Samstag, Juli 27, 2024

»Habe diese Aussage niemals getätigt« – FPÖ-Belakowitsch leugnet eigenes Zitat in »ZIB 2«

»Habe diese Aussage niemals getätigt«

Die Stimmung im “ZIB 2”-Studio kühlte Sonntagabend deutlich ab, als sich FPÖ-Klubchef-Stellvertreterin Belakowitsch den Fragen von Moderator Thür stellen musste. Die Medizinerin verhaspelte sich nicht nur beim Thema Corona, auch bei eigens getätigten Aussagen kam sie ins straucheln.

Wien, 04. Juli 2022 | Der Rechnungshof stellte in einem Rohbericht dem türkis-blauen “Leuchtturmprojekt”, der Zusammenlegung der Krankenkassen, ein vernichtendes Zeugnis aus. Demnach brachte die Fusion nicht die versprochene Einsparung in der Höhe von einer Milliarde Euro, sondern über 200 Millionen Euro Mehrkosten.

Auch die damalige FPÖ-Gesundheitssprecherin und nunmehrige Klubobmann-Stellvertreterin Dagmar Belakowitsch ließ dazu in einer Aussendung im Jahr 2018 die Öffentlichkeit wissen: “Der Patient steht bei der Kassenreform im Mittelpunkt – aus der Verwaltungsmilliarde wird eine Patientenmilliarde.”

In der “ZIB 2” am gestrigen Sonntag von Moderator Martin Thür darauf angesprochen, wollte sich Belakowitsch jedoch nicht mehr so ganz daran erinnern.

“Diese Aussage habe ich niemals getätigt”

Im Gegenteil, die Kickl-Vize leugnete trotz der von Thür ausgedruckten und im Studio vorgelegten Presseaussendung vehement, die “Patientenmilliarde” jemals versprochen zu haben. “Ich habe diese Aussage niemals getätigt”, reagierte Belakowitsch sichtlich verlegen.

Die Medizinerin verteidigte daraufhin die Fusion der Krankenkassen damit, dass es auch bei der Zusammenlegung der Pensionskassen anfangs eine Kostensteigerung gegeben habe. Diese würde man heutzutage auch nicht mehr “auseinanderdividieren”.

Ton wird beim Thema Ukraine rauer

Belakowitsch verdeutlichte indes erneut die ablehnende Haltung der FPÖ gegenüber dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dass ihre Partei dessen virtuelle Rede im Parlament boykottiert hatte, begründete sie damit, dass so eine Ansprache im neutralen österreichischen Parlament nichts verloren hätte.

Verwundert über die ständige Betonung der FPÖ, dass Österreich neutral zu sein habe, konfrontierte Thür Belakowitsch damit, dass die FPÖ sich in der Ukraine-Russland-Frage selbst nicht neutral verhalte. Der Moderator verwies dabei auf den früheren Kooperationsvertrag der FPÖ mit der Putin-Partei “Einiges Russland”.

Die FPÖ habe zudem immer wieder die umstrittenen Positionen Russlands übernommen. Belakowitsch verärgert: “Herr Thür, Sie wissen, dass dieser Vertrag schon lange aufgelöst wurde.” Man habe sich außerdem auch immer wieder kritisch zu Russland geäußert und den Angriffskrieg auf die Ukraine kritisiert.

Impfschaden-Sager auf Demo war “möglicherweise etwas überspitzt”

Zum Ende des Interviews wollte Thür noch wissen, warum sich Belakowitsch als studierte Medizinerin auf einer Corona-Demo im Dezember zu einer falschen Behauptung hinsichtlich der Intensivstationen hinreißen ließ. Auf diesen würden, so Belakowitsch auf der Demo, “nämlich nicht die bösen Ungeimpften liegen, das sind ganz ganz viele Geimpfte, die aufgrund eines Impfschadens behandelt werden müssen.”

“Ich glaube diese Behauptung war möglicherweise etwas überspitzt auf einer Demonstration gesagt”, so Belakowitsch über ihre verbreiteten Fake News. “In der Tendenz” sei ihre Aussage jedoch richtig gewesen. Die FPÖ-Politikerin stützt sich auf angebliche Pläne für Krankenhäuser in Deutschland, in denen Personen mit Impfschäden behandelt werden sollen.

Dass ihr Impfschaden-Sager vorne und hinten nicht stimmt, belegte Thür mit Zahlen des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen. Denen zufolge mussten 40 Mal mehr Menschen im Krankenhaus wegen einer Corona-Infektion behandelt werden als wegen Folgen der Impfung. Auch, dass Belakowitsch ihren Posten als FPÖ-Bezirksobfrau in Ottakring aufgrund ihrer Corona-Linie verloren hatte, dementierte sie auf Nachfrage.

Hier können Sie das ganze Interview nachsehen.

(mst)

Titelbild: Screenshot/ORF

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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