Samstag, Juli 27, 2024

Lebensgefährtin zeigt an: Illegale Hausdurchsuchung bei Pilnacek?

Das Landeskriminalamt hat Pilnaceks Lebensgefährtin dessen Handy abgenommen. Die Auftraggeber sind noch nicht bekannt. Die WKStA ermittelt. Jetzt gibt es einen neuen Verdacht: Pilnaceks Privatwohnung in Wien soll illegal durchsucht worden sein. Die Lebensgefährtin des Sektionschefs hat Anzeige erstattet. Teil 5 der ZackZack-Serie zum „Polizeifall Pilnacek“.

Zwei Sätze in der Erklärung der StA Krems haben die Beamten des Landeskriminalamts Niederösterreich endgültig ins Visier der WKStA gebracht. Ein dritter Satz in der Antwort der Staatsanwaltschaft auf die ZackZack-Fragen ließ aufhorchen: „Eine Hausdurchsuchung hat im in Rede stehenden Verfahren nicht stattgefunden.“  Es geht um ein Haus in der Ottakringerstraße. Dort hatte Christian Pilnacek seine Wiener Wohnung.

Chefinspektor Hannes Fellner leitet im Landeskriminalamt Niederösterreich die Gruppe „Leib und Leben“. Kurz nach dem Tod des Sektionschefs hat Fellner am 20. Oktober 2023 begonnen, die polizeilichen „Ermittlungen“ im Fall „Pilnacek“ zu leiten und zu steuern. In den Wochen darauf meldet er sich mit seinem Handy immer wieder bei Pilnaceks Lebensgefährtin Karin Wurm. Fellner hat noch nicht alle Datenträger aus Pilnaceks Besitz gefunden. Die „Sicherstellung“ am 20. Oktober 2023 hat offensichtlich noch nicht ausreichend Sicherheit gebracht.

Pilnaceks Schlüssel

Am 20. Oktober 2023 hat sich Karin Wurm noch gewundert, dass die Beamten des Landeskriminalamts die Schlüssel zur Wiener Wohnung verlangten. Kurze Zeit später weiß sie, warum.

Bild: Chefinspektor Hannes Fellner, Landeskriminalamt St. Pölten, Fotocredit: BezirksBlätter/meinbezirk.at 

„Alles durchsucht“

Karin Wurm erinnert sich an ein Telefonat, in dem sie der Chefinspektor während seiner Ermittlungen mit einer Mitteilung überrascht: „In der Wiener Wohnung haben wir alles durchsucht und nichts gefunden. Ich weiß nicht, wo ich noch suchen soll, dann muss ich eben weitersuchen.“

Mehrmals bestätigt Wurm gegenüber ZackZack diese Formulierung. Sie kann sich an dieses Gespräch ebenso genau erinnern wie an zwei weitere in den Wochen darauf.

Immer wieder geht es um Pilnaceks Aktentasche und seinen privaten Laptop. Wurm erinnert sich, was ihr Chefinspektor Hannes Fellner in einem weiteren Telefonat mitgeteilt hat: „Wir haben eh schon in der Wohnung alles durchsucht, hat er gesagt. Er wollte, dass ich in mich gehe, wo der Laptop ist, ich solle nachdenken, ob mir nicht doch noch einfällt, wo er versteckt ist“. Immer wieder antwortet Wurm mit „Nein, ich weiß es nicht“. Aber Fellner lässt nicht locker.  Zwischendurch, erinnert sich Wurm, habe ihr Fellner gesagt, Pilnaceks Handy sei jetzt „bei der Familie“.

Auf der Suche nach Pilnaceks Datenträgern hat das Landeskriminalamt bisher nur das Handy sicherstellen können. Den dienstlichen Laptop wertet bereits die WKStA aus. Der USB-Stick scheint verschwunden. Nur der private Laptop ist noch nicht in Händen des Suchtrupps aus St. Pölten.

ZackZack fragte im Landeskriminalamt nach: „Haben Ihre Beamten mit diesen Schlüsseln die Privatwohnung von Christian Pilnacek in der Wiener Ottakringerstraße betreten?“ – „In wessen Auftrag haben Ihre Beamten die Wohnung durchsucht?“ Und: „Was haben sie dort gesucht?“

Das LKA beantwortete keine einzige Frage. Die einzige Antwort kam von der Staatsanwaltschaft Krems: „Eine Hausdurchsuchung hat im in Rede stehenden Verfahren nicht stattgefunden.“

Polizeibeamte lernen früh, dass Hausdurchsuchungen nur mit richterlicher Genehmigung zulässig sind. Die gesetzlichen Bestimmungen sind noch enger gefasst als bei der Sicherstellung. Aber weder Staatsanwaltschaft noch Gericht wissen etwas von einem Polizeibesuch in der Wiener Pilnacek-Wohnung.

Karin Wurm zeigt an

Pilnaceks Lebensgefährtin Karin Wurm hat erlebt, wie nicht nach Todesursachen, sondern nach Datenträgern gesucht wurde. Jetzt will sie, dass der „Polizeifall Pilnacek“ aufgeklärt wird. Ihr Anwalt Volkert Sackmann brachte dazu gestern Abend bei der WKStA ihre Sachverhaltsdarstellung wegen mehrfachem Amtsmissbrauch ein.

Quelle: Sachverhaltsdarstellung von Karin Wurm an die WKStA

Die Anzeige richtet sich gegen die noch unbekannten Täter, die ihr Handy, Schlüssel und Brieftasche des Verstorbenen widerrechtlich abgenommen haben. 

Ein Beschuldigter steht mit vollem Namen in der Anzeige: Chefinspektor Hannes Fellner. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Titelbild: Karin Wurm, Christopher Glanzl, HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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