Montag, September 16, 2024

Babler im Sommergespräch: ein Bild und drei Probleme

Andreas Babler hat im ORF-Sommergespräch zweimal aufblitzen lassen, wie er die Wahl gewinnen kann. Jetzt muss er drei Probleme lösen.

An zwei Montagen befragte Martin Thür in seinen Sommergesprächen die zwei Spitzenkandidaten, zwischen denen am 29. September die Richtungsentscheidung fällt: Herbert Kickl und Andreas Babler. Kickl war gut präpariert, reagierte auf jede Frage mit einer Unterstellung und kam erst gegen Ende ins Schwimmen. Babler hatte ein Sozial- und Finanzprogramm, aber war nur wirklich gut, als er Doris Bures freundlich die Karte in der Parteifarbe zeigte.

Babler hatte gestern drei Probleme: Dort, wo er sachlich beschlagen ist, konnte er seine gut begründeten Forderungen nach Reichensteuern, Kindergrundsicherung und einem Ende der Klassenmedizin zu selten zu Botschaften machen. Babler versuchte es mit vielen schnellen Sätzen statt mit wenigen starken Bildern. Aber die Vielsatzversteher sind nur eine kleine Minderheit. Mit ihr gewinnt er keine Wahl.

Bilder statt Sätzen

Das kurze, klare Bild, das sich im Gedächtnis festsetzt und dort zum Wahlmotiv wird, blitzte nur einmal auf: „Ich habe mir in meinem Leben geschworen, dass sich so lange kämpfen werde, bis jedes Kind in Österreich strukturell aus der Kinderarmut – unabhängig von der Postleitzahl – herauskommt.“ So geht das. Aber wo sind die anderen starken Bilder?

Sein zweites Problem heißt „Sicherheit“. Die SPÖ müsste längst die Partei sein, die Sicherheit vor Inflation und Mietwucher mit Sicherheit vor Bandenkriminalität und Extremisten verbindet. Babler erzählt, dass er Friedensdemos mitorganisiert hat und heute noch darauf stolz ist. Wen will er damit gewinnen?

Kickl schlagen

Genau das ist die entscheidende dritte Frage. Wenn Babler die Wahl gewinnen will, muss er zehntausende Menschen überzeugen, statt Kickl ihn zu wählen. Dazu muss er zwei Aufgaben lösen:

Er muss klarmachen, dass Kickl die Minderheit der sehr Reichen und er, Babler, die Mehrheit der Normal- und Wenigverdienenden vertritt. Das ist Bablers Heimspiel, aber der Ball muss in Kickls Tor.

Babler kann und muss Kickl auch auf dessen eigenem Feld schlagen. Warum hat Kickl als Innenminister keinen einzigen islamistischen Hetzer ausgewiesen? Warum hat er kein einziges Netzwerk zerschlagen? Warum hat Innenminister Kickl statt des IS das BVT zerschlagen?

Messerverbot in den Städten – Ausweisung der Hassprediger – Zerschlagung der extremistischen Netzwerke – Stärkung von Polizei und Strafjustiz, damit sie das schaffen. Das muss rote Sicherheitspolitik werden, damit es nicht braunblaue Propaganda bleibt.

Chance nützen

Nach wie vor gilt: Die Wahl wird nicht in Sommergesprächen, sondern in TV-Duellen entschieden. Babler hat nicht mehr viel, aber immer noch genug Zeit.

Martin Thür macht übrigens etwas Ungewöhnliches: Er bietet seinen Gästen einen Rahmen, in dem sie erklären könne, wie sie es besser machen. Ihm geht es nicht darum, seine Gesprächspartner vorzuführen, er will das, was in einer Wahl wichtig sein sollte, wissen: Wie geht es den Menschen, wenn ihr regiert?

Es liegt ausschließlich an Thürs Gästen, wie sie diese Chance nützen.


Titelbild: BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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