Freitag, April 26, 2024

Mahrer auf Afghanenjagd: “informell voraus”

Schon 2016 zeigte Karl Mahrer als Wiener Polizei-Vizepräsident, dass er bereit ist, in seinem Kampf gegen Asylwerber sehr weit zu gehen.

Wien | Am 8. März 2016 um 16.13 Uhr alarmiert Karl Mahrer seinen Parteifreund und Kabinettschef Michael Kloibmüller im Innenministerium: „Achtung – informell voraus: 14. Hütteldorfer Bad: 21 j Asylwerber hat unter Wasser 7 j Mädchen (!!) sex. belästigt.“ Mahrer verzichtet auf den Dienstweg. Kloibmüller soll offensichtlich als erster die Geschichte über den straffälligen Afghanen bekommen – und verwerten können.

Vier Stunden später meldet sich Mahrer bei Kloibmüller mit der Entwarnung: „Verdacht hat sich relativiert. Dzt Anzeige auf freiem Fuß. Medien haben vermutlich keine Kenntnis.“

Mahrer hat offensichtlich keine Kenntnis, dass die Propagandamaschine der ÖVP im Innenministerium längst auf vollen Touren läuft.

Mikl-Leitners Pressesprecher

Im März 2016 ist Johanna Mikl-Leitner Mahrers Innenministerin. Ihr Kabinettschef hat nicht lange überlegt und drei Minuten nach der ersten Mahrer-Nachricht alles an Hermann Muhr und Andi Wallner, die Pressesprecher der Ministerin, weitergeschickt. Kurz darauf landet die Geschichte in den Redaktionen von „oe24“, „Kurier“, „Heute“ und „Kronen Zeitung“.

Ab 20.35 Uhr ist im Innenministerium bekannt, dass es statt einer Verhaftung nur einen „relativierten Verdacht“ gibt. Aber Mahrers Entwarnung wird ignoriert. Die Geschichte ist „draußen“.

Am nächsten Morgen meldet die „Kronen Zeitung“ um 7.44 Uhr als erste: „Sex-Attacke auf Kinder in Bädern“. Der Polizeisprecher wird zitiert: „Es ist noch keine Anzeige erfolgt”, so Hahslinger. Der 20-jährige Afghane wurde auf freien Fuß gesetzt.“

Der „Kurier“ zieht um 9.37 Uhr nach und meldet, dass „ein Mann am Beckenrand saß und vor einem kleinen Mädchen wiederholt auf seine Genitalien zeigte. Dabei öffnete er auch seine Beine.“ Dann kommt die erste Falschmeldung: „Der Wiener Täter ist gefasst.“ Und: „Der Täter aus Afghanistan sitzt in Untersuchungshaft.“ 

„Heute“ verlegt die Tat zwei Stunden später ins Wasser: „Der Afghane tauchte vor dem Mädchen immer wieder unter, spreizte seine Beine und zeigte auf seine Genitalien.“

Fremdenrechtliche Knaller

Wenige Monate später übernimmt die Sebastian Kurz-Zentrale die Koordination der „Afghanen“-Meldungen. Wolfgang Sobotka hat inzwischen Johanna Mikl-Leitner als Innenminister abgelöst. Kurz-Stratege Stefan Steiner verlangt von Sobotkas Ministerium mehr „fremdenrechtliche Knaller“. Die politische Jagd auf Asylwerber wird zur Hauptlinie der neuen ÖVP-Propaganda.

Hohe Polizeibeamte wie Karl Mahrer liefern die Munition, mit der ausgewählte Boulevard-Journalisten aus dem Kabinett des Innenministers versorgt werden. Karl Mahrer selbst wollte die ZackZack-Fragen nicht beantworten. An seiner Stelle sandte uns ÖVP-Landesgeschäftsführer Peter Sverak eine Erklärung:

„Grundsätzlich stellt sich die Frage woher Sie eine SMS (!) also eine persönliche Kommunikation zwischen Herrn Mahrer und Herrn Kloibmüller haben sollten? Zudem sich Herr Mahrer an diese angeblich stattgefundene Kommunikation vor 7 Jahren nicht erinnern kann. Nachdem die Authentizität der Inhalte ihrer Anfrage zweifelhaft ist, können wir leider auch keine Stellungnahme dazu abgeben.“

Die Mahrer-BMI-Chats liegen als Extraktionsbericht des Kloibmüller-Handys längst bei Bundeskriminalamt, Staatsanwaltschaft Wien und WKStA.

Titelbild: EVA MANHART / APA / picturedesk.com, Screenshots, Montage ZackZack

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42 Kommentare

  1. Abgelehnte Asylbewerber werden geduldet. Abgeschoben, egal wohin, wird so gut wie nie. Also landen nahezu alle angeblichen “Flüchtlinge” im Sozialsystem, während den eigenen Rentnern, nach Steuern, Krankenversicherung, Miete und Energiekosten so gut wie nichts übrig bleibt.

  2. Könnte man an der Stelle auch nachfragen, ob die Geschichte mit dem Asylwerber der angeblich vor den Augen ihres Freundes einer jungen Frau das Bikinioberteil heruntergerissen haben soll, wodurch ein angeblich anwesender Kellner (der auf Anfrage allerdings gar nichts wusste von einem solchen Vorfall) einschreiten musste….ob das auch auf Mahrers Mist gewachsen ist? Die Geschichte wurde damals von der Krone kolportiert und fällt auch in die Zeit von Mahrer als Polizei Vize….Der Herr M. dürfte sehr umtriebig sein was Stimmungsmache gegen Migranten betrifft und das leider schon seit Jahren. Erschütternd wozu manche Leute bereit sind zum Wohle der Partei. Vor allem bei der ÖVP überrascht einem diesbezüglich echt nichts mehr.

  3. In Berlin müssen gerade zwei bekannte Freibäder geschlossen bleiben. Es kam mehrfach zu krassen Situationen, als grosse Gruppen BesucherInnen belästigten, beschimpften, anpuckten oder schlugen. Dann kam er noch vermehrt zu Massenschlägereien zwischen diesen Gruppen. Die Polizei musste permanent einschreiten, jetzt macht das Bademeisterpersonal nicht mehr mit und verweigert die Arbeit unter solchen Umständen. Lt. Bademeisterverband häufen sich diese Vorkommnisse erst seit 2015.
    Derweil erregt ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung Aufsehen. Dort zeigt ein Autor syrischer Herkunft Verständnis dafür, dass Leute aus anderen Kulturkreisen sich erregen, wenn in Deutschland Frauen Eis am Stil in der Öffentlichkeit schlecken. Man rät den Frauen, solche “phallischen Objekte” nicht in der Öffentlichkeit zu lutschen.
    Soweit ist es gekommen.

  4. Gut dass über so was geschrieben wird, doch könnte man da es bereits 2016 geschah meinen, dass solche medialen Hetzkampagnen, die immer von Blau Schwarz befeuert werden, in den darauffolgenden Jahren nicht weitere unzählige Male lanciert wurden. Und unzählige Male basierte alles nur auf Gerüchte mit dünnen oder gänzlich fehlenden Tatsachengehalt. Klassiker waren hierbei meist die “Tatorte” Freibad, Behinderteneinrichtungen und Kindergärten auf die der Boulevard auf Grund des hohen Emotionalisierungsgsgrades besonders gerne ansprang. Etliche kulturfremde Personen – bevorzugt UmF’s und männliche Flüchtlinge allgemein – wurden dabei bedenkenlos diffamiert und dem Volkszorn “besorgter” Wutbürger ausgesetzt. Widerrufe bei ausbleibender Bestätigung von den oft sehr bizzaren Anklagen werden in der Regel kaum als notwendig erachtet, da man sich vor keiner ernstzunehmenden Lobby verantworten muss. Menschenverachtung als Politikum? Der ÖVP kann dies ohne Weiteres vorgeworfen werden.

    • @hr.lehmann
      👍Menschenverachtung als Politikum?
      Der ÖVP kann dies ohne Weiteres vorgeworfen werden.
      Derweil suchen Kocher und die WKÖ ausländische Fachkräfte. Was für Chuzpe!

  5. Und was läuft heute nicht so politisch gewollt und organisiert bis hinein in die willfährigen Medien so ab?

    Noch immer wurde nichts Konkretes getan, damit unserer Medien so funktionieren wie sie müssen.
    Noch immer sind wir eine Wahldemokratie und das auch dem BP zwischenzeitlich vollkommen egal? – Wie sagte dieser doch vor mehr als einem halben Jahr? – Die Wasserschäden in diesem Lande müssen dringend behoben werden – aber vielleicht kann er sich ja gar nicht mehr darain erinnern und ich tu ihm was möglichem Vorsatz anbebrifft auch noch unrecht?

  6. Kurzfassung: “Wir müssen’s tun, weil wir behaupten, die anderen brauchten’s, damit sie einmal wollen, was wir sollen”.
    -> Dekantent reaktionäre Retrofascho-Strategie im diplomatisch benamten präfaschistoiden Kleidchen…
    (“Seid’s froh, dass wir nur über die Tiachlat’n drüberfahren und die Marxist*innen mit InlandsPass noch verschonen.”)

      • Ja, ich “kann auch anders” 😉 , knie- bis knöcheltief, wenn’s denn sein muss… Manchmal musst die Sprache im Ausdruck an die be-/geschriebenen Gegebenheiten anpassen, um, wie in diesem Fall, die Leser*innen in die Niedertracht und Arglist dieser politischen Praxis authentisch mitzunehmen… (“betucht” schien mir viel zu nobel – und wäre natürlich auch gelogen 😉 )

  7. Toni: „Mundi, ich hab’s G’fühl, mit dem Karli stimmt irgendwas nicht.“
    Mundl: „Was soll mit dem nicht stimmen? Dass er ein Trottel ist, hab ich schon gseh’n, wie er auf die Welt g’kommen ist.“

    mia haum an undlichen koal.
    ob ned nua an
    wia haum jetzan sogoa zwa

    weil den nehammer hamma ja auch am hals.

    “an koal haum” ist gerade in wien eine althergebrachte redewendung und stammt höchstwahrscheinlich im ursprung vom berühmten carl-theater in der leopoldstadt.

    wobei das mit dem herrn karl in wien ohnehin was besonderes sein dürfte.
    hamma doch auch den prototypen des opportunistischen wieners geschaffen von qualtinger in person des herrn karl.
    und das passt doch ganz wunderbar zu den beiden karlis aus der liechtenfelsgasse.

    • Karl Valentin war sowieso ein Weit-Sichtiger: z.B. einer seiner legendären Gags:

      Was ist der Unterschied zwischen einem Briefträger und einem (gut erzogenen) Hund?
      Gar keiner!! – > “Der eine adressiert – und der andere is” ah dressiert!”

    • Das traurige ist, anstatt ordentlich zu regieren und probleme zu lösen, flooden uns diese unfähigen/unwilligen vpler mit dauershit.
      Es ist zum schreien.

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