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Zwei oder Hundert? So viele Infizierte sind ein Cluster

So viele Infizierte sind ein Cluster

Der Begriff “Cluster” wird immer wieder als Grundlage für Corona-Maßnahmen genannt. Ab wann ein Cluster beginnt, ist dabei eine entscheidende Frage. Zackzack hat nachgefragt.

Wien, 17. Juli 2020 | Wann ist ein Cluster ein Cluster? Zackzack hat nachgefragt. Die AGES, die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, definiert Cluster als „Häufungen von Fällen innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einer bestimmten Region“. Zahlenmäßig kann sich ein Cluster bereits aus zwei zusammenhängenden Fällen bilden:

„Dabei wird ab 2 Fällen, die epidemiologisch zusammenhängen (Primärfall und Folgefall) von einem Cluster gesprochen.“

Zuletzt waren es Cluster in Oberösterreich und Niederösterreich, die für mediale Aufmerksamkeit sorgten: davon insbesondere der „Freikirchen-Cluster“ in Oberösterreich mit über 200 betroffenen Personen. Neuerdings ist ein weiterer derartiger Cluster in Niederösterreich mit bisher 22 positiv getesteten Fällen aufgetreten. In einem niederösterreichischen Schlachtbetrieb wurde ein Cluster mit bisher 38 bestätigten Fällen verzeichnet.

Polizei-Cluster in Salzburg: Drei Polizisten

Zuletzt in den Medien präsent war der sogenannte “Polizei-Cluster” in Salzburg, der zur Schließung von zwei Polizeiinspektionen und zu Tests bei rund 100 Polizisten führte. Ursprünglich wurden drei Beamte mit Symptomen positiv auf SARS-CoV2 getestet. Mittlerweile liegen weitere Testergebnisse vor, demnach hat sich der Polizei-Cluster auf insgesamt sechs Beamte erweitert.

„Bei den restlichen über 100 Kolleg*innen verliefen die Testungen negativ. Einige wenige Tests sind noch ausständig. Die Ergebnisse werden im Laufe des Tages erwartet“,

so die Landespolizeidirektion Salzburg auf Anfrage.

Cluster, aber ohne Zahlen

Zwei oder tausende Infizierte? Ein „Cluster“ eröffnet ohne genaue Zahlen zu Infizierten ein weites Feld für Spekulation – und Ungewissheit. In Österreich wurden Reisewarnungen aufgrund von Corona-Fällen ausgesprochen, die auf Reisende vom Westbalkan zurückzuführen seien.

Außenminister Schallenberg verwies bei der Verkündung der Reisewarnung mit der höchsten Sicherheitsstufe für Bosnien, Serbien, den Kosovo, Montenegro, Albanien und Nordmazedonien darauf, dass in Slowenien und Kroatien bereits „vermehrt“ Cluster von Neuerkrankungen durch Rückkehrer vom Westbalkan zu beobachten gewesen seien. Wie groß diese Cluster zahlenmäßig gewesen sein sollen, sagte er nicht.

Landeverbote auch mit Clustern begründet

Seit Donnerstag gilt ein erweitertes Landeverbot: Aus insgesamt 18 Ländern dürfen keine Flieger bis auf Weiteres in Österreich landen. Wie zackzack bereits berichtete, setzte die Regierung bei der Verordnung der Landeverbote nicht auf Infektionszahlen. Laut Auskunft des Gesundheitsministeriums sei die Entscheidung auf die betroffenen Westbalkan-Länder auf Grund des „Verkehrsaufkommens“ gefallen, und:

Aus dem Balkan gibt es viele und regelmäßige Flugverbindungen, auch sind einige Cluster bereits durch Reiseaktivitäten in/aus dieser Region zurückzuführen.“

Überraschend ist, dass der Minister Kroatien und Slowenien erwähnte, die beide auf der Landeverbotsliste fehlen – im Gegensatz zu den anderen Balkanländern.

Auf die Frage, welche Cluster genau gemeint sind, verwies das Gesundheitsministerium auf die AGES. Bis Redaktionsschluss ist noch keine Antwort der AGES erfolgt.

Cluster in Österreich: Am meisten in Haushalten

Laut Webseite der AGES konnten mit Stand 14. Juli insgesamt 862 Cluster in Österreich ermittelt werden. Dabei konnten 8.555 von insgesamt 18.988 COVID-19-Fällen einem dieser Cluster zugeordnet werden. Dabei ist der höchste Anteil an Clustern seit Beginn der Corona-Krise in Haushalten vorzufinden. Seit dem Zeitpunkt der Lockerung der Maßnahmen mit 12. April sind in Österreich die meisten Cluster (300) in Haushalten, gefolgt vom Arbeitsplatz (49) und Reisegruppenhäufung (26) vorzufinden.

Cluster: Das Ass im Ärmel?

Auch Ministerin Köstinger sprach im Oe24-Interview bei Fellner! Live die „Cluster-Ausbrüche“ und Urlaubsrückkehrer an, die mit Infektionen aus den Balkanstaaten zurückgekommen seien. Warum die Maßnahmen allerdings vorwiegend den Westbalkan betreffen, und diese „Cluster-Ausbrüche“ nicht auch auf Deutschland oder Frankreich zutreffen sollten, verriet die Tourismusministerin nicht – geschweige denn, wie diese Cluster jeweils zahlenmäßig aussehen würden. Immer mehr Corona-Maßnahmen wirken zunehmend wie Symbolpolitik. Die Begründung von Maßnahmen mittels Clustern könnte uns wohl noch eine längere Zeit begleiten.

(lb)

Titelbild: APA Picturedesk

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