Besinnliche Weihnachten, während die Welt in den Abgrund blickt? Wenn der Weihnachtsirrsinn langsam nachlässt, ist so ein Atemholen und Innehalten wieder einmal notwendig.
Weihnachten naht. Die Engel stoßen in ihre Trompeten. Leider auch dieser eine, dessen Trompete man nicht so gerne hört. Die Welt steht in Flammen wie ein trockener Weihnachtsbaum. Die Welt steht Kopf wie eine unkontrolliert eskalierende Weihnachtsfeier. Keine Weihnachtspause in diversen Kriegsgebieten, keine Einsicht diverser Autokraten, keine Atempause für die Zivilbevölkerung.
Luftholen in Rauch und Schwaden statt Besinnlichkeit zwischen Christbaumschmuck und heißem Punsch. An diversen Grenzen frieren Neugeborene, die hoffentlich wenigstens eine Krippe zur Verfügung gestellt bekommen und hoffentlich auch nicht von allen guten Geistern verlassen sind. Denn viele, die flüchten, sind von diesen verlassen, sonst wären sie ja nicht auf der Flucht. Zu viele werden sich jetzt zu Hause versammeln und Weihnachtslieder singen, während die draußen leider die draußen Gebliebenen bleiben sollen.
Brüchiger Friede
Der Terroranschlag der Hamas hat viele Friedensaktivisten und Friedensaktivistinnen verunsichert und erschüttert, manche zweifeln ihr Lebenswerk sogar an. Es ist verständlich, aber auch so schrecklich traurig. Die Konfliktherde wärmen sich erst so richtig auf, statt abzukühlen. Das einzige, das weiterhin kühl ist, sind die Verhältnisse der Supermächte USA und Russland, es ist wieder ein kalter Krieg, der einseitig bereit wäre, zu einem heißen zu werden, weil es nichts mehr zu verlieren gibt für den einsamen Zaren im Kreml.
Das Ende des Dazwischenseins
Und dennoch: gerade in solchen flammenden Zeiten ist ein Rückzug ins Private manchmal heilsam, ein Rückzug zu den duftenden Honigkerzen und kleinen Porzellanschälchen voller Kekse, es ist kein Verrat, sich auch einmal zurückziehen zu dürfen. Im Gegenteil, so ein Atemholen ist sogar notwendig, um Kraft zu tanken für alles weitere. Es wird ja absehbar ein Ende haben, dieses schwerelose Dazwischensein. Das Ende der Weihnachtszeit hat aber auch noch etwas Gutes: no more Bodenpizzas vor diversen Standeln, keine schwankenden Gestalten im Winternebel, Rudolph the rednosed reindeer hat auch wieder Sendepause und, last but not least, no last christmas!
Titelbild: Miriam Moné