Mittwoch, April 24, 2024

NÖ-Unternehmen wirbt auf selber Seite doppelt – ÖVP-Inserate

Nach ZackZack-Berichten zu überteuerten Inseraten fällt ein weiteres Unternehmen im Eigentum des Landes Niederösterreich mit teils fragwürdigen Anzeigen in ÖVP-Blättern auf. Eine Kampagne sticht besonders hervor.

 

Daniel Pilz

Wien, 24. Jänner 2022 | Die Niederösterreichische Versicherung (NV) schaltete seit Herbst 2017 in den beiden Zeitschriften „Sicher in NÖ“ und „Jung“ Inserate über mindestens 88.000 Euro, wobei der Preisspiegel zeigt: Im Vergleich zu den größten niederösterreichischen Zeitungen hat man pro Inserat offensichtlich deutlich mehr hingeblättert. Das ergaben Auswertungen von ZackZack. Beide Magazine gehören dem ÖVP-nahen INNOVA-Verlag, der auch Medieninhaber der ÖVP-Zeitschriften „partei:intern“ und der „Niederösterreich Zeitung“ ist.

Aber auch in anderen Magazinen fällt die NV mit sonderbaren Inseraten auf. Dazu gleich mehr.

ÖVP-Verbindungen

Einziger Aktionär der NV ist die LK-NÖ Holding GmbH, die zu 100 Prozent im Eigentum der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer steht. Deren Präsident ist der ÖVP-Abgeordnete Johannes Schmuckenschlager. Der Aufsichtsrat in der NV selbst setzt sich zum einen aus Personen aus dem Umfeld der ÖVP-dominierten Landwirtschaftskammer zusammen. Mit Wolfgang Viehauser sitzt zudem eine Person im NV-Aufsichtsrat, die auch Teil des Vorstands der Hypo NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien sowie Aufsichtsrat in der NÖ Kulturwirtschaft ist. Beide Unternehmen inserieren neben der NV ebenfalls großzügig in ÖVP-nahen Zeitschriften. Auch die Hypo NOE gehört zu 100 Prozent dem Land Niederösterreich.

Überteuerte Preise

Ins Auge stechen die hohen Preise der Inserate in „Jung“ und „Sicher in NÖ“, besonders im direkten Vergleich mit bekannteren Printmedien. Um 1.000 Leser mit einer ganzseitigen Werbung zu erreichen, zahlt man bei der Niederösterreichischen „Krone“ 42,9 Euro, bei allen Regionalausgaben der Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) zusammen 58,9 Euro. Es sind die beiden größten Printmedien in Niederösterreich.

Beim INNOVA Verlag sind die Leser allerdings beträchtlich teurer: Für 1.000 Leser bei „Jung“ muss man 175 Euro hinblättern, bei „Sicher in NÖ“, das laut Selbstbeschreibung bei einer Auflage von 15.000 „eine Leserschaft von 100.000 Interessierten“ erreicht, kosten 1.000 Leser gemessen an der verbreiteten Auflage ganze 600 Euro. Dass „Sicher in NÖ“ tatsächlich 100.000 Interessierte erreichen könnte, ist bei einer Auflage von 15.000 selbst für Berechnungen des INNOVA Verlags unrealistisch. Denn für das Magazin „Jung“ berechnen die Medieninhaber ein gänzlich anderes Verhältnis zwischen Auflage und Reichweite. Aus einer Auflage von 21.900 „ergibt sich eine Leserschaft von ca. 20.000“, so die Selbstbeschreibung des INNOVA Verlags.

Doppeltes Inserat auf selber Seite

Dem Geschäftsbericht der NV für 2021 ist zu entnehmen, dass die Risikobewertung „die abteilungsinternen Kontrollen auf Vollständigkeit und Effizienz überprüft“. Doch wie effizient sind Inserate in ÖVP-nahen Medien, die bis zu zehnmal so viel kosten wie in der „Kronen Zeitung“? Ein Beispiel macht besonders deutlich, dass zumindest Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Schaltungen angebracht sind. Nicht nur beim INNOVA Verlag, sondern auch bei „Endlich FREI-ZEIT“, dem ÖVP-nahen niederösterreichischen Seniorenmagazin, ist die NV einer der größten Inserenten. Seit September 2021 schaltete man dort bezahlte Anzeigen zum Preis von mindestens 19.500 Euro. Die drittelseitigen Minianzeigen am Ende des Magazins fehlen in keiner Ausgabe im angegebenen Zeitraum. Dabei gab man sich offenbar wiederholt Mühe, nicht die billigste Option zu wählen. Denn anstatt in den beiden Regionalausgaben von „Endlich FREI-ZEIT“ zweidrittelseitige Inserate zu schalten, entschied man sich seitens der NV wiederholt für zwei einzelne und damit deutlich teurere, drittelseitige Inserate.

Auf Anfrage betonte die NV gegenüber ZackZack „vielfältige Kommunikationsmaßnahmen“ zu pflegen. Unter anderem auch „Insertionen in Medien mit starkem Niederösterreich-Bezug“. Auch Wirtschaftlichkeit spiele eine Rolle: „Bei jeder unserer Werbemaßnahmen achten wir auf eine entsprechende Breitenwirksamkeit und eine dem Ressourceneinsatz entsprechende Werbeleistung“, versicherte man, ohne auf die angefragten Inserate beim INNOVA Verlag näher einzugehen: „Über einzelne Projekte bzw. Werbemaßnahmen können wir vor allem in Hinblick auf die anderen Marktteilnehmer keine Auskunft geben. Wir versichern Ihnen aber, dass wir unsere Entscheidungen aus eigenem Antrieb und ausschließlich gemäß den vorgenannten Grundsätzen treffen.“

Wohnhaus am Stadtrand

Bleibt noch der Verlag. Geschäftsführer des INNOVA Verlags ist Gerhard Schlack. Der gut vernetzte Niederösterreicher ist auch bei der ÖVP kein Unbekannter, lukrierte als Geschäftsführer der Media Contacta Agentur Aufträge ohne konkrete Ausschreibung, wie der Standard berichtete. Neben den objektiv erscheinenden Magazinen „Jung“, das vormals unter dem Namen „Juno“ von besagter Media Contacta produziert wurde, und „Sicher in NÖ“, die beim Durchblättern vor allem durch Werbung für die Landespartei auffallen, ist der INNOVA Verlag auch Medieninhaber der ÖVP-Zeitschriften „partei:intern“ und der „Niederösterreich Zeitung“.

Der Verlag operiert in einem Wohnhaus abseits der St. Pöltner Innenstadt. Rückschlüsse auf dessen Nähe zur ÖVP gibt auch die ehemalige Adresse Niederösterreicherring 2, wo auch heute noch einige Unternehmen im Eigentum des Landes Niederösterreich ihren Sitz haben. Mit dabei: Die Niederösterreich-Werbung GmbH, die bereits mit sonderbaren Inseraten im INNOVA Verlag auffällig geworden ist.

(dp)

Titelbild: TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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15 Kommentare

  1. vieleicht verstehn wir das alles total falsch (lol). diese NÖversicherung evaluiert vieleicht ein neues produkt zur absicherung gegen wasserschäden, das auch welche aus politischer natur abdeckt hehe sowas ähnliches gibts als haftpflichtversicherung für mänätscha oder ärztekunstfehler. apropos kunstfehler – vieleicht könnten diese politischen wasserschäden eher ins kulturbüdscheeliche kunstfehlerkonto verbucht werden. dann kann sich jeder auf den anderen abputzn – eh wurscht – zoit eh die versichrung und geht damit ned ins wahlk(r)ampfkostenbüdschee – wie scheee

  2. Irgendwie sollte man die Hanni FAST bewundern.
    Ein hässliche, hinterfotzige Person!!
    Als Innenministerin genau so deppert wie Nehammer und Karner, aber hats geschafft, sich den Posten vom Pröll zu krallen

  3. Leider gibt es keinen aktuellen Beitrag zum Rechtsstaat.
    Nach dem neuerlichen Freispruch wird man nun wohl nach dem Pilnacek rufen?
    Das System in diesem Land hat nach wie vor alles fest im Griff auch die angeblich unabhängigen Richter?
    Langsam braucht man den Wasserschaden gar nicht mehr aufräumen, da es ihn ohnehin nicht gab, sondern nur von den politischen Feinden erfunden wurde?

    Jetzt gibt es schon zwei Whistlblower und damit vermutlich wohl mindestens schon einen weiteren Täter und damit den schlagenden Beweis einer kriminellen Organisation. Doch wird dies wohl erheblich größer sein und auch in solche Urteilsfindungen wirken?

    Die steuerbare Plagiatsministerin wird nun aber wohl auch die WKSTA vor die Hunde gehen lassen (müssen)?

    Das was aber gerade in der EU hervorwächst soll es in Österreich gar nicht gegeben haben?

    • Dabei aber fällt mir automtisch noch die Frage ein: Was ist eigentlich aus den zahlreichen strafrechtlich verdächtigen Berichterstattungen und weiteren Ankündigungen bei ZZ geschehen?
      Vermutlich sind wir nun auch sehr bald keine Wahldemokratie mehr?
      Gott sei Dank funktionieren wenigstens die Qualtitätsmedien noch?

  4. Die anderen Zeitungen denken schon an die Zeit nach der Wahl.
    Das Hannerl wird nicht weg sein und die ÖVP auch nicht. Landesaufträge, Parteiaufträge es gibt Millionen zu verteilen. MOTTO Händ verschränken Gosch heutn.

  5. ……..und niemand kümmerts…….( ausser ZZ)

    Wo ist der öster. Journalismus??

  6. Es steht halt viel auf dem Spiel, in Niederösterreich. Da müssen alle ihren Beitrag leisten.
    Es steht halt viel auf dem Spiel, in Niederösterreich. Da müssen alle ihren Beitrag leisten.
    Es steht halt viel auf dem Spiel, in Niederösterreich. Da müssen alle ihren Beitrag leisten.

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