Nächster Frauenmord:
Der mutmaßlich dritte Femizid in Österreich allein in der vergangenen Woche: Ein 84-Jähriger hat in Wien-Simmering seine Frau, den Familienhund und anschließend sich selbst getötet.
Wien, 25. Juni 2022 | Es ist der 18. Femizid allein in diesem Jahr in Österreich: Ein 84-jähriger Mann hat Samstagfrüh in Wien-Simmering seine 82-jährige Frau sowie den Hund der Familie getötet und dann Suizid verübt. Laut Polizei-Aussendung soll der Mann gegen 8.00 Uhr den Notruf gewählt und die Tat angekündigt haben.
Abschiedsbrief gefunden
Die Beamten seien sofort zur Wohnung geeilt, wo das Ehepaar sowie der Hund der Familie tot aufgefunden wurden. Alle hätten Schussverletzungen aufgewiesen. Es wurden ein Abschiedsbrief sowie eine Schusswaffe gefunden und sichergestellt. “Beide waren schwer krank und wollten nicht mehr leben, so zumindest die Botschaft des Briefs.
Laut derzeitigen Erkenntnissen sei davon auszugehen, dass der Mann zunächst das Tier, dann die Frau und schließlich sich selbst erschossen habe, hieß es. Derzeit werde die polizeiliche Kommissionierung durchgeführt.
Dringend mehr Prävention gefordert
Erst am Dienstag hatte die Polizei in einer Wohnung im dritten Gemeindebezirk Landstraße die leblosen Körper einer 76-jährigen Frau und eines 68-jährigen Mannes gefunden. Auch hier wurde eine Schusswaffe sichergestellt, mit der der Mann die Frau und dann sich selbst erschossen haben soll. Das Motiv dürfte Überforderung bei der Pflege der Frau gewesen sein.
Frauenorganisationen wie der Österreichische Frauenring oder der Verein der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser (AÖF) weisen seit Jahren darauf hin, dass die politisch Verantwortlichen zu wenig Geld für Prävention von Gewalt und für die Unterstützung von gewaltbetroffenen Frauen bereitstellen.
Die Budgeterhöhung der Regierung bezüglich Gewaltprävention und Gewaltschutz von 2021 sei gut, aber noch lange nicht ausreichend, meinte Maria Rösslumer, Geschäftsführerin des Vereins der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser, erst diese Woche gegenüber ZackZack: “Die Maßnahmen sind gut, aber es scheitert an der Umsetzung. Es ist zu wenig Bewusstsein bei den Behörden da. Wenn man es wirklich ernst meint, bräuchte man Bewusstseinskampagnen, viele Schulungen sowie Maßnahmen, um Frauen besser zu erreichen und Männer am Wegschauen zu hindern.”
“Wie viele Morden müssen noch passieren?”
Am Samstag twitterte der Österreichische Frauenring: “Wann erkennt die Politik endlich, dass wir ein echtes Problem haben? Wann? Wieviele Morde müssen noch passieren?”
(apa/red)
Hilfenummern für Betroffene
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, Hilfe und Informationen unter:
- Frauen-Helpline: 0800-222-555 (kostenlos und rund um die Uhr)
- Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF)
- Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie
- 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719
- Frauenhaus-Notruf unter 057722
Anlaufstellen für Männer in Krisen- und Gewaltsituationen, Beratung in Krisen sowie zur Prävention und Beendigung von Gewalt in der Familie:
- Männernotruf: 0800 246 247
- Männerinfo: 0720 70 44 00
Telefon-, E-Mail- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten:
- Telefonseelsorge: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr
Titelbild: APA Picturedesk