Sonntag, September 8, 2024

Life on Musk

Falls Musk den Mars mit ebenso viel Sorgfalt besiedeln will, wie er mit den Neuralink-Affen umgegangen ist, kann man nur noch allen Beteiligten viel Glück wünschen. Vielleicht wäre es aber förderlicher, die Erde nicht an den Rand des Abgrunds zu führen.

Elon Musk unterstützt jetzt also offiziell Donald Trump, den angehenden Faschisten, und damit Putin, den vollendeten Diktator. Sein Geeier um „free speech“ lässt sich zügig zusammenschrumpfen auf: lasst Nazis an die Macht, fördert Spaltung und Sexismus, bedrängt ForscherInnen und Ärzteschaft- solange es mir und meinem Unternehmen nutzt. Ganz zu schweigen von Musks erst halbversteckter, dann ganz offen gezeigter Begeisterung für das total Autoritäre.

Der Tod von Twitter

Twitter, einst eine Plattform mit fast unendlichen Möglichkeiten der Vernetzung, ist Musk bereits zum Opfer gefallen ebenso wie die Affen, die er für seine kritisierten Tierrexperimente mit dem sogenannten Neuralink  verheizt hat. Allein die Tatsache, dass Elon Musk davon phantasiert, seinen Samen für die Züchtung der neuen Menschheit zu nutzen, sollte halbwegs Ausgeglichene zu gewisser Alarmhaltung veranlassen. Falls er den Mars mit ebenso viel Sorgfalt besiedeln möchte, wie er mit den Affen umgegangen ist, kann man sowieso nur noch allen Beteiligten viel Glück wünschen. Vielleicht wäre es aber überhaupt förderlicher, den bereits bewohnten Planeten nicht mit Verve an den Rand des vollendeten Clusterfucks zu bringen. Auch ein luxuriöser Bunker, den Musk sicherlich längst eingerichtet hat, für den Fall dass Trump oder Putin mal die Nerven verlieren, bleibt trotz allem Luxus ein Bunker. Was relativ logisch klingt, erreicht seine aufgepeitschte, von Totalitarismus berauschend erregte Fantruppe nicht mehr. Kritik an Musk ist sakrosankt, wie an jedem anderen autoritären Führer. Wer wagt, Elon mit dem zu konfrontieren, was er ist und was er verursacht, darf sich auf lustige Fluten an Kommentaren freuen.  Ich zum Beispiel. Zugegeben, meine Wortwahl war harsch. Ich bereue aber nichts. Waren seine spleens mit Spermaspenden noch halbwegs lustig, sind es seine anderen Taten keineswegs. Musk bringt die Welt mit seiner Unterstützung Donald Trumps und mit der Umfunktionierung von Twitter in eine manipulative Propagandamaschine im Dienste diverser hybrider Kriegsführung in akute, ja akuteste Gefahr und an den Rand des Abgrundes. Sollte Trump gewinnen, wird Putin in Europa einfallen. Sollte Trump gewinnen, ist Amerikas Demokratie gefallen, mit allen Konsequenzen. Ich bin der ausgeprägten Meinung, dass Gilead kein Modell für mögliche Visionen Amerikas sein darf. Warum also diese massive Weltgefährdung mit derartiger Leidenschaft, Misogynie und Aggression verteidigt werden will, erschließt sich mir nicht. Musk wird seinen online-Vasallen trotz ihres leidenschaftlichen Einsatzes definitiv kein sicheres Platzerl in seinem Bunker einräumen, wenn es soweit ist.


Titelbild: Miriam Moné

Autor

  • Julya Rabinowich

    Julya Rabinowich ist eine der bedeutendsten österreichischen Autorinnen. Bei uns blickt sie in die Abgründe der Republik.

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