Samstag, Juli 27, 2024

Teil 26: Benko im Rating-Fall

Eine führende Agentur setzt ihr Rating aus. Nicht nur Investoren und Banker fragen sich: Ist René Benko mit seiner SIGNA am Ende?

Von Bernd Nussbaumer und Peter Pilz

In der Finanzwelt hat die Nachricht wie eine Bombe eingeschlagen: Die deutsche Ratingagentur “Creditreform Rating AG”, die sich selbst als “eine der führenden europäischen Ratingagenturen” bezeichnet, teilte überraschend mit, dass sie das Rating der „SIGNA Prime Selection AG“ auf „n.r.“ – not rated – abgestuft hat. SIGNA scheint damit erstmals am Boden.

Zu diesem Schritt sieht sie sich veranlasst, „da das zuletzt veröffentlichte Rating von A-/negativ nicht mehr aktuell ist und die Prüfung von Einwänden und Stellungnahmen der SIGNA Prime Selection AG im Zuge einer Ratingaktion andauert.” Damit ist jetzt auch Feuer auf den verbliebenen Resten des SIGNA-Daches.

“Creditreform Rating” vergibt seit 2017 Ratings für die SIGNA Prime Selection AG. Sie ist daher auch mit der Struktur und den Finanzen des Unternehmens seit vielen Jahren bestens vertraut.

Offenbar hat die Ratingagentur dem Unternehmen Fragen gestellt oder Unterlagen angefordert, auf die sie nach Verstreichen der Fristen keine zufriedenstellenden Antworten erhalten hat.

Von „A+“ auf Null

Die Benko-Probleme sind nicht neu. Seit 2017 ist das Rating bereits von „A+“ über „A“ auf „A-“ im Jahr 2022 gesunken. Wie ZackZack berichtete, hat die SIGNA gerade 400 Millionen Euro bei ihren Großaktionären eingesammelt. Bereits das wurde von Insidern als Zeichen für eine Rettungsaktion gewertet.

Creditreform Rating sagt von sich selbst: “Als eine der wenigen europäischen Ratingagenturen stellen wir uns den Anforderungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Anerkennung als EZB-ECAI (External Credit Assessment Institution)”. Damit kann ihr Rating von Banken im Rahmen ihrer Kreditrisikoanalysen herangezogen und externen Prüfern, wie in der laufenden SIGNA-Prüfung der EZB in österreichischen Banken, vorgelegt werden.

Kein Banken-Geld für SIGNA?

Das Aussetzen eines Ratings alarmiert Gläubiger, die sich in ihren Analysen auf Kreditratings stützen. Die Berechnung der Kreditzinsen fußt auf Basiszinssatz und Risikoaufschlag. Je schlechter das Rating ist (allgemein die Risikoeinschätzung, dass der Kredit nicht zurückgezahlt werden kann, also ein sogenannter “Non-Performing-Loan” wird), umso höher sind die Zinsen, die für diesen Kredit angesetzt werden.

Zusätzlich müssen Banken ihre Kredite laufend beurteilen. Wenn sie die Gefahr sehen, dass sie zu “Non-Performing-Loans” werden, müssen sie selbst Rückstellungen dafür vorsehen, was sich negativ auf ihr Eigenkapital auswirkt. Wenn die Raiffeisen-Banken in Österreich – so wie kolportiert – zwischen einer halben und zwei Milliarden Euro an Signa-Krediten in ihren Büchern stehen haben, sind die negativen Auswirkungen auf das Eigenkapital immens. Für all dies gibt es strenge Vorschriften durch Regulatorien wie Basel II und Basel III, die exakte Schwellenwerte und Mindestanforderungen definieren.

Selbst wenn das Aussetzen des Ratings für die SIGNA keine unmittelbare Auswirkung hat, so scheint es für sie schwer bis unmöglich, sich in Zukunft zu refinanzieren. Spätestens wenn die nächste Runde der Refinanzierungen anläuft, SIGNA frisches Geld braucht und bis dahin kein Rating vorliegt, kann man davon ausgehen, dass SIGNA das nächste Stadium droht: die Zahlungsunfähigkeit.

Benko am Ende?

Bereits im Juni wurde berichtet, dass SIGNA Holding dem Tochterunternehmen SIGNA Sports United mit fast 300 Millionen Euro aushelfen muss. Wenn jetzt für „SIGNA Prime Selection“, die als Herzstück von SIGNA gilt, Retter mit viel Geld gesucht werden müssen, stellt sich eine neue Frage: “Wann ist Benko am Ende?”

Die Feststellung der „Wirtschaftswoche“ scheint aus heutiger Sicht prophetisch: “Benko muss beweisen, dass er nicht nur Boom, sondern auch Krise kann.” Möglicherweise ist es auch dafür zu spät.

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Weiterführende Links:

Ratingagentur zieht SIGNA-Rating zurück

Benko sammelte Geld bei Großaktionären ein 

EZB prüft SIGNA

SIGNA schiebt Geld zu Tochterfirmen

Wirtschaftswoche über Benkos Probleme

Titelbild: HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com, Screenshot, Montage ZackZack

Autor

  • Bernd Nussbaumer

    Bringt seine Erfahrungen in wirtschaftlichen und unternehmerischen Fragestellungen ein und steht damit ZackZack zur Seite.

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