Montag, September 16, 2024

Martin Ho: Dubai und die unkritische Presse

Der ZackZack-Bericht zur Schließung von Martin Hos Lokal auf der Mariahilfer Straße hat für Aufsehen gesorgt. Der Fall zeigt, wie mit kritischen Medien umgegangen wird – und warum Dubai für Menschen wie Ho verlockend ist.

Dass das DOTS-Restaurant auf der Mariahilfer Straße 36 mit Ende August schließt, schlug hohe Wellen. Viele Medien griffen den ZackZack-Bericht auf – manche auf kritische Art und Weise, andere nicht. Nur einer schwieg gegenüber ZackZack konsequent und äußerte sich lieber auf facebook: Martin Ho. Einige Medien übernahmen den facebook-Post weitgehend als Artikel-Replik auf den ZackZack-Bericht.

Facebook-Posting als Artikel

In dem Post schrieb Ho, dass alles „eigentlich relativ simpel“ sei. ZackZack-Anfragen auf seinem Telefon hatte er davor unbeantwortet gelassen.

Auf dem sozialen Netzwerk erklärt der Szenegastronom, dass besagtes Lokal für Umbauarbeiten schließe und sich die DOTS-Gruppe derzeit auf ihre Expansion nach Dubai konzentriere. Martin Hos Unternehmensgruppe will in Wien außerdem nach wie vor aktiv bleiben. Das angeblich nur für Umbauarbeiten geschlossene Restaurant auf der Mariahilfer Straße würde im Oktober mit einem „urbanen, mediterranen Konzept“ neu eröffnen, so Ho. Auf die fehlenden Löhne der Mitarbeiter ging er nicht ein. Also alles gut bei Martin Ho? So ähnlich sahen es zumindest bestimmte Medien und schrieben eilig eine Version, die den ZackZack-Artikel entschärfen sollte.

Viele Medien, darunter auch der Kurier, interpretierten das Statement auf facebook so, dass das Lokal gar nicht schließen, sondern im Oktober neu eröffnen würde. Wichtige Details blieben unhinterfragt. So zum Beispiel, ob das „urbane, mediterrane“ Lokal am Standort Mariahilfer Straße im Oktober überhaupt der DOTS-Gruppe zugerechnet werden könne. Darauf deutet derzeit wenig hin. „Die mediterrane Küche wird nicht von Ho sein“, schreibt uns Ho-Mitarbeiter Ruben H. (Name von der Redaktion geändert). Michael S. (Name von der Redaktion geändert) sagt auf ZackZack-Anfrage, ob das mediterrane Restaurant von Ho betrieben werden wird kurz und bündig: „Nein!“ Wann es in Wien wieder ein DOTS-Lokal geben wird, ist unklar. Für oe24 sprach Ho trotzdem „Klartext“, den Bericht von ZackZack über fehlende Gehälter fasst oe24 hingegen als „Gerüchte“ zusammen.

Anstatt die schweren Vorwürfe der fehlenden Löhne bei den Mitarbeitern Hos ins Zentrum ihrer Berichte zu stellen, berichteten oe24 und Kurier lieber die Ho-Version, wonach die DOTS-Gruppe gerade erfolgreich nach Dubai expandiere. Dorthin, wo Steuern niedriger sind und es keine Arbeiterkammer gibt.

Keine warme Küche mehr

Dass im Ho-Universum alles nach Plan verlaufe, lässt sich mit einem Blick auf das DOTS auf Mariahilfer Straße leicht widerlegen. Weil einige Mitarbeiter ihre Juli-Gehälter nicht bekommen haben, sind sie zuletzt nicht zur Arbeit erschienen. Deswegen würde es nur noch sporadisch warme Küche geben, wie uns Mitarbeiter Ruben H. verrät: „Wenn die Sushiköche nicht gekommen wären, hätten wir gleich zusperren können.“

Der ZackZack-Artikel über die Schließung des Restaurants führte Ruben H. zufolge auch zum verstärkten Einlösen von Gutscheinen. Viele Gutscheinbesitzer wollten ihr Guthaben vor dem bevorstehenden Aus noch nutzen.

Kritische Medienarbeit

Der Standard wählte im Gegensatz zu oe24 und Co einen anderen Zugang: In dessen Ho-Artikel ging man auf die Vorwürfe im ZackZack-Bericht ein und holte Statements von Hos Pressesprecher und der Arbeiterkammer ein.

Im Falter schaffte es Ho durch die jüngsten Enthüllungen zum „Dolm der Woche“. Seine Ankündigung, dem Standort Wien treu bleiben zu wollen, war für die Wochenzeitung gar eine „eiskalte Drohung“.

Hos Pressesprecher Alexander Khaelss-Khaelssberg war für ZackZack-Anfragen nicht zu erreichen.


Titelbild: Christopher Glanzl / ZackZack

Autor

  • Daniel Pilz

    Redakteur bei ZackZack. Studierte Philosophie an der Uni Wien und schreckt auch vor komplexen Themen nicht zurück.

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