Vom ORF-Stiftungsrat bis zur Spitze des Innenministeriums sitzen sie überall: die „Löwen“ aus dem Kabinett von Innenminister Ernst Strasser. Ihr gemeinsamer Weg begann vor mehr als zwanzig Jahren.
Ihr interner Markenname war „die jungen Löwen“. Thomas Zach ist heute ÖVP-Führer im ORF-Stiftungsrat. Strassers Kabinettschef Christoph Ulmer arbeitete nach „Eurofighter“ in „Gradus Proximus“, der gemeinsamen PR-Firma mit Zach, für Kunden wie Jan Marsalek. Michael Kloibmüller ist noch vor dem Auftauchen seiner „BMI-Chats“ in ZackZack von der Spitze des Sobotka-Kabinetts in den niederösterreichischen Wohnbau übersiedelt. Bernhard Krumpel wurde als Novomatic-Sprecher von Ibiza überrascht. Gerhard Karner sitzt als Innenminister heute dort, wo Ernst Strasser 24 Jahre davor begann.
Nur Herwig Haidinger stellte als Chef des neuen Bundeskriminalamts die Interessen der öffentlichen Sicherheit über die Interessen der ÖVP. Dafür nahm er als Einziger schwere berufliche Nachteile in Kauf.
Oskar Gallop diente nach eigenen Angaben vier ÖVP-Innenministern. Drei Jahre setzte er die ÖVP-Polizeireform als Landespolizeikommandant in Tirol um. Dann übersiedelte er als Bezirkspolizeikommandant ins burgenländische Oberwart.
Strassers Kabinett formte binnen weniger Jahre aus einer roten Polizei und einer schwarzen Gendarmerie von Wien bis Innsbruck eine Exekutive, in der es nur noch „Schwarz“ gab. Ab und zu wurden die Parteibucherfolge zünftig gefeiert.
Umtrunk im Kabinett
Am Montag, den 14. Oktober 2002, wandte sich „Ossi“ mit dem Betreff „Feinabstimmung“ an seine „Freunde“:
„liebe freunde, möchte euch und eure begleiter/innen am freitag den 25.10.2002, gegen 19.00 h, in wien zu einem umtrunk und … einladen.“
„Ossi“ war der spätere Tiroler Polizeichef Oskar Gallop, der ÖVP-Innenministern von 2000 bis 2005 im Kabinett diente. Ossis „Freunde“ im Innenministerium wussten offensichtlich, was mit „und …“ gemeint war. Gallop fuhr fort:
„um eine definitive termin- und ortsabstimmung in diesen bewegten zeiten durchführen zu können, ersuche ich um eine rückmeldung,
– ob ihr euch überhaupt von mir einladen lässt,
– ob der termin am freitag den 25.10.2002, abends, aus eurer sicht ok ist – und wie viele begleiter /innen (mehrzahl möglich!) ihr mittnehmen werdet“
Dann erklärte „Ossi“ die Örtlichkeit:
„kloibi hat mir nämlich sein geheimes liebesnest für die feier angeboten und das würde im bedarfsfall mit zustimmung der buwog ausgebaut werden.“
Private Partys
Die Einladung in „Kloibis Liebesnest“ lässt Vorwürfe aus dem „Konvolut“, das 2017 zur Einsetzung des BVT-Untersuchungsausschusses führte, glaubwürdiger erscheinen: „Auch I. und Kloibmüller organisierten private Partys (…) Dazu wurden von den beiden Organisatoren vornehmlich weibliche Mitarbeiterinnen des Innenministeriums, des Kabinetts, des BVT, des Bundeskriminalamts, des BAK, der verschiedenen LPD´s (…) eingeladen“.
Michael Kloibmüller hat sich als Kabinettschef von ÖVP-Innenministern einen Namen gemacht. Im Oktober 2002 saß er im Kabinett von Innenminister Ernst Strasser. Eine halbe Stunde nach Gallops Mail meldete sich ein besorgter Innenminister in seinem Büro: „hab ich zeit? ernst“. Strassers Büroleiterin verneinte. Der Minister müsse zum Ball des Roten Kreuzes in Neulangbach zur Versteigerung von Bildern. Das „dauert sicher bis mindestens 23.30 uhr, weil die versteigerung erst um 22.30 uhr beginnt, also keine ossi- feier möglich.“ Doch der Minister wusste, was er wollte: „nein, solange bleibe ich nicht, ich will zum ossi. sag denen, daß ich noch weg muß. kann höchstens 1 stunde bleiben.“
„Ossi“ hatte nicht nur seinen Minister eingeladen. Die Einladung ins „Liebesnest“ erging an elf hochrangige ÖVP-Vertraute in Kabinett und Ministerium. Unter ihnen fanden sich neben Kloibmüller Christoph Ulmer, Thomas Zach, Bernhard Krumpel – und Gerhard Karner, der damalige Strasser-Pressesprecher und heutige Innenminister der ÖVP.
Auf ZackZack-Nachfragen bei Gallop, Strasser, Kloibmüller, Zach und Karner gab es keine Antworten.
Titelbild: ARTINGER Guenter / APA / picturedesk.com, Montage ZackZack
