Samstag, April 27, 2024

Die Vagina-Monologe

Kinder, Küche, Kirche hat immer Saison! Die Lösung für die fehlenden Kinderbetreuungsplätze der Mütter von heute ist schnell parat: Omakarenz it is. Das ist billig und recht.

Vagina verpflichtet. Bis ins Grab. Einmal Frau: für immer verantwortlich. Wenn die eigenen Kinder erzogen und aus dem Haus sind, glaubt Frau, die als Mutter natürlich immer noch die überwältigende Zeit der Kinderbetreuung schultert, samt allen Nachteilen wie Altersarmut und so weiter, obwohl die Gesellschaft angeblich längst gleichberechtigt und vollkommen gerecht ist, endlich Zeit für sich selbst haben zu dürfen. Was für ein dummer Irrglaube! Bevor die Vaginaträgerin auf allzu dumme Ideen kommt, wie Fortbildung, Reisen, einfach Abfeiern oder was ihr sonst noch so Unvernünftiges einfällt, steht die ÖVP schon verlässlich bereit, um ihr die Flausen aus dem alterssturen Schädel zu klopfen. Kinder, Küche, Kirche hat immer Saison! Die Lösung für die fehlenden Kinderbetreuungsplätze der Mütter von heute ist schnell parat: Omakarenz it is. Das ist billig und recht.

Kein Dialog

Die Kolumne heißt Vagina-Monologe, weil es sich hier leider um keinen Dialog handelt, den Frauen, jung und alt, wird eine Tatsache serviert, als hätten nicht schon so viele von ihnen so lange und so oft ihre Anliegen artikuliert, mal höflich und mal laut. Die Türkisen spielen schon die ganze letzte Woche ein Shitbingo der Sonderklasse, nun müssen also auch die Omas dafür hinhalten. Immerhin läuft der Kurz-Prozess immer noch in voller Länge, da muss aus allen Rohren gnadenlos geschossen werden. Allerdings regt sich da eine Erinnerung, da war doch auch schon was mit Kinderbetreuung und Sebastian Kurz. Dieser Plan von Christian Kern und Reinhold Mitterlehner, für adäquate und garantierte Kinderbetreuung für alle zu sorgen, ein wichtiger Meilenstein für Frauenpolitik. Abgesägt von dem aufstrebenden Sebastian Kurz.  Hätte Kurz doch kein Bundesland aufhetzen wollen, dann wäre eventuell heute anständige Kinderbetreuung für alle vorhanden. Aber so muss die Oma rückverpflichtet werden wie ein Veteran in Pension. Love is a battlefield.

Titelbild: Miriam Moné

Julya Rabinowich
Julya Rabinowich
Julya Rabinowich ist eine der bedeutendsten österreichischen Autorinnen. Bei uns blickt sie in die Abgründe der Republik.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

21 Kommentare

  1. Es gibt, zum Glück, eine ständig wachsende Zahl an Männern die sich vollinhaltlich solidarisch mit den Rechten, Interesssen und Zielen einer modernen Gesellschaftspolitik befassen. Es wird bestimmt noch ein hartes Stück Arbeit. Und ganz bestimmt werden “altvordere” mit seltsamen Welt- und Menschenbildern nicht aussterben – Männer wie Frauen! Aber wir lassen den Mut nicht sinken. Ich hätte gerne schon die Möglichkeiten als Vater gehabt die mein Sohn heute vorfindet. Und so werden wir uns “weiterhanteln”! Und “richtig” wählen!!!

  2. Auf den Punkt gebracht.

    Die Großelternkarenz hab ich nicht verstanden, ich bin zu dum dafür. Statt der Mütter sollen dann deren Mütter in Karenz gehen? Und dafür das Karenzgeld erhalten? Also, die alte Arbeitskraft wird in die Karenz ausrangiert und die junge Arbeitskraft wird eingestellt? Arbeitsmarktpolitisch macht das keinen Sinn, es sei denn man will mit der “Großelternkarenz” kaschieren, dass ältere Arbeitnehmer:innen am Arbeitsmarkt vogelfrei sind und sowieso nichts mehr finden, also besser in die Großelternkarenz schieben und das verdecken. Oder geht man davon aus, dass Großmütter ohnehin keiner Arbeit nachgehen, also jetzt “nur mehr” Hausfrau sind, dann würde das dem Arbeitsmarkt schon etwas bringen. Aber das ist ja auch nur mehr in wenigen Fällen so und würde keine nennenswerte Wirkung entfalten. Frau Raab hat es in einer OTS so ausgedrückt: “Die Großeltern-Karenz ist damit ein zusätzliches Angebot für Eltern, die früher wieder in den Beruf einsteigen wollen”. Ungeklärt bleibt, welche Eltern gemeint sind: Die Eltern oder die Eltern der Eltern.

    https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240126_OTS0149/familienministerin-raab-grosseltern-karenz-ist-ein-meilenstein-fuer-die-wahlfreiheit-von-familien-und-zur-staerkung-der-frauen

    Heuchlerisch.

  3. Die Omas von heute werden dem Herrn Karl was pfeifen. Die sind froh wenn sie in der Pensi ihre Ruhe haben und endlich, endlich tun und lassen können was sie wollen. Zumindest jene die sich das leisten können. Auf die Anderen wartet womöglich Kinderbetreuung bis zum Absterben, Amen. Die sind womöglich auf eine finanzielle Zuwendung in Form eines Karenzgeldes angewiesen…….widerliche Idee…zynisch und letztklassig.

  4. Das ist in Oberösterreich gaaanz anders!!!

    Hier haben wir zwar auch viel zu wenig Kinderbetreuungsplätze, dafür sind wir laut der Landesregierung und seiner zuständigen Landesrätin Haberlander das KINDERFREUNDLICHSTE Bundesland überhaupt.

    Übrigens, die gleiche Landesrätin, die die flexiblen Tagesmütter über die jahrelang verweigerte Anpassung der Landeszuschüsse gezielt ausgehungert hat. So geht “Familienpolitik” auf Oberösterreichisch.

    Die Kritik an dieser Politik gegen berufstätige Frauen sucht man in den ÖVP hörigen Medien ORF Oberösterreich, OÖ Nachrichten oder OÖ Krone vergebens.

    Die Anfütterung über Inserate wirkt zuverlässig!

    • Genau so isses: Die Volksverhetzer und -Blender setzen sich auf gesellschaftlich positiv besetzte Begrifflichkeiten drauf, um diese ursprünglichen, gewachsenen Assoziationen ins Gegenteil zu pervertieren, sie à la long im Alltag unbehaglich lebenserfahren dann negativ connotieren zu müssen. (Siehe zB auch “freiheitlich”, was libertär verwendet hierzulande faktisch gestohlen und missbraucht wurde. -> Die Freiheit “zu / für” etwas wurde mit der asozialen Freiheit “von / gegen” etwas ausgetauscht.). Blümels’ “Wir sind Familie” ist nicht einmal gelogen, was es ja so perfide macht. (Siehe zB auch Sobotkas’ Versicherung, “sich stehts an alle Gesetze – ja, aber nur der ominösen Familie – gehalten zu haben”) Der Rest der Welt, die im Kern dieser kleinsten gesellschaftlichen Sozialität in Liebe und (Grund)Urvertrauen in (Selbst)Erkenntis aufwachsen, gebildet werden sollten, hat sich dann halt eigene Begrifflichkeiten dieser im Normalfall vertrauenswürdigen Intimität “Familie” zu suchen…

  5. Also für meine Frau und mich, wäre diese Möglichkeit als OMA und OPA hier aktiv werden zu können, nur noch himmlisch.
    Vermutlich würden wir das Karenzgeld aber gar nicht verbrauchen…
    Aber auch die sonst fehlenden Arbeitskräfte wären vermutlich für unsere nachhaltige Volkswirtschaft nicht schlecht und bei Familienbetrieben würde das wohl auf noch fruchtbareren Boden fallen und ist das alles ja vermutlich auch noch freiwillig und kein Zwang?

    Ich, aber auch meine Familie, welche ich mit diesen Möglichkeiten interviewte, können diese Kritik deshalb in keinster Weise nachvollziehen

      • Ja aber durch diese mehrfache Win-Win Situation wird ja volkswirtschaftliches Potential für eine weitere Umverteilung und eine Wohlstandsvermehrung frei?
        (Auch wenn es mir nicht mehr nützten sollte, freue ich mich bereits jetzt mit allen denen es nützen wird mit..)

        Was aber sind ihre Motive hier dagegen? – Hoffentlich nicht…

          • Ich erhebe auch nie die alleinige Wahrheit und lerne stets gerne dazu… – Ja aber bitte klären sie mich doch auf

          • Ein Herr Cap wäre für mich einer der wenigen der aus meiner Sicht die wichtigsten Oppositionen und deren wichtigste Vertreter entsprechend zusammebringen und zusammehalten könnte. Cap Kanzler, Kickl Vizekanzler?

            Aber auch eine Expertenregierung könnte ich mir vorstellen, dass dieser anführt, um gründlich und nachhalige auszumisten – am Besten unter Aufsicht der früherer Aliierten?

  6. Ich weiß das Anliegen des Artikels inhaltlich zu schätzen. Danke.

    Bitte das Wort “Vaginaträgerin”…. und die bewusste provokative Reduktion von Frauen auf ihr Geschlechtsteil…. Wollen wir uns das wirklich antun? Ich meine, das passiert Frauen ohnehin laufend, wieso muss man das noch auf die Spitze treiben.

    Versteh die Wut. Umso wichtiger ist es, dass wir sanft umgehen mit (uns) Frauen.

      • Ich und mit mir ganz viele andere Frauen verstehen es schon. Und dann tuts einfach weh, verstehst?

        • @Sig, kann ich an der Stelle nur bestätigen. Finde die Wortwahl auch nicht gelungen, ich fühle mich dann nur noch mehr degradiert zu einem Menschen zweiter Klasse und bekomme da schon Aggressionen, dem Herrn Karl am liebsten zu zeigen wo der Hammer hängt……

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!