Freitag, April 26, 2024

Getäuscht! Kein Gesetz gegen Verpackungstricks

Lebensmittel werden immer teurer. Doch nicht immer steigt der Kaufpreis der Produkte. Oft wird auch heimlich die Menge reduziert. Die Regierung sieht sich bislang nicht in der Verantwortung.

Jedes Jahr kürt der „Konsument“ die KONSUM-Ente des Jahres. Irreführende Bezeichnungen auf Lebensmitteln oder versteckte Abzocke gehören zu den besten Kriterien, um den gefürchteten Preis für sich ergattern zu können. Im Jahr 2022 gewann beispielsweise Rama Margarine. Denn der Inhalt der Verpackung schrumpfte über Nacht um 50 Gramm, wobei die Packung selbst äußerlich gleichblieb. Der Preis wurde nicht etwa reduziert, sondern angehoben: Von 1,99€ auf 2,49€. Auch in Deutschland wurde die Rama Margarine zur Mogelpackung des Jahres gekürt.

Klassiker werden Luxusgüter

Auch dieses Jahr schrumpfen Produkte wieder, um Konsumenten einen gleichbleibenden Preis vorzutäuschen. Zur Abstimmung der diesjährigen KONSUM-Ente steht deshalb das beliebte Eskimo-Eis „Nogger“. Denn in Zukunft haben Fans für ihr Geld weniger zu noggen – die Packung enthielt 2023 plötzlich nur noch fünf statt sechs Stück.

Auch ein Schweizer Klassiker könnte zur KONSUM-Ente 2023 werden. Denn den bekannten Ovomaltine Kakao müssen regelmäßige Trinker in Zukunft öfter einkaufen gehen. Die Packung schrumpfte wie von Zauberhand von zunächst einem ganzen Kilogramm auf 900 Gramm. Ein Blick auf die Ovomaltine Website verrät allerdings wohin die Reise geht –  weiter nach unten auf 750 Gramm. Der „Klassiker Beutel“ ist damit nicht mehr ganz so Klasse. Noch haben einige heimische Supermärkte, wie etwa Spar, den 900 Gramm-Beutel im Programm. Das wird sich bald ändern. Die Preissteigerung seit 2022: 33 Prozent.

Shrinkflation bekämpfen

Das versteckte Schrumpfen von Produkten, auch „Shrinkflation“ genannt, liegt nicht erst seit gestern im Trend. Schon jahrelang weisen Konsumentenschutzplattformen wie der VKI auf den täuschenden Trick vieler Produzenten hin. Die Organisation „foodwatch Österreich“ fordert die Bundesregierung derzeit deshalb dazu auf, der Shrinkflation einen Riegel vorzuschieben. Denkbar wäre etwa eine verpflichtende Kennzeichnung bei der Änderung der Füllmenge.

Das stößt auch bei der Arbeiterkammer auf offene Ohren. Auch sie setzt sich für gesetzliche Bestimmungen gegen heimlich sinkende Produktmengen ein. Demnach sollten Hersteller dazu gezwungen werden, Änderungen der Füllmenge auf der Vorderseite der Verpackung bekanntzugeben.

In Frankreich konnte sich die Politik unlängst dazu durchringen, Shrinkflation in Zukunft auszuweisen. Hersteller müssen auf der Verpackung bekanntgeben, dass sich die Füllmenge reduziert hat, wenn der Preis gleich bleibt, so der Plan von Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. Auch die Supermarktkette „Carrefour“ ergriff Eigeninitiative und kennzeichnete Shrinkflation am Supermarktregel.

Ein Antrag der SPÖ vom 4. Oktober 2023, die versteckten sinkenden Produktmengen gesetzlich zu bekämpfen, wurde von der Regierung wegen europarechtlicher Bedenken vertagt.

Titelbild: Screenshot “Konsument”, pixabay

Daniel Pilz
Daniel Pilz
Taucht gerne in komplexere Themengebiete ein und ist trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm stecken geblieben.
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12 Kommentare

  1. Ein Antrag der SPÖ vom 4. Oktober 2023, die versteckten sinkenden Produktmengen gesetzlich zu bekämpfen, wurde von der Regierung wegen europarechtlicher Bedenken vertagt.

    Die Schwürkisgrüne Brut….

    Hinweisgeber fürchten sich in Österreich zurecht, weil sie wissen, dass Spitzen der Justiz und der Kriminalpolizei gemeinsam mit dem Nationalratspräsidenten und seiner Partei ein politisches Kartell bilden. Wer den Mund aufmacht, dem wird er gestopft.

    Trotzdem feiern die Grünen das Gesetz und sich selbst: Die Aufnahme des Korruptionsstrafrechts in den Katalog der legalen Whistleblower sei ihr Erfolg. Sie haben recht. Die Grünen haben durchgesetzt, dass Hinweise auf Amtsträger, die sich bestechen lassen, in Zukunft legal sind.

    Aber wichtiger ist, was jetzt endgültig in die Illegalität verschoben wird: Wer Hinweise über Geldwäsche, illegale Parteienfinanzierung, Inseratenkorruption oder kriminelle Parteibuchwirtschaft gibt, gilt als kriminell. Das ist der große Erfolg der ÖVP. Alle Whistleblower wissen, dass es ihnen ab jetzt mit Zustimmung der Grünen an den Kragen geht.

    Das Korruptionsstrafrecht selbst bleibt weiterhin eine kleine Insel in einem großen schwarzen Sumpf. Spendenwäsche bleibt legal. Illegale Parteienfinanzierung kommt nicht ins Strafgesetzbuch. Inseratenkorruption geht einfach weiter. Nehammers Satz, dass die ÖVP kein Korruptionsproblem habe, wird so erstmals verständlich.

    Ja man muss prioritätrn setzen….wenn das Gesetz und Justiz zum handlanger korrupter Politik wird…ist grün auch nicht weit weg…

  2. Versagen der EU !!!
    Die damit beschäftigt sind Steueroasen, Lobbyisten, Energiekonzerne, Chemie, Dünge wie Lanwirtschaftsindustrie zu schützen um die bereits sehr schwer angeschlagen Umwelt weiter mit Messerstiche abzumurxen geht unser Lebensraum langsam zu grunde.
    Jetzt wo die grünen in Ö und DE in der Regierung sind zeigen sie uns wie sie wirklich sind….skrupellose selbstverherrlichende Schnösel.
    Weder Tierwohl noch Umweltschutz noch Konsumentenschurz sondern reine Lobbyarbeit existiert in der EU.
    Bis 2030 wollte man den Dünger halbieren, alles wieder gekippt weil nur die Lobby zählt.

    Getäuscht, wurden wir auch von grüne die als einzige wie sie sagen Sozial sind und korruption bekämpfen….es wurde trotz grüner schlimmer.

    • Ob die EU versagt hat ist Ansichtssache. MMn war sie erfolgreich. Sie macht genau das was sich die Lobbyisten der großen Konzerne (europ wie US amerikanische ) wünschen, schön verpackt um uns vor “Bösem” zu schützen.

  3. Nicht nur die Verpackungen. Ich stelle hier meinen Text ein, den ich schon als Leserbrief an eine bekannten österr Zeitung und auch an den Verein für Konsumentenschutz gemailt habe. Weder eine Veröffentlich in der Zeitung noch eine Antwort vom Verein für Konsumentenschutz erfolgte.

    Augen auf, bei der Kassa im Lebensmittelhandel.

    Dieser Leserbrief richtet sich nicht gegen die Angestellten in den Supermärkten, die geniessen meine volle Wertschätzung.

    Nachdem ich jetzt über Monate immer wieder die gleichen Erfahrungen mache, möchte ich mit meinem Leserbrief die Kunden in den Supermärkten zu sensibilisieren.

    Worum geht es? So wie die meisten anderen Menschen begebe ich mich zwei bis drei Mal in der Woche in ein Lebensmittelgeschäft um dort die Waren des täglichen Bedarfs zu besorgen. Meistens sind es die Geschäfte meines Vertrauens, im Regelfall sind es Handelsketten und oft auch der kleine Nahversorger.

    Über Monate schon stelle ich fest, dass fast jedes Geschäft (ausser der kleine Nahversorger) viele Artikel mit falschen Preisen im Regal ausgezeichnet hat. Da ich bei jedem Einkauf auf den Preis im Regal schaue und auch gern einmal ein „Angebot“ nütze, habe ich mir zur Gewohnheit gemacht, diese Preise dann bei der Kassa so gut es geht, zu überprüfen, während diese auf dem Monitor aufschlagen.
    Dabei ist festzustellen, dass es nahezu bei jedem Geschäft mittlerweile schon fast die Regel ist, dass angepriesene Artikel an der Kassa zum Teil wesentlich höher sind, als am Regal ausgezeichnet. So habe ich ein gleiches Produkt mittlerweile bei der selben Handelskette, jedoch in drei verschiedenen Orten gekauft, das im Regal mit 3,99 Euro ausgezeichnet ist, an der Kasse aber mit 4,20 Euro abgerechnet wird. Das sind zwar in diesem Fall nur 21 ct mehr, aber der Artikel wird ja hundertfach verkauft. Ausserdem gibt es durchaus auch Fälle, bei denen mehr als 50 Ct Differenz bestehen. An der Kasse teile ich das dem Personal mit, das ja nichts dafür kann. Meistens ist das angesprochene Personal freundlich. Es kann ja nichts dafür.
    Wenn das aber innerhalb eines Monats bei drei verschiedenen Läden der selben Handelskette mehrmals passiert, beim gleichen Produkt, dann kommen mir so meine Gedanken und Zweifel an der Rechtmäßigkeit.
    Interessant wäre, wieviel Geld diese Handelsketten durch diese „Fehler“ dazuverdienen.
    Leider zieht sich das ganze über sehr viele verschiedene Artikel. Es vergeht kaum ein Einkauf, wo mir das mit anderen Artikel nicht genauso passiert. Aktionen bestehen nicht mehr, man hat die Plakate vergessen wegzuräumen. Manchmal erhält man die Antwort, dass man nicht mit der Arbeit nachkomme, um das zu überprüfen.

    Zudem landen ja immer mehr Lebensmittel im Müll. Die Ketten mit ihrer Politik 2 plus 1 gratis oder 1 plus 1 gratis tragen hier wohl Mitverantwortung.

    Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Ich ziehe meinen Hut vor den Beschäftigten in diesen Geschäften. Wenn aber von einer Zentrale aus die Preise in die Registrierkassen ausgerollt werden, dann gewinne ich den Eindruck, dass hier auf Kosten der Kunden zusätzliche Gewinne lukriert werden. Wenn ich alte Leute vor der Kasse stehen sehe, dann sehe ich, dass für viele davon der Einkauf schwer fällt. Wie sollen die noch die Preise vergleichen?

    Ich hoffe, dass die Händler wieder etwas genauer werden und wünsche, dass die Kundschaft an der Kassa genauer hinschaut und auf Fehler aufmerksam macht.

    Nachsatz: Eine Anfrage an den Konsumentenschutz bzw Verbraucherschutz wurde nicht einmal beantwortet geschweige denn ein Bestätigungsmail gesandt.

  4. auch der hofer

    die hofersalzstangerl vulgo soletti kosteten 300g 89 cent
    jetzt kostet das packerl nur mehr 79 cent
    dafür sind aber nur mehr 250 g drinnen.

    a bissal enttäuscht mich das schon. der hofer sollte das bei eigenprodukten nicht nötig haben

  5. “Ein Antrag der SPÖ vom 4. Oktober 2023, die versteckten sinkenden Produktmengen gesetzlich zu bekämpfen, wurde von der Regierung wegen europarechtlicher Bedenken vertagt.”

    Ein Gesetzesantrag ist Ablenkung?

    • Auch – wenn man sich so herum hört – wird in einigen EU-Länder bei Industrieansiedelungsprogrammen/Steuererleichterungen, etc. in zB Wirtschaftszonen EU-“Recht” gebogen / missachtet.
      Lit: Q. Slobodian: Kapitalismus ohne Demokratie, Vortrag am B. Kreisky Forum 23.11.2023 (soll dazu ein YT Video geben)

  6. Ich glaube man will entweder auch für die Zukunft ausreizen, wie weit man gehen kann, bis die Bürger wirklich wütend werden und sich das alles sichtbar nicht mehr gefallen lassen, oder man will sogar wirklich, dass dies passiert, denn anders ist das für mich zumindest nicht mehr zu erklären? – Gleichzeitig lenkt eine SPÖ mit ihren Themen auch noch von der aktuellen Situtaion ab, anstatt, dass diese Partei diesen aufgelegten Elfmeter für einen Wahlsieg in das Tor schießt?

    • Die erste Probe, wie weit man mit dem Volk umspringen kann, wurde bei Corona gemacht. Ausreizen bis zumgeht nicht mehr.

      • Nach dem schon diese erst Probe so toll geklappt hat, scheint es hier nun keine weitere Grenze mehr zu geben? – (Zumindest bis endlich eine Aufarbeitung passiert, welche auch diesen Nahmen verdient?)

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