Donnerstag, Oktober 3, 2024

Stille Hymne in Katar: Iran zeigt DFB was Haltung ist

Während der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vor der FIFA einknickt, spielt das Ergebnis beim 6:2 Englands gegen den Iran nur eine Nebenrolle. 

Doha/Frankfurt am Main/Köln, 22. November 2022 | Schon der Auftakt war eine Bankrotterklärung gewesen, sowohl aus fußballerischer, wie aus öffentlichkeitswirksamer Perspektive. Doch auch nach dem zweiten Spieltag interessieren sich viele Beobachter mehr für die politischen Aspekte der „Katarstrophe“ als für das Sportliche. So auch beim englischen Kantersieg gegen den Iran.

Hymne nicht mitgesungen

Die ganze Welt richtete die Augen auf die Lippen der iranischen Fußballnationalmannschaft. Im Spannungsfeld der anhaltenden Proteste gegen das autoritäre Regime im Iran stellten sich Millionen von Menschen dieselbe Frage: Würden die Fußballstars die Hymne mitsingen oder nicht? Die iranischen Fußballstars sind in der Öffentlichkeit sehr einflussreich, galten bislang aber eher als Unterstützer des Mullah-Regimes. Erst kurz vor der Abreise zur Weltmeisterschaft ließen sie sich mit Präsident Ebrahim Raisi ablichten.

Beim Ertönen der iranischen Hymne kam dann der Moment der Wahrheit: Kein einziger Spieler sang die iranische Hymne mit. Eine unglaubliche Demütigung für das iranische Staatsfernsehen, das die Übertragung prompt unterbrach. Einige Fans vor Ort freuten sich über das Schweigen der Fußballer aus Solidarität mit der Freiheitsbewegung im Iran und gegen die massive Gewalt seitens der iranischen Exekutive.

Harte Strafen?

Den Spielern könnten nun harte Strafen drohen. Auch mit Repressalien gegen Familienmitgliedern ist das iranische Regime nicht zimperlich. Die Welt beklatschte deshalb die Courage der iranischen Kicker.

DFB bricht ein

Während die iranischen Stars für ihren Mut gelobt wurden, waren etliche europäische Fußballverbände, allen voran der DFB mit Spott und Häme konfrontiert. Denn aus dem ursprünglichen Plan, mit der “One-Love”-Binde ein Zeichen gegen Homophobie und Rassismus und für die in Katar kaum gelebten Menschenrechte zu setzen, wurde nichts. Erst kürzlich wurde etwa bekannt, dass jüdische Gebete und koscheres Essen in Katar während der WM untersagt seien. Aus Sicherheitsgründen heißt es. Nachdem die FIFA im Falle der Armbinde mit einer gelben Karte gedroht hatte, bekam der DFB weiche Knie und ließ von dem Plan ab. Vielerorts war von Schande und Heuchelei zu lesen.

Erste Konsequenzen

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge gibt es nun ernste Folgen für den DFB. Der erste Partner hat sich aufgrund eines befürchteten Imageschadens nun von einer Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund zurückgezogen. Der Handelsriese REWE aus Köln, in Österreich vor allem durch Billa und Penny Markt vertreten, kündigte dem DFB den Vertrag. Konzernchef Lionel Souque:: „Wir stehen ein für Diversität – und auch Fußball ist Diversität. Die skandalöse Haltung der Fifa ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel.“

(dp)

Titelbild: FADEL SENNA / AFP / picturedesk.com

Autor

  • DanielPilz

    Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.

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