Die Raiffeisen-Tocher “Priorbank” zählt zu den größten Banken in Belarus. Ihr Chef-Banker ist auch Österreichs Honorarkonsul und die Gebäude österreichischer Institutionen teilt man sich mit dem Raiffeisen-Ableger. Die Raiffeisen macht sich jedenfalls im Falle einer Bankenkrise keine Sorgen.
Wien/Minsk, 17. August 2020 | Zackzack berichtete bereits über die belarussische Raiffeisen-Tochter „Priorbank“, eine der größten Privatbanken des Landes. Mithilfe eines Lukaschenko-Vertrauten konnte Raiffeisen 2003 in Belarus Fuß fassen. Mittlerweile ist die österreichische Republik in Belarus eng mit der „Priorbank“ verknüpft.
Raiffeisen-Republik-Verbindungen in Belarus
Das beginnt bei der Person des österreichischen Honorarkonsuls: Sergey Kostyuchenko gilt laut belarussischen Medien als einer der einflussreichsten Banker des Landes. Er ist der Chef der Raiffeisen-Tochter “Priorbank”.
Das österreichische Konsulat, das er leitet, sitzt wiederum in der Zentrale der Priorbank. Praktisch für den Konsul: Ist er am Vormittag Chef-Banker und am Nachmittag Konsul, muss er den Arbeitsplatz eigentlich nicht wechseln.
Pikantes Detail: Das österreichische Honorarkonsulat und die Zentrale der Priorbank sind bei derselben Adresse auffindbar. Quelle: Screenshot hkat-minsk.by/priorbank.by
Die Priorbank ist seit der Raiffeisen-Übernahme 2003 zu einer wichtigen Bank geworden, mit unzähligen Filialen in ganz Belarus. Gleich neben einer Filiale im Minsker Zentrum findet man die österreichische Botschaft. Erst am 15. Jänner 2019, mit feierlicher Unterstützung der damaligen blauen Außenministerin Karin Kneissl, übersiedelte die österreichische Botschaft in das neue Gebäude.
Österreichs Botschaft – gleich neben einer Filiale der Raiffeisen-Tochter. Screenshot: bmeia.at
WKO auch in Belarus im Geschäft
Für die belarussische Opposition scheint das ein größeres Problem als für Raiffeisen zu sein. So soll Raiffeisen für belarussische Interessen, und damit Lukaschenko, in der EU und Österreich lobbyieren. Das schreibt die oppositionelle Informationsplattform „Belarus in Focus“. Österreich setzte sich jedenfalls jahrelang für die Aufhebungen von EU-Sanktionen gegen Belarus ein. Aktuell sind neue EU-Sanktionen im Gespräch, für die sich alle EU-Außenminister – und damit auch Alexander Schallenberg – ausgesprochen haben sollen. Ob es dazu kommt, soll sich Ende August entscheiden.
Die WKO hat an derselben Adresse, gleich neben der Priorbank, ihren belarussischen Stützpunkt. Der WKO-Delegierte Rudolf Lukavsky kam direkt aus Moskau. Dort hatte er das Moskauer Außenwirtschafts-Büro „Advantage Austria“ geleitet.
Im November 2019 hieß Österreich Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko in Wien willkommen. Lukaschenko besuchte damit zum ersten Mal seit 2016 ein EU-Land. Lukaschenko war im Rahmen seiner Österreich-Reise auch bei der WKO zu Gast, flankiert vom türkisen Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka und vom Vizepräsidenten der WKO Richard Schenz. Schenz ist auch Präsident der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft.
Der Diktator zu Besuch bei der WKO. Stolz daneben: ÖVP-“Rambo” Wolfgang Sobotka. Quelle: Screenshot belta.by
Die Raiffeisen Bank International (RBI) sieht die Unruhen aus ökonomischer Perspektive jedenfalls gelassen. Sollten die Proteste etwa eine Bankenkrise auslösen, würde das die RBI nicht besonders treffen. In ihrer Bilanzsumme mache die Priorbank nur rund 1,3 Prozent aus, heißt es auf zackzack-Nachfrage. Außerdem lässt die RBI auch noch wissen, dass Wladimir Peftiew keine Aktien mehr an der Priorbank besitze. Laut „Die Presse“ von 2011 soll der Lukaschenko-Vertraute die Übernahme der Raiffeisen eingefädelt haben.
Generalstreik im Land
In Belarus gehen die Proteste unterdessen weiter. Am Wochenende wurde erneut von Internet-Ausfällen berichtet. Wie zackzack berichtete, gibt es via A1andere, interessante Österreich-Verbindungen. Im ganzen Land wird zum Generalstreik, der offenbar viel Zulauf hat, aufgerufen. Lukaschenko wurde bei einem Auftritt vor Arbeitern ausgebuht. Auch das Staatsfernsehen streikt bereits gegen den Diktator.
Indes schickte dieser Falschschirmspringer an die westliche Grenze. Laut Lukaschenko deshalb, weil auch NATO-Truppen ihre Präsenz in Polen und Litauen verstärken würden. Er behauptet, Putin hätte ihm seine Unterstützung bereits zugesagt. Beobachter zeigen sich bezüglich einer möglichen Russland-Intervention allerdings skeptisch.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk