Schon 2016 zeigte Karl Mahrer als Wiener Polizei-Vizepräsident, dass er bereit ist, in seinem Kampf gegen Asylwerber sehr weit zu gehen.
Wien | Am 8. März 2016 um 16.13 Uhr alarmiert Karl Mahrer seinen Parteifreund und Kabinettschef Michael Kloibmüller im Innenministerium: „Achtung – informell voraus: 14. Hütteldorfer Bad: 21 j Asylwerber hat unter Wasser 7 j Mädchen (!!) sex. belästigt.“ Mahrer verzichtet auf den Dienstweg. Kloibmüller soll offensichtlich als erster die Geschichte über den straffälligen Afghanen bekommen – und verwerten können.
Vier Stunden später meldet sich Mahrer bei Kloibmüller mit der Entwarnung: „Verdacht hat sich relativiert. Dzt Anzeige auf freiem Fuß. Medien haben vermutlich keine Kenntnis.“
Mahrer hat offensichtlich keine Kenntnis, dass die Propagandamaschine der ÖVP im Innenministerium längst auf vollen Touren läuft.
Mikl-Leitners Pressesprecher
Im März 2016 ist Johanna Mikl-Leitner Mahrers Innenministerin. Ihr Kabinettschef hat nicht lange überlegt und drei Minuten nach der ersten Mahrer-Nachricht alles an Hermann Muhr und Andi Wallner, die Pressesprecher der Ministerin, weitergeschickt. Kurz darauf landet die Geschichte in den Redaktionen von „oe24“, „Kurier“, „Heute“ und „Kronen Zeitung“.
Ab 20.35 Uhr ist im Innenministerium bekannt, dass es statt einer Verhaftung nur einen „relativierten Verdacht“ gibt. Aber Mahrers Entwarnung wird ignoriert. Die Geschichte ist „draußen“.
Am nächsten Morgen meldet die „Kronen Zeitung“ um 7.44 Uhr als erste: „Sex-Attacke auf Kinder in Bädern“. Der Polizeisprecher wird zitiert: „Es ist noch keine Anzeige erfolgt”, so Hahslinger. Der 20-jährige Afghane wurde auf freien Fuß gesetzt.“
Der „Kurier“ zieht um 9.37 Uhr nach und meldet, dass „ein Mann am Beckenrand saß und vor einem kleinen Mädchen wiederholt auf seine Genitalien zeigte. Dabei öffnete er auch seine Beine.“ Dann kommt die erste Falschmeldung: „Der Wiener Täter ist gefasst.“ Und: „Der Täter aus Afghanistan sitzt in Untersuchungshaft.“
„Heute“ verlegt die Tat zwei Stunden später ins Wasser: „Der Afghane tauchte vor dem Mädchen immer wieder unter, spreizte seine Beine und zeigte auf seine Genitalien.“
Fremdenrechtliche Knaller
Wenige Monate später übernimmt die Sebastian Kurz-Zentrale die Koordination der „Afghanen“-Meldungen. Wolfgang Sobotka hat inzwischen Johanna Mikl-Leitner als Innenminister abgelöst. Kurz-Stratege Stefan Steiner verlangt von Sobotkas Ministerium mehr „fremdenrechtliche Knaller“. Die politische Jagd auf Asylwerber wird zur Hauptlinie der neuen ÖVP-Propaganda.
Hohe Polizeibeamte wie Karl Mahrer liefern die Munition, mit der ausgewählte Boulevard-Journalisten aus dem Kabinett des Innenministers versorgt werden. Karl Mahrer selbst wollte die ZackZack-Fragen nicht beantworten. An seiner Stelle sandte uns ÖVP-Landesgeschäftsführer Peter Sverak eine Erklärung:
„Grundsätzlich stellt sich die Frage woher Sie eine SMS (!) also eine persönliche Kommunikation zwischen Herrn Mahrer und Herrn Kloibmüller haben sollten? Zudem sich Herr Mahrer an diese angeblich stattgefundene Kommunikation vor 7 Jahren nicht erinnern kann. Nachdem die Authentizität der Inhalte ihrer Anfrage zweifelhaft ist, können wir leider auch keine Stellungnahme dazu abgeben.“
Die Mahrer-BMI-Chats liegen als Extraktionsbericht des Kloibmüller-Handys längst bei Bundeskriminalamt, Staatsanwaltschaft Wien und WKStA.
Titelbild: EVA MANHART / APA / picturedesk.com, Screenshots, Montage ZackZack