richard Schmitt und Gerald Fleischmann; um Sebastian Kurz und Richard Grasl; um Susanne Raab und Eva Blimlinger; um die „Wiener Zeitung“ und um den Kärntner Journalisten Franz Miklautz; und um uns.

Von Fellner unterscheidet uns das Prinzip: Wir verrichten keine Geschäfte für Regierungsinserate. Eva Dichand lässt „Heute“ auf alle los, die eine Millionärssteuer wollen. Grasl hat den Kurier auf Linie gebracht. Schmitt, Fleischmann und Kurz – das sind die „Täter.“ Die Opfer heißen „Wiener Zeitung“ und „Franz Miklautz“. Sie stehen für unabhängigen und ernsthaften Journalismus. Sie werden abgedreht.

Es ist ganz einfach: Wenn ein freies Medium nach dem anderen aufgibt, gewinnen die Falschen.

Der zweite Grund heißt „Medien“.

Im Zeitungs-Krähwinkel hacken die Krähen einander nach wie vor keine Augen aus. Große Medien jubeln heute hoch, lassen morgen fallen und verteilen zwischendurch ihre Inseraten-Preislisten. In Politik und Journalismus  sind wir mit ZackZack verlässliche Nestbeschmutzer, auch, weil wir wissen, wie schmutzig die Nester, in denen Verleger, Chefredakteure, Parteichefs und Minister ihre Geschichten ausbrüten, sind.

Dort regiert nach wie vor Raiffeisen, und jeder, der von “Kurier” bis “profil” im Grasl-Reich arbeitet, weiß, dass die Grenzen des Erlaubten politisch jederzeit verschoben werden können.

Der dritte Grund trägt zwei Namen: „Kurz“ und „Kickl“.

Kurz und seine ÖVP wollten neben Polizei und Justiz auch die Medien kontrollieren. Wenn alles in einer Hand ist, dringt nichts mehr nach außen. Da haben wir erfolgreich gestört, bis zu der unvergesslichen Pressekonferenz, in der Sebastian Kurz am 2. März 2021 ausgewählte Journalisten vor einer ZackZack Geschichte warnte, die noch nicht einmal erschienen war. Wenn Kickl kommt und Kurz die Rückkehr versucht, wird es noch wichtiger, dass es „unkontrollierte“ Medien gibt.

Der vierte Grund heißt „ZackZack“.

Wir machen das gerne, auch, weil wir wissen, dass eines wichtig ist: Über die Gegner der Orbánisierung Österreichs soll nicht nur ab und zu geschrieben werden – sie sollen selbst eine Stimme haben. Neben unseren investigativen Erfolgen ist das vielleicht das Wichtigste an ZackZack.

Der fünfte und letzte Grund heißt „So nicht!“

Wir sind nach vier Jahren ohne Presseförderung und ohne Regierungsinserat schuldenfrei. Fast alle Zeitungen sind tief in den roten Zahlen und überleben nur mit den Infusionen aus den Regierungstöpfen. Wahrscheinlich gehören wir – schuldenfrei – wirtschaftlich zu den erfolgreichsten Medien Österreichs. Trotzdem wird es gerade für uns eng. Aber wir wollen nicht, dass Kanzler und ihre Mitläufer entscheiden, wer durchgefüttert wird – und wer zusperren muss.

Neustart in zwei Stufen

Totschweigen und Totklagen, das haben wir überstanden. Aber eines ist klar: Wir können nur das Geld ausgeben, das wir haben. Dieses Geld bekommen wir ausschließlich von euch, von Menschen, denen Pressefreiheit etwas wert ist.

Wir starten neu. Das ist unser Plan:

Erste Stufe: Ab 1. Juli erscheint ZackZack nicht mehr als Tageszeitung, sondern als „Forum“, als Gegenstimme zur Orbánisierung der Medien.

Daniel Wisser, Julya Rabinovich, Robert Misik und ich schreiben weiter, regelmäßig. Fritz Hausjell verstärkt uns und nimmt sich die Feinde der Pressefreiheit vor. Heinz Mayer wird regelmäßig analysieren, wie wir in guter Verfassung bleiben und nicht in schlechter Gesellschaft enden. Dazu kommen Investigativ-Schwerpunkte wie jetzt gerade die Serie „Sigi Wolf und die Eurofighter“. Ab Juli planen wir neue, spannende Geschichten. Das schaffen wir mit euch, den 1.700 Mitgliedern des ZackZack-Clubs.

Zweite Stufe: Wenn unser Club 3.000 Mitglieder hat, können wir die investigative Redaktion ausbauen. Sie wird das machen, was wir am besten können: recherchieren, Spuren verfolgen und alles aufdecken, was zugedeckt werden soll. Das ist unser Ziel. Bis Ende 2023 wollen wir es gemeinsam mit euch erreichen.

Dann sind wir ein starkes Medium, das auch wirtschaftlich zu 100 Prozent unabhängig ist, weil es sich mit euren Clubbeiträgen und Spenden ohne ein einziges Regierungsinserat auf sicheren Füßen steht.Am 1. Juli starten wir neu. Mit euch, weil es ohne euch nicht geht.

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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