Bei den Kollektivvertragsverhandlungen in der Bankenbranche fordern sowohl die sozialdemokratischen Gewerkschafter, als auch Christgewerkschafter eine Verkürzung der Arbeitszeit auf bis zu 32 Stunden.
Wien | Überraschende Einigkeit demonstrieren die Christgewerkschafter (FCG) und die sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG). Beide Fraktionen fordern im Rahmen der Verhandlungen zum Kollektivvertrag im Bankensektor eine Arbeitszeitverkürzung des Vollzeitvolumens auf 36 beziehungsweise 32 Stunden – bei vollem Lohnausgleich.
Christgewerkschafter fordern Arbeitszeitverkürzung
Erst kürzlich habe eine groß angelegte Studie in Großbritannien die wünschenswerten Folgen eines vollen Lohnausgleichs bei weniger Arbeitsstunden belegen können, weiß auch der Vorsitzende der Christgewerkschafter, Norbert Schnedl, gegenüber dem “Ö1-Morgenjournal”. Kein Rückgang der Produktivität, weniger Krankenstände und seltenere Jobwechsel sind nur einige Beispiele für den „guten Grund“, ein Umdenken einzuleiten. Schnedl nennt „gute Beispiele“ für Betriebe in Österreich, etwa im IT-Bereich, wo die Arbeitszeitverkürzung schon funktioniert.
Von den 61 Unternehmen, die an der britischen Studie teilgenommen hatten, blieben 56 bei der zuvor getesteten 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich.
FSG und SPÖ unterstützen Forderung
Die sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) erneuern ihre Forderung nach einem Pilotversuch in Österreich – ganz nach dem Vorbild der britischen Studie. In einem ersten Schritt sollten Unternehmen das Vollzeitpensum auf 36 Wochenstunden umstellen, um dann sukzessive auf 32 zu reduzieren, so Jusef Muchitsch, designierter FSG-Vorsitzender.
Muchitsch, der auch SPÖ-Sozialsprecher ist, verkündete zudem den Umstieg seiner Partei zum angesprochenen Arbeitszeitmodell. Die SPÖ werde die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich verkürzen und „mit gutem Beispiel vorangehen“, sagte Muchitsch.
Widerstand noch groß
Die Vorbehalte gegen Arbeitszeitverkürzungen bleiben in Österreich groß. Sowohl die Wirtschaftskammer, als auch die Industriellenvereinigung sind dagegen. Auch EcoAustria-Vorsitzende Monika Köppl-Turyna äußerte im “Ö1-Morgenjournal” Bedenken gegen den vollen Lohnausgleich bei weniger Arbeitszeit. Die Leistung würde dann sinken, wiederholte Köppl-Turyna ein altbekanntes Argument, das sich in der britischen Studie nicht bestätigte.
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