Das ist eine Unterüberschrift
Ein Mann soll am Freitag im Bezirk Baden seine Schwester getötet, eine andere Schwester schwer verletzt und dann sich selbst getötet haben.
Berndorf, 16. Jänner 2023 | Als die Einsatzkräfte am Freitagnachmittag zu einem Haus im niederösterreichischen Berndorf gerufen wurden, lagen zwei Frauen und ein Mann in der Einfahrt. Der 57-Jährige soll seine beiden Schwestern mit einem Klappmesser angegriffen und danach sich selbst getötet haben.
Familienstreit als Auslöser
Die 58-Jährige, die der Polizei von dem Angriff berichtete, wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, für ihre ältere Schwester kam jede Hilfe zu spät. Die 59-Jährige war bereits tot.
Übers Wochenende war ermittelt worden, jetzt ist das Ergebnis da. “Wie die Ermittlungen ergeben haben, war offensichtlich ein Familienstreit Auslöser”, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager am Montag zur APA. Die „Krone“ hatte zuvor bereits von Erbschaftsstreitigkeiten als Motiv geschrieben. Eine Obduktion der 59-Jährigen sei nicht angeordnet worden, die Todesursache sei klar.
Bereits dritter Frauenmord heuer
Es ist bereits der dritte Mord an einer Frau durch einen Mann aus ihrem nahen Umfeld im Jahr 2023 in Österreich. Im Vorjahr waren es laut Zählung der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser 28 ermordete Frauen. Erst am Freitagvormittag – wenige Stunden vor dem Mord – hatten mehrere Frauenorganisationen ihre Enttäuschung über die mangelnde Regierungsarbeit zum Thema Gewalt gegen Frauen bei einer Pressekonferenz kundgetan.
Warum dieser Fall von den Frauenschutzorganisationen als Frauenmord eingestuft wird? „Es hat zwar offenbar einen Familienstreit gegeben, aber nicht die Frauen haben ihn umgebracht, sondern er hat sie angegriffen. Es war ein geschlechtsbezogener Mord, auch wenn wir die Vorgeschichte nicht kennen.“ Die Hemmschwelle Gewalt gegen Frauen anzuwenden sei geringer, für viele seien Frauen weniger wert.
Forderung: Bewusstseinskampagnen und Krisenstab
Klaudia Frieben vom Österreichischen Frauenring sagt gegenüber ZackZack zum aktuellen Fall: „Auch der erneute Frauenmord zeigt, dass wir ganz massive Probleme haben mit Gewalt gegen Frauen und alle Verantwortlichen schweigen.“ Es sei klar, dass man manche Dinge nicht voraussehen könne, es müsste laut Frieben jedoch von Regierung, Sicherheitspolitik und Frauenpolitik immer wieder Signale geben, dass Gewalt gegen Frauen nicht toleriert werde, um das gesellschaftliche Problem Gewalt gegen Frauen anzugehen. Das geschehe aber nicht.
„Wenn etwas gemacht wird, dann nur anlassbezogen“, kritisiert sie. „Es müsste ständige Bewusstseinskampagnen und einen ständigen Krisenstab geben, der sich nur mit Gewalt gegen Frauen beschäftigt.“
Hilfenummern
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, Hilfe und Informationen unter:
- Frauen-Helpline: 0800-222-555 (kostenlos und rund um die Uhr)
- Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser(AÖF)
- Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie
- Autonomes Frauenzentrum Oberösterreich: 0732-60 22 00
- 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719
- Frauenhaus-Notruf unter 057722
Anlaufstellen für Männer in Krisen- und Gewaltsituationen, Beratung in Krisen sowie zur Prävention und Beendigung von Gewalt in der Familie:
- Männernotruf: 0800 246 247
- Männerinfo: 0720 70 44 00
Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.
(sm)
Titelbild: ZackZack/Christopher Glanzl