Samstag, Juli 27, 2024

Nehammer, Kickl & Co: Die Glock-Huren

Bei „Glock“ werden gerade 1,5 Milliarden Euro steuerfrei vererbt. Damit verzichtet die Regierung auf das Geld, mit dem sie die Kinderarmut in Österreich auf einen Schlag beenden könnte. Auch die FPÖ steht auf der Seite der Milliardäre.

Ganz oben liest man: „1,5 Milliarden Euro? – Glock-Witwe Kathrin (43) erbt nun ein Vermögen“. Gleich darunter steht die gute Frage: „Träumen Sie von einem Platz in der Sonne?“ In ihrer online-Ausgabe beschreibt die „Kronen Zeitung“ wieder einmal unfreiwillig präzise, worum es geht.

324.000 Kinder träumen in Österreich derzeit vergeblich von einem Platz an der Sonne. Sie sind laut „Volkshilfe“ akut armutsgefährdet. Mit Kathrin Glock verbindet sie nur eines: Wie die Milliardenerbin kann man auch sie für ihre finanzielle Situation nicht verantwortlich machen.

Nur Gastgeberin

118.000 armutsgefährdete Kinder haben keine Chance, auf Urlaub zu fahren. Rund 54.000 Kindern fehlt jeden zweiten Tag das Geld für ein Mittageessen. Für 69.000 gibt es keine neue Kleidung, wenn die alte nicht mehr zu gebrauchen ist. So lebt es sich, wenn man als Kind Armut erbt.

Die „Kronen Zeitung“ weist darauf hin, dass die Milliardenerbin auf ihre Art bescheiden ist: Ehefrau Kathrin war stets nur Gastgeberin, denn die VIPs waren die Gäste, Star-Acts wie Robbie Williams und die Pferde.“

Armutsgefährdeten Kindern geht es schlechter als Glock-Pferden: „Ein Kind, das seinen Geburtstag nicht feiert bzw. nicht feiern kann, das niemanden nach Hause mitbringen kann, wird auch nicht von anderen Kindern eingeladen.“

Neidsteuern

Eine vernünftige Milliardärs-Vermögenssteuer von dreißig Prozent hätte den Glocks immer noch ein Vermögen von mehr als einer Milliarde gelassen. Die 450 Millionen Euro, die die Erbschaftssteuer nur im Fall „Glock“ gebracht hätte, wären genug gewesen, um Kinderarmut in Österreich zu beenden.

Hätte man auch schon das Mateschitz-Erbe besteuert, wüsste der Gesundheitsminister, wie die Pflege und mit ihr die Spitäler finanziell über die härtesten Runden kommen.

Genau an dem Punkt schlagen „Wirtschaftsexperten“ verlässlich Alarm: Die „Neidsteuer“ gefährde zwei der wenigen österreichischen Paradebetriebe. Ernsthaft? Glaubt wirklich jemand, dass sich an der Herstellung von Glock-Pistolen oder Red Bull-Dosen irgendetwas ändert, weil neben den Arbeitseinkommen endlich auch arbeitslose Einkommen besteuert werden?

Es gibt kein wirtschaftliches Argument, Pistolen- und Dosenerbschaften nicht zu besteuern. Es geht nicht um “Wirtschaft”, sondern um die Begegnungszone zwischen Politik und Geschäft. Es geht um Politiker, über die uns Kurz-Belastungszeuge Thomas Schmid das Wichtigste verraten hat: dass sie die Huren der Reichen sind.

WIFO-Chef Gabriel Felbermayr sieht in der „Kleinen Zeitung“ keine Alternative bei der Finanzierung der Armutsbekämpfung: Gegenfinanzierung könne eine Erbschaftssteuer sein, die in Österreich als “heilige Kuh” behandelt werde. Jede Steuer belaste, doch man müsse “zwischen Übeln wählen”, um das Handeln des Staates zu finanzieren: Die Erhöhung von Sozialhilfen und Entlastungen des Faktors Arbeit seien wichtiger.“

Kickl und Nehammer

Auch die Huren der Reichen wissen: Eine vernünftige Erbschaftssteuer zieht eine klare Trennlinie zwischen den wenigen großen und den vielen kleinen Vermögen. Sie trifft die Villen und Paläste der Benkos, Wolfs, Tojners, Mateschitz und Glocks und verschont die Einfamilienhäuser und Familienbetriebe, in denen nichts als harte und hoch besteuerte Arbeit steckt.

Herbert Kickl vernebelt den Hurenstandpunkt: „Am Ende sollen aus der Vermögenssteuer genauso wie aus der Erbschaftssteuer Massensteuern werden, die jeder Unternehmer, jeder Häuslbauer und schlichtweg jeder Bürger, der sich in seinem Leben etwas geschaffen und erarbeitet hat, zahlen muss! Karl Nehammer steht hinter Kickl: „Ich lehne das strikt ab.“

Es ist ganz einfach: Solange Politiker wie Nehammer und Kickl etwas zu sagen haben, bleibt die Panier am Schnitzel und das Geld bei den Reichen.

Das abschließende Statement zum Erfolg  des Glock-Produkts entnehme ich wieder der „Kronen Zeitung“: „Dass damit auch eine Vielzahl an Toten einherging, muss an einer anderen Stelle beurteilt werden.“ Dass eine kleine Zahl an Milliardärssteuern für das Leben vieler besser wäre, steht längst fest.


Titelbild: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com


Krone-Artikel:  https://www.krone.at/3204411

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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